Das Spiel gegen Spanien ist der vorletzte Test vor der Nominierung des WM-Kaders. Der Konkurrenzkampf ist groß wie nie zuvor – und der Bundestrainer achtet auf sein Bauchgefühl.
Im Angriff hat Löw als mögliche Alternative zu Timo Werner die Wahl zwischen Mario Gomez und Sandro Wagner, zwischen zwei echten Strafraumstürmern also, die in Deutschland vor zwei Jahren noch auf der Liste der bedrohten Arten standen. „Mario Gomez ist in einer sehr guten Form in der Rückrunde“, sagt Löw. Sandro Wagner spiele bei den Bayern nicht ganz so oft, „aber wenn er gespielt hat, hat er immer ein Tor gemacht. Beide haben Selbstbewusstsein, das merkt man auch im Training.“ Am jüngsten Bundesligawochenende trafen Gomez und Wagner für ihre Klubs – genauso Timo Werner.
Kaste der Unberührbaren
„Es ist für die Spieler gut, sich gegenseitig ein bisschen hochzuschaukeln“, sagt Thomas Müller, der in der Nationalmannschaft zur Kaste der Unberührbaren gehört, so wie Toni Kroos, Mats Hummels, Jerome Boateng und eigentlich auch Manuel Neuer. Aber selbst auf der Torhüterposition ist durch Neuers anhaltende Verletzungspause noch nichts abschließend geklärt. Gegen Spanien wird Marc-André ter Stegen im Tor stehen, der wahrscheinlich auch die Nummer eins bei der WM wäre, sollte Kapitän Neuer tatsächlich ausfallen. Aber davon geht Löw nach wie vor nicht aus. Er hat sich dieser Tage mit Neuer und den Ärzten ausgetauscht und positive Rückmeldungen erhalten. „Es ist geplant, dass er in dieser Saison noch spielt“, berichtet der Bundestrainer.
Trotzdem: Der Kampf um die Plätze ist auf eigentlich allen Positionen so hart wie vielleicht noch nie. 26 Spieler hat Löw für die Spiele gegen Spanien und Brasilien nominiert – nur 23 werden bei der Weltmeisterschaft dabei sein können. Und mögliche Kandidaten wie Marco Reus, Mario Götze, André Schürrle und der verletzte Neuer sind diesmal gar nicht erst berufen worden. „Die Liste ist natürlich ein bisschen länger“, sagt der Bundestrainer. „Wir haben durch den Confed-Cup noch einmal eine größere Breite bekommen.“
Teamspirit als Erfolgsformel
Der Konkurrenzdruck ist eher noch größer geworden. „Das tut uns gut“, glaubt Thomas Müller. „Und für den Trainer ist das eine super Situation.“ Es ist aber auch eine Herausforderung, die richtigen Spieler auszuwählen. Am 15. Mai wird der Bundestrainer seinen vorläufigen Kader bekannt geben, bis zum 4. Juni sind dann noch Änderungen möglich. „Die Leistung steht über allem“, sagt Löw. In seine Bewertung werden allerdings auch die sogenannten Soft Skills einfließen, weiche Faktoren wie Teamfähigkeit, eine gewisse Toleranz und Einfühlungsvermögen. Das ist eine Erkenntnis aus der WM vor vier Jahren, als die Leistungsdichte im Kader nicht ganz so hoch war, viele Spieler dadurch kaum oder gar nicht zum Einsatz kamen – sich aber so verhielten, dass der Gesamterfolg nicht gefährdet wurde. Dieser unglaubliche Spirit habe die Mannschaft 2014 ausgezeichnet, erklärt der Bundestrainer. Tore kann man zählen, ebenso gewonnene Zweikämpfe, überspielte Verteidiger. Für Teamgeist aber gibt es noch keine Datenerfassung. Joachim Löw sagt: „Das Bauchgefühl spielt in der Entscheidungsfindung eine wichtige Rolle.“