Mit der jüngsten Finanzspritze durch das Brause-Imperium zeigt RB Leipzig einmal mehr gekonnt auf, wie leicht sich DFL, UEFA und sogar der FC Bayern an der Nase herumführen lassen. Und wie krank das eigene System ist.
Es war im August 2014, als der große Bayern-Boss Kalle Rummenigge im Gespräch mit der Sport Bild Gelassenheit demonstrierte: Man sehe einer zukünftigen Rivalität mit dem Dosenverein aus Sachsen gelassen entgegen, da RB „spätestens dann“, wenn es sich für einen internationalen Wettbewerb qualifiziere, „die Financial-Fairplay-Regelungen der UEFA erfüllen“ müsse und die Geldspritzen von Dietrich Mateschitz dann ohnehin „ein Ende finden“ würden. Knapp sechs Jahre später sind alle – Rummenigge, die UEFA, aber auch die DFL – um einiges schlauer. Und RB Leipzig ist mal eben um 100 Red-Bull-Millionen reicher, ohne eine klar erkennbare Gegenleistung erbracht zu haben.
Dabei hatte RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff den Konzernklub erst im Januar zu einem ganz normalen Bundesligisten erklärt, der sein Geld keinesfalls in den Hintern gestopft bekomme: „Unsere Darlehen kommen nicht von der Sparkasse Leipzig, sondern zu marktüblichen Konditionen von Red Bull“, versicherte Mintzlaff gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das Geld wurde uns nicht geschenkt, das sind Darlehen, die getilgt werden müssen. Wenn sich Schalke bei Clemens Tönnies Geld leiht, müssen sie das auch zurückzahlen.” Eine Aussage, die so nicht der Wahrheit entspricht – jedenfalls nicht in Bezug auf RB Leipzig.
Es liegt sogar nahe, dass der gute Herr Mintzlaff damals, nun ja, bewusst nicht ganz die Wahrheit gesagt hat: Bereits im April 2019 nämlich hatte Red Bull seiner ostdeutschen Fußballfiliale landläufig ausgedrückt 100 Millionen Euro Schulden erlassen, also quasi geschenkt. RB Leipzig spricht lieber von einer Umwandlung von Verbindlichkeiten in eine Kapitalrücklage. Wobei das mit den Begrifflichkeiten so eine Sache ist im Wirtschaftsrecht. Prof. Ludwig Hierl, Mit-Autor des Buches „Bilanzanalyse von Fußballvereinen“, erklärte gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung: „Red Bull hat auf die ausstehenden Forderungen verzichtet und hat die Summe vereinfacht ausgedrückt nachträglich auf den Kaufpreis für den Klub (2,5 Millionen Euro für 99 Prozent der Anteile; die Redaktion) drauf gelegt.“
Letzteres wäre in etwa so, als würde Fritzchen für 50 Cent gemischte Weingummis kaufen, um dem Ladenbesitzer zwei Wochen später noch einmal 20 Euro zuzustecken – ohne greifbare Gegenleistung. Nachvollziehbar? Eher nicht. Legal? Vielleicht schon. Wobei selbst RB Leipzigs Finanzdirektor Florian Hopp im Dialog mit der DPA einräumte: „Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde der Leistung von Red Bull keine Gegenleistung gegenüberstehen – das ist aber nicht der Fall.“ Gegenüber 11freunde.de präzisiert Hopp: „Es liegt keine Schenkung vor.“ Zumindest theoretisch bestehe die Rückzahlungsverpflichtung von RB Leipzig nämlich fort.