Carlo Ancelotti ist Geschichte. Trotzdem kommen die Bayern gegen Hertha BSC nicht über ein 2:2 hinaus. Was ist da los? Das sind die fünf Probleme der Bayern.
3. Den Bayern fehlt die Kontrolle
Das führt zum nächsten Problem: Die Bayern können keine Kontrolle über das Spiel erlangen. In den vergangenen Jahren war ein Bayern-Spiel nach einem 2:0 praktisch vorbei. Sie ließen Ball und Gegner laufen, dieser rieb sich auf, kam aber nie auch nur in die Nähe des Spielgeräts.
Das gelingt den Bayern in dieser Saison nicht mehr. Gleich zwei Mal binnen einer Woche verspielten sie eine 2:0‑Führung. Hertha musste nicht einmal einen ausgeklügelten taktischen Plan vorlegen: Sie begannen nach der Pause, in ihrem 4 – 2‑3 – 1‑System den Gegner aggressiver zu stören. Sie bauten über den ganzen Platz Mannorientierungen auf, liefen Münchens Abwehr früh an. Herthas Wucht und Ausdauer beeindruckte die Bayern; so etwas war lange Jahre nicht vorstellbar in der Bundesliga.
4. Die Defensive schwimmt
Genki Haraguchis Solo vor dem 2:1 offenbarte die Schwächen der Münchener Abwehr: Niemand störte ihn, nur halbherzig gingen Bayerns Verteidiger zum Ball. Das Problem zieht sich allerdings durch die gesamte Mannschaft; die Verteidiger, gerade der starke Mats Hummels, hinterließen sogar noch den stärksten Eindruck.
Bayerns Pressing ist nicht auf dem Niveau vergangener Tage. In der ersten Halbzeit gelang es ihnen noch, im Spiel gegen den Ball kompakt zu stehen. Die Abwehr schob weit nach vorne, das Mittelfeld störte aggressiv. Nach der Pause vergaßen die Bayern alles, was sie in der ersten Halbzeit stark gemacht hatte. Gerade das Nachrückverhalten des Mittelfelds stimmte nicht mehr. Die Bayern machten es Hertha zu einfach, die einrückenden Außenstürmer mit Pässen zu füttern.
5. Bayern agiert zu flügellastig
Offenbar wollten die Spieler ihren Trainer Sagnol beeindrucken – dessen Halbfeldflanken sind bis heute in München legendär. Also schlugen die Münchener beim Spielstand von 2:2 Flanke um Flanke in den Strafraum und hofften, dass einer der Bälle bei einem Stürmer landete.
Die Flügellastigkeit ist das große Problem der Bayern in dieser Saison. Durch die tiefe Position der Sechser fehlt eine Anspielstation im offensiven Mittelfeld. Den Bayern bleibt häufig nur der Weg über die Flügel. Neben Robben und Ribery fehlt hier auch Kingsley Coman die Form. Statt atemberaubender Dribblings können Bayerns Außen derzeit nur Flanken anbieten. Insgesamt 178 Flanken schlugen die Bayern in dieser Saison, das ist der höchste Wert der gesamten Liga – der Durchschnittswert liegt bei rund 120.
Viele Flanken müssen nicht per se eine falsche Strategie sein. Wenn das Spiel allerdings nur noch aus hohen Hereingaben besteht, kann sich der Gegner leicht darauf einstellen. Genau das tat Hertha in der Schlussphase. Der Traum der Bayern, ihre Krise mit einem Flug in die Vergangenheit zu beenden, platzte.