Wer ist denn nun Titelanwärter? Was war das für ein Quatsch mit Coca Cola? Und was ist da los mit Gattuso bei Florenz? Unser Newsletter „11FREUNDE am Morgen“ hat Antworten.
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Eine kurze Bilanz. Die erste Rutsche der Gruppenphase ist absolviert und jedes Team hat einmal vorgespielt. Höchste Zeit also, die Wahl der Turnierfavoriten einmal kritisch zu überprüfen. Irgendjemand überschätzt, irgendjemand übersehen? Letzteres trifft womöglich auf die Italiener zu, die gestern Abend bei ihrem klaren 3:0‑Sieg zeigten, wie Begeisterung und Einsatz auch individuelle Schwächen kompensieren können, wobei die Schweiz allerdings über weite Strecken des Spiels auch nur brav Spalier stand. Die Spanier wiederum, einer der oft genannten Titelanwärter, übertrieben es zum Auftakt mit ihrer Einkreisungstaktik. Das 1:0 der Franzosen schließlich bestätigte alle Befürchtungen der Konkurrenz, denn wieder einmal paarte sich beim Weltmeister spielerische Brillanz mit einer fast technokratischen Ergebnisverwaltung, die das Team zum Topfavoriten auf den Titel macht. Noch wen vergessen? Ach ja, die Engländer, die es sich sogar leisten konnten, einen Kicker wie Jadon Sancho aus dem Spieltagskader zu streichen, und vor allem die Niederlande, deren Kraftakt gegen die Ukraine das bislang wohl packendste Match der Vorrunde war. Fehlt in diesem Reigen eigentlich nur noch die übliche Überraschungsmannschaft. Und nachdem Nordmazedonien zum Auftakt eher wenig überzeugt hat, hoffen wir mal darauf, dass die deutsche Nationalelf sich irgendwie ins Achtelfinale würgt und dort dann plötzlich über sich hinauswächst. Oder so.
Eine gute Nachricht von der EM. Fußballfans haben nichts verlernt. Auch die lange Abstinenz der Anhänger hat traditionelle Rituale nicht kaputtmachen können, etwa das reflexhafte Protestieren, ohne zuvor die Szene überhaupt gesehen zu haben. Schön zu betrachten beim Spiel Italien-Türkei neulich, als ein italienischer Spieler im Strafraum attackiert wurde, was ein ulkig kostümierter Tifosi auf den Rängen gar nicht mitbekommen hatte, weil er gerade mit seinem Nachbarn plauderte. Das hinderte ihn aber nicht daran, in Sekundenschnelle auf blanke Empörung umzuschalten, aufzuspringen und wüst zu protestieren. Selten so ein klares Foul gesehen! Geht´s noch? Schiri, der hat schon Gelb!
So schnell kann es gehen. Vor zwanzig Tagen erst wurde Gennaro Gattuso als neuer Cheftrainer des AC Florenz vorgestellt. Der 43jährige hatte in der letzten Saison den SSC Neapel gecoacht und sollte nun in die Toskana wechseln. Offizieller Arbeitsbeginn: 1. Juli 2021. Nun aber könnte es schon vor dem ersten Tag als Chefcoach der Fiorentina wieder zur Trennung kommen. Angeblich haben sich der Club auf der einen Seite und Gattuso und sein selbstbewusster Berater Jorge Mendes auf der anderen schon wieder so sehr über strategische Fragen zerstritten, dass eine rasche Trennung die wahrscheinlichste Variante ist. PS: Wer den einschlägigen Tweet des Journalisten Gianluca Di Marzio verfolgt, kann nachlesen, wie das eigentliche Thema, nämlich Gattusos Abgang, durch eine brisante geostrategische Überlegung überlagert wird. Twitterer „UtdMo7“ schreibt nämlich: „Das ändert nichts an der Tatsache, dass in der Antarktis 21 Millionen Pinguine leben und auf Malta 502653 Menschen. Wenn die Pinguine nun entscheiden, in Malta einzumarschieren, müsste jeder Malteser gegen 42 Pinguine kämpfen.“ 42 Pinguine! Da waren wir auch erstmal baff und hatten Gattuso schon fast wieder vergessen.
Abstürze und Aufschwünge. Vorgestern Abend machte die Tartarenmeldung vom vermeintlichen Milliardenverlust des EM-Sponsors Coca-Cola die Runde durchs Netz. Weil Cristiano Ronaldo bei einer Pressekonferenz die dort drapierten Cola-Flaschen weggeräumt und mit einem abschätzigen Kommentar versehen hatte, sei der Aktienkurs in den Keller gerauscht und habe dem Konzern einen Wertverlust von vier Milliarden Euro eingebracht. Prima Story! Aber war das wirklich so? Eher nicht, weil der vermeintliche Absturz lediglich eine ganz normale Schwankung des Börsenkurses um exakt 44 Cent abbildete, vor allem aber, weil gestern noch etwas anderes in der Welt des Brausegiganten passiert ist. Wir zitieren Thomas Knüwer, der das dankenswerterweise mal ausführlich aufgeschrieben hat: „Jener Tag war auch der Ex-Div-Tag für Coca-Cola. Das bedeutet: Es war der Tag, an dem die Dividende (in dem Fall die Quartalsdividende) ausgezahlt wurde. An solch einem Tag sinkt der Kurs für einen Tag um diesen Auszahlungsbetrag, denn das Unternehmen ist (simpel gesprochen) so viel weniger wert – es zahlt das Geld ja aus. (…) Die Aktie verlor 44 Cent. Die Quartalsdividende betrug: 42 Cent.“ Na, schau an. Derweil gibt es in der Fußballszene Solidaritätsbekundungen mit der rührigen Getränkefirma aus Atlanta. Der russische Nationaltrainer Tschertschessow griff sich bei seiner Pressekonferenz eine Cola und kippte sie ostentativ und ohne Rücksicht auf Verluste in sich hinein. Leider reagierte die Börse nicht auf diese mutige Geste.
Das neue Heft ist draußen. Die Besitzer gut sortierter Kioske werden euch heute schon freudig unsere Ausgabe 236 entgegenrecken, denn sie wissen schon: Es lohnt sich! Wir haben nämlich in unserer Titelgeschichte das zehnjährige Jubiläum der ersten BVB-Meisterschaft 2011 unter Jürgen Klopp nacherzählen lassen. Und man bekommt einen guten Eindruck davon, wie sehr Klopp den Klub damals verändert hat. Außerdem haben wir Fredi Bobic gefragt, wie er Hertha BSC wieder auf Kurs bringen will, sind schurkigen Fake-Spielerberatern nachgespürt, blicken auf eine kuriose Saison zurück und erzählen, warum der englische Fußball vor größereren Refomen steht. Jetzt am Kiosk.
Eine kleine Rätselpartie. Heute suchen wir einen Akteur aus dem Fußballgeschäft, der leider allzu oft nur am Rande wahrgenommen wird. Lösungen wie immer ans diskrete Postfach philipp@11freunde.de. Und diesmal würde ich mich freuen, wenn der eine oder die andere noch dazu schreibt, was ich beim Verfassen des Newsletter noch besser machen könnte, was noch fehlt, was überflüssig ist. PS: Die Lösung von gestern wurden gerade von den hartgesottenen Rätselfreunden als zu einfach empfunden, es war natürlich die Turniermannschaft (TOUR Eiffel, die Comicserie NIER, ein MANN und der SCHAFT eines Beils), zu der sich die deutsche Elf ganz sicher demnächst noch entwickelt.