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Hin­weis: Das Inter­view stammt aus dem Jahr 2007, damals war Diego ein junger Mann und auf dem Zenit seiner Schaf­fens­kraft. Heute Abend beendet der Bra­si­lianer seine lange und abwechs­lungs­reiche Kar­riere. Von Bremen ging es über Turin, Wolfs­burg, Madrid und Istanbul zu Fla­mengo. Die Cham­pions League hat er nie gewonnen, Welt­meister ist er auch nicht geworden. Dafür hat er im Herbst seiner Kar­riere gleich zweimal die Copa Libert­adores geholt.

Diego, was ist Ihre erste Erin­ne­rung an den Fuß­ball?
Als ich ein kleiner Junge war, habe ich immer die Tri­kots von meinem Vater ange­zogen. Er hat mit seinen Freunden gekickt und musste danach immer noch mit mir auf der Straße spielen. Ich war so ver­rückt nach dem Ball, dass ich ihn sogar nachts mit ins Bett genommen habe.

Hatten Sie ein Idol?
Oh ja, das hatte ich. Sein Name war Rai. Er spielte in São Paulo, später bei Paris St. Ger­main und war Kapitän der bra­si­lia­ni­schen Natio­nalelf bei der WM 1994. Ein offen­siver Mit­tel­feld­spieler, genau wie ich.

Was hat Sie an ihm fas­zi­niert?
Alles. Seine prä­zisen Pässe, die ele­ganten Bewe­gungen, seine ganze Bega­bung.

Wie halten Sie es mit Pelé?
Ich hatte bis jetzt nur wenig Kon­takt zu ihm, aber er scheint ein sym­pa­thi­scher Mensch zu sein, der mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben ist.

In Deutsch­land meinen ja viele, Franz Becken­bauer redet zu viel. Sagt man in Bra­si­lien nicht das­selbe über Pelé?
(lacht) Das stimmt. Pelé hatte schon oft Pro­bleme mit ver­schie­denen Spie­lern und Trai­nern. Mir per­sön­lich ist es egal, ob er zu viel oder zu wenig redet.

Ihre Mutter hätte es lieber gesehen, wenn Sie Ten­nis­spieler geworden wären.

So ganz stimmt das nicht. Sie spielt sehr gerne Tennis und ich habe als kleiner Junge Stunden mit ihr genommen. Aber sie hat auch nie etwas dagegen gehabt, dass ich Fuß­baller werde.

Warum ist Fuß­ball besser als Tennis?
Was heißt besser? Es ist über­haupt kein Ver­gleich! Fuß­ball macht viel mehr Spaß und ich bin viel besser darin.

Sie stammen aus der Mit­tel­schicht und haben auf den Bolz­plätzen Ihrer Hei­mat­stadt Ribeirão Preto oft mit Kin­dern aus ärmeren Ver­hält­nissen gespielt.
Es ist ja nicht so, dass wir reich waren. Ich bin nie in die gefähr­li­chen Gegenden der Stadt gegangen, aber wir haben auch in unserem Viertel inmitten von ein­fa­chen Leuten gelebt.

Haben Sie damals trotzdem Sachen gelernt, von denen Sie heute noch pro­fi­tieren? Zum Bei­spiel, so schnell zu sein, dass man kaum die Gele­gen­heit hat, Sie zu ver­letzen?

Klar. Neben der Technik gehört auch eine gewisse Geris­sen­heit dazu, ein großer Fuß­baller zu sein. Und das lernt man nir­gendwo besser als auf der Straße.

Für viele bra­si­lia­ni­sche Spieler ist die größte Moti­va­tion der soziale Auf­stieg. Wie war es bei Ihnen?

Die aller­erste Moti­va­tion ist die Freude am Spiel. Es ist ein biss­chen traurig, wenn Leute sagen: Ich spiele nur Fuß­ball, um Geld zu ver­dienen.“ Das Wich­tigste sind Glück und Zufrie­den­heit, aber natür­lich spielt auch das Geld eine Rolle. Ich hatte immer den Wunsch, meiner Familie zu helfen.

Hatte Ihre Familie denn Hilfe nötig?
Wie gesagt, wir haben zwar nicht in ganz schlechten Ver­hält­nissen gelebt, aber auch meine Eltern haben Träume, die sie ver­wirk­li­chen wollen. Und ich kann ihnen jetzt dabei helfen.

Wann war Ihnen klar, dass Sie Profi werden wollen?

Immer schon. Seit ich ange­fangen habe zu spielen.

Und wann war Ihnen klar, dass etwas daraus werden wird?
Das war erst sehr viel später. Wahr­schein­lich erst, als ich mit 16 Jahren tat­säch­lich meinen ersten Pro­fi­ver­trag unter­schrieben habe. Aber auch da war ich mir längst nicht sicher, dass es so laufen würde, wie es in den letzten Jahren gelaufen ist.

Sie sind mit elf Jahren ins Internat des FC Santos gekommen.
Damals hatte ich noch eine Menge Zweifel, was meine Kar­riere betrifft. Die Kon­kur­renz ist so unglaub­lich groß.

Gerade in Bra­si­lien. Gab es in dem Alter schon ein Hauen und Ste­chen um die begehrten Plätze?
Das habe ich nie so emp­funden. Ich habe mich inner­lich dagegen gewehrt, meine Freunde als Kon­kur­renten zu betrachten. Ich war ja in meinem Alter froh, dass ich sie hatte.

Waren Ihre Eltern gleich ein­ver­standen, dass Sie ins Internat gehen?
Mein Vater war der stär­kere, ratio­na­lere Eltern­teil, der den Aus­schlag gegeben hat. Für meine Mutter war es schwie­riger, sie hat damals viel geweint.

Und Sie? Gab es Nächte, in denen Sie schlaflos im Bett gelegen und über­legt haben, alles hin­zu­schmeißen?
Nie. Natür­lich war die erste Zeit schwer, aber ich wusste, dass sie vor­bei­gehen würde. Fuß­ball­spielen ist ein wun­der­schöner Beruf, der mit starken Emo­tionen ver­bunden ist. Und zwar mit so starken, dass man auch mal nega­tive Gefühle unter­drückt, um das zu tun, was einem am meisten Spaß macht.

Gab es denn Jungs, die auf­ge­geben haben?

Nein, ich kann mich an keinen erin­nern. Aber viele wurden nach Hause geschickt.

Was wäre gewesen, wenn man Sie nach Hause geschickt hätte?
Dann wäre für mich eine Welt zusam­men­ge­bro­chen.

Halten Sie es grund­sätz­lich für eine gute Idee, Kinder in diesem Alter in ein Fuß­ball­in­ternat zu ste­cken?
Für mich war es gut. Sowohl für die Kar­riere als auch für meine Per­sön­lich­keit. Die Kinder lernen dort sehr viel und erfahren, was es heißt, Ver­ant­wor­tung zu tragen. Und dieser Schritt ist wichtig, um mit dem Leben als Pro­fi­fuß­baller klar­zu­kommen.

Sind Sie durch das Internat schneller erwachsen geworden?
In meinem Leben pas­sierte alles sehr früh. Ich habe schon mit 16 Jahren als Profi gespielt, mit 17 war ich bra­si­lia­ni­scher Meister. Das hat dazu geführt, dass ich viel mehr erlebt habe als ein nor­maler Junge und Ver­ant­wor­tung trug zu einem Zeit­punkt, als ich noch nicht im engeren Sinne erwachsen war.

Hat Sie der frühe Erfolg mit dem FC Santos unvor­be­reitet getroffen?

In dieser Zeit war meine Familie sehr wichtig für mich. Ich glaube, kein Kind von 16, 17 Jahren ist bereit für solch einen Erfolg und all das, was damit zusam­men­hängt. Meine Familie hat mir geholfen, mit dieser Situa­tion umzu­gehen.

War die nicht genauso unvor­be­reitet?
Die brauchte nicht vor­be­reitet zu sein, weil sie es ja nur aus der Ferne mit­be­kommen hat. Der ein­zige, der mit­ten­drin steckte, war ich. Die Familie hat das Ganze von außen betrachtet, das ist immer leichter.

Es gab schon damals einen großen Hype um Ihre Person. Wie war das Gefühl, quasi öffent­li­ches Eigentum zu sein?
Man muss lernen, die Mecha­nismen zu begreifen. Wenn sie gut über dich reden, musst du diesen Moment genießen. Denn irgend­wann werden sie auch schlecht über dich spre­chen, werden dich kri­ti­sieren. Ich fand diese beiden Seiten der Medaille stets fas­zi­nie­rend, was auch daran liegen mag, dass ich bisher mehr gute als schlechte Zeiten erlebt habe.

Trotzdem muss es schwer sein, als Jugend­li­cher für das Glück so vieler fana­ti­scher Fuß­ball­fans ver­ant­wort­lich zu sein.
Ab dem Moment, in dem du in einer Pro­fi­mann­schaft spielst, inter­es­siert sich nie­mand mehr dafür, dass du eigent­lich noch ein Kind bist. Daran muss man sich erst mal gewöhnen.

Gab es Momente, in denen Sie den Fuß­ball gehasst haben?
Natür­lich gibt es Unge­rech­tig­keiten, Kor­rup­tion und der­glei­chen. Aber nichts davon nimmt mir das Strahlen, das den Fuß­ball umgibt, und die Lust zu spielen.

Sie sind im Sommer 2004, mit 19 Jahren, zum FC Porto gewech­selt und haben dort den ersten Rück­schlag in Ihrer Kar­riere erlebt. Haben Sie den Schritt ins Aus­land ein oder zwei Jahre zu früh gewagt?

Ich mache mir des­wegen keine Vor­würfe. Bis auf die letzten drei Monate war die Zeit in Porto ja gar nicht so schlecht. Ich hatte immer den Traum, in Europa zu spielen, und irgend­wann muss man ins kalte Wasser springen.

Warum hatten Sie in Porto eigent­lich solche Pro­bleme mit Trainer Co Adria­anse?

Er mag ein knor­riger Typ sein, aber den Fuß­ball­ver­stand darf man ihm sicher nicht abspre­chen. Es kann doch nicht sein, dass er Ihr Poten­zial nicht erkannt hat. Er ist bestimmt ein guter Trainer, aber als er zum FC Porto kam, war er fast 60 Jahre alt und hatte noch nie irgendwo eine Tro­phäe gewonnen. Das Double mit Porto waren seine ersten Titel über­haupt. Ich hatte jeden­falls keine dis­zi­pli­na­ri­schen Pro­bleme mit ihm. In der Hin­runde 2005/06 habe ich ja auch zunächst noch gespielt. Ich bin mir sicher, dass das Pro­blem nicht auf dem Platz lag. Es gab ver­spä­tete Zah­lungen und grund­lose Sus­pen­die­rungen, dahinter steckte irgend­etwas anderes.

Aber wie hat Adria­anse sein Ver­halten Ihnen gegen­über begründet?

Gar nicht. Er hat mir nie eine Erklä­rung gegeben. Es war eine sehr selt­same Situa­tion. Ich war ja einer der teu­ersten Ein­käufe der Ver­eins­ge­schichte, und plötz­lich hat er mich nicht mehr spielen lassen.

Wie erklären Sie sich die Sache?

In der Rück­schau macht es für mich den Ein­druck, als hätten sie es drauf ange­legt, dass ich den Verein ver­lasse. Viel­leicht hatten sie nicht die finan­zi­ellen Mittel, um das ein­zu­halten, was sie ver­spro­chen hatten. Aber glück­li­cher­weise liegt ja oft im Schlechten das Gute und ich habe einen wun­der­baren neuen Klub gefunden, der viel besser zu mir passt.

Wie hat der SV Werder Sie denn über­zeugt, nach Bremen zu kommen? Man sagt, dass Manager Klaus Allofs in sol­chen Fällen sehr ein­falls­reich ist und auch schon mal Blumen für die Gattin oder die Frau Mama mit­bringt.
(lacht) Klaus Allofs war in meinem Haus in Santos, aber er hat nichts Spe­zi­elles mit­ge­bracht. Außer einem Angebot natür­lich.

War Ihnen Werder Bremen über­haupt ein Begriff?
Ich bin ja schon das erste Mal von Werder kon­tak­tiert worden, bevor ich nach Porto gegangen bin. Auch wenn nichts daraus geworden ist, habe ich mich bereits damals über den Klub infor­miert.

Waren Sie denn begeis­tert von dem Gedanken, nach Deutsch­land zu gehen? Viele Bra­si­lianer ori­en­tieren sich ja eher nach Ita­lien oder Spa­nien.
Ent­schei­dend war, wie Klaus Allofs und Thomas Schaaf mit mir gespro­chen haben. Immer sehr freund­lich, sehr direkt. Das hat mir Sicher­heit gegeben.

War Ihnen bewusst, dass der Schritt zu Werder Bremen der bis dahin wich­tigste Ihrer Kar­riere werden würde?
Ich wusste, dass ich hier eine Situa­tion vor­finden würde, die mir wei­ter­helfen konnte. Ich konnte frei­lich nicht ahnen, dass es so schnell so gut werden würde.

Haben Sie in Bremen etwas gelernt, was Sie vorher noch nicht konnten?
Ein biss­chen tak­ti­sche Dis­zi­plin. Und ich habe hier viel mehr Tore geschossen als jemals zuvor in meinem Leben.

Haben Sie eine Erklä­rung dafür, warum das so ist?

Es hat mit der tak­ti­schen Aus­rich­tung der Mann­schaft zu tun, ich bin näher am Tor. Aber dass ich mich hier akzep­tiert fühle und glück­li­cher bin, spielt sicher auch eine Rolle.

Sie haben gerade bis zum Jahr 2011 bei Werder Bremen ver­län­gert. Viele meinen den­noch, der nächste logi­sche Schritt in Ihrer Kar­riere wäre, im Sommer zu einem großen euro­päi­schen Klub zu wech­seln.
Das sind Optionen, über die schon länger geredet wird. Aber ich bin ein Mensch, der im Hier und Jetzt lebt. Und das sagt mir, dass ich bei einem fan­tas­ti­schen Klub spiele, der mir alles gibt, was ich brauche.

Was denkt ihr Vater dar­über, der ja auch ihr Manager ist?

Mein Vater und ich sind immer der glei­chen Mei­nung, und wenn es mal Dif­fe­renzen gibt, finden wir stets einen Kom­pro­miss. Manchmal erscheinen Zei­tungs­ar­tikel, in denen steht, mein Vater wolle mich im Sommer zu Real Madrid ver­mit­teln. Das sind aber alles Lügen und Spe­ku­la­tionen. Wenn es eines Tages Zeit ist, Bremen zu ver­lassen, werden wir den rich­tigen Moment dafür wählen. Doch im Moment ver­spüre ich nicht den Drang fort­zu­gehen.

Können Sie nach­voll­ziehen, dass einige Leute in der Fuß­ball­szene Vor­be­halte gegen Ihren Vater haben?
Ich danke jeden Tag Gott, dass ich meinen Vater habe, und dass er mir hilft, meine Ange­le­gen­heiten zu regeln. Ich habe nichts gegen Berater, aber ich sehe es als Vor­teil an, dass sich bei mir mein Vater um alles küm­mert. Im Grunde trage sowieso ich die Ver­ant­wor­tung. Der Berater ist ja nur der Orga­ni­sator der Kar­riere.

Den­noch glauben manche, dass er als Bran­chen­fremder einen nega­tiven Ein­fluss auf Ihre Kar­riere hat.

Ich ver­stehe diese Vor­würfe nicht. Wie könnte mein Vater meine Kar­riere kaputt machen? Er steht mir nicht im Weg, und ganz ehr­lich: Ich würde ihn gegen keinen Berater der Welt ein­tau­schen.

Müssen Sie zumin­dest mit­tel­fristig den Verein wech­seln, um eine feste Größe in der Seleção zu werden?
In der Natio­nalelf gibt es nun mal eine rie­sige Kon­kur­renz, und meine Posi­tion ist ange­sichts eines Kaká und eines Ronald­inho eine der umkämpf­testen über­haupt. Der eine ist bald 26, der andere 28. Ich bin erst 22 und bin sicher, meine Zeit wird noch kommen. Egal, bei wel­chem Klub ich spiele.

Sind sich Kaká und Sie zu ähn­lich in Ihrer Spiel­weise?
Nein, nein, wir haben ja auch schon zusammen gespielt. Viel­leicht ist es ein Pro­blem, wenn auch noch Ronald­inho und Robinho dazu kommen, weil dann die Plan­stellen für die echten Stürmer knapp werden. Aber drei von uns vieren können immer auf dem Platz stehen.

Wenn Sie eines Tages Deutsch­land ver­lassen: Was wird der Ein­druck sein, den Sie mit nach Hause nehmen?

Ich mag Deutsch­land, und ich mag die Deut­schen. Ein sehr sym­pa­thi­sches Volk, das mir viel Auf­merk­sam­keit geschenkt hat. Okay, das Wetter ist ein biss­chen gewöh­nungs­be­dürftig…

Die Qua­lität der Bun­des­liga wird oft kri­ti­siert.
Ich sehe das nicht so negativ. Es ist eine span­nende Meis­ter­schaft, bei der eine Hand voll Teams um den Titel mit­spielen können. Die Sta­dien sind fan­tas­tisch, die besten der Welt, sie sind immer voll und die Fans unter­stützen ihre Mann­schaft unglaub­lich und haben großen Respekt vor den Spie­lern. Die Bun­des­liga hat meiner Mei­nung nach alles, was eine große Meis­ter­schaft braucht.

Den­noch haben die deut­schen Ver­eine in der Cham­pions League große Pro­bleme.

Sehen Sie doch mal, was Klubs wie Real, Chelsea, Bar­ce­lona, oder Milan inves­tieren, um in der Cham­pions League zu bestehen. Und dann nehmen Sie Werder und Stutt­gart und ver­glei­chen das mal. Dann sehen Sie, warum die anderen vorne liegen.

Fühlen Sie sich als einer der wenigen inter­na­tio­nalen Stars der Bun­des­liga manchmal wie Frei­wild?
Auf meiner Posi­tion werde ich viel gefoult, doch ich bin nicht in Sorge um meine Beine. Wenn ich ständig dar­über nach­denke, dass ich gleich gefoult werde, könnte ich nicht spielen. Es tut manchmal schon sehr weh, aber ich ver­suche nicht daran zu denken.

Wie wehren Sie sich gegen die vielen Fouls?
Alles was mich stört, ist, wenn der Schieds­richter nicht pfeift. Man spürt, dass es ein Foul war, weil man Schmerzen hat, aber der Schieds­richter gibt das Foul nicht. Das nervt. Ansonsten bin ich ein sehr gedul­diger Mensch.

Können Sie den Wut­an­fall von Bayern-Manager Uli Hoeneß ver­stehen, der sich auf­ge­regt hat, seine Stars wie Ribéry würden nicht aus­rei­chend geschützt?
Schwierig. Ich möchte auf gar keinen Fall eine Son­der­be­hand­lung, das fände ich lächer­lich.

Der ehe­ma­lige Pres­se­spre­cher der bra­si­lia­ni­schen Natio­nalelf hat gesagt: Diego sieht unschuldig aus, aber er ist ein Killer.“

Das ist doch ein Kom­pli­ment, oder? Aber ich denke, er hat einen Spaß gemacht.

Viele bra­si­lia­ni­sche Fuß­baller sind sehr reli­giös.
Ich bin auch reli­giös.

Aber Sie zeigen es nicht so offen wie andere.

Ich mache immer eine kleine Geste, um mich bei Gott zu bedanken, wenn ich ein Tor geschossen habe. Und ich bitte vor dem Spiel um Schutz und bedanke mich nach dem Match. Das ist aber alles.

Sie haben mal gesagt, ein Tor sei wie ein Orgasmus.
Ich finde wirk­lich, dass man das ver­glei­chen kann. Ein Tor vor vollen Rängen in einem wich­tigen Spiel?… Ich wüsste nicht, wie man das anders beschreiben könnte.

Und wel­ches war der schönste?

(lacht) Sie wollen also wissen, wel­ches mein bester Orgasmus war? Nun, den rich­tigen behalte ich lieber für mich. Aber ein Tor, dass dem nahe kommt?… Ich nehme das gegen Aachen aus großer Distanz (Tor des Jahres 2007, Anm. d. Red.). Es hat nur ein paar Sekunden gedauert, bis der Ball ins Tor fiel, aber es gibt nichts, was mir solche Freude schenken könnte wie diese Sekunden.

Wussten Sie von dem Moment an, als der Ball den Fuß ver­ließ, dass er rein­gehen würde?

Nein. Ich wusste zwar, dass die Rich­tung stimmt, aber er hätte ja auf­springen und über das Tor gehen können. Also habe ich gelitten und erst gefeiert, als ich sah, dass der Ball wirk­lich drin war.

Sie sind 50 Jahre älter, haben Ihren Enkel auf dem Schoß und erzählen ihm von Ihrem Leben als Fuß­baller. Wie werden Sie Ihre Lauf­bahn in einem Satz zusam­men­fassen?

Ich würde gerne sagen: Diego war ein glück­li­cher Spieler, der seine Träume ver­wirk­licht hat.“

Was wäre Ihnen wich­tiger? Zu sagen: Ich bin Welt­meister und habe dreimal die Cham­pions League gewonnen.“ Oder doch lieber: Es hat ver­dammt viel Spaß gemacht.“
Das ist fies. Und es ist auch nicht ganz richtig. Wenn ich all diese Titel gewinne, habe ich auto­ma­tisch Spaß.