Flavio Becca hat gut lachen. Noch vor zehn Tagen sah es so aus, als hätte man ihn in Kaiserslautern ausgebootet – plötzlich ist der Luxemburger der große Gewinner des Pfälzer Machtkampfes.
Einen Höhepunkt erreichte das Gerangel, als vor wenigen Tagen plötzlich eine „regionale Investorengruppe“ auftrat, für die Littig in FCK-Gremien offenbar eine Mehrheit erreichte. Somit schienen die Verhandlungen mit dem Luxemburger Milliardär zu platzen. In einer offiziellen Pressemeldung teilte der FCK noch am 6. Mai mit, dass dessen Investorenangebot „nicht mehr existent“ wäre. Aber wer sich hinter dieser Gruppe verbarg, blieb ein Geheimnis. Selbst Littig wollte sich dazu nicht äußern. Erst Tage später gaben zwei Kaiserslauterer Unternehmer der Gruppe ihr Gesicht.
Der Vorschlag der „Regionalen“ zielte darauf ab, mit zunächst drei Millionen Euro beim FCK einzusteigen. Dafür wollten sie zehn Prozent der Aktienanteile an der FCK-Kapitalgesellschaft haben. Mit diesem Ansatz wäre jedoch der Unternehmenswert des FCK mit einem Schlag von zuvor angenommenen 120 Millionen Euro auf 30 Millionen Euro abgesackt. Das sorgte für Erstaunen bei langjährigen Förderern und wichtigen Kreditgebern des Vereins. Unter anderem aufgrund dieser Unstimmigkeit wollte sich der Finanzdienstleister Quattrex von seinem Engagement zurückziehen. Der Rückzug des Geldgebers hätte für den FCK bedeutet, eine weitere Millionensumme in wenigen Tagen für die Lizenz aufbringen zu müssen. Insider meinen, der Verein hätte dadurch vor der Insolvenz gestanden.
Rücktritt nach 2:3
Offenbar sorgten die Ereignisse für den Stimmungswandel eines Beiratsmitglieds in der FCK-Kapitalgesellschaft. Der Beirat ist personell identisch mit dem fünfköpfigen Aufsichtsrat des Vereins. So kippten die Mehrheiten in den Kontrollgremien wieder – und das entscheidende Votum ging am Donnerstag 3:2 zugunsten des Becca-Deals aus, was Littig zum Rücktritt veranlasste.
Der Funktionär Littig habe sich mit seiner Entscheidung, „Ruhe in die Gremien“ zu bringen und damit einen „wichtigen Beitrag zur Befriedung innerhalb des 1. FC Kaiserslautern“ zu leisten, ganz in den „Dienst des Vereins“ gestellt, heißt es zum Abschied lobend in einer Pressemeldung des FCK. Vielleicht ist man im kultigen Fritz-Walter-Klub ja wirklich stolz darauf, nach einer sportlich missratenen Saison mit einem aufreibenden Finanzpoker um die Drittligalizenz in Sachen Dramatik sogar das spektakuläre Elfmeterschießen im Europa-League-Halbfinale in den Schatten stellen zu können?