Aufatmen im Hause Hulk: Die entführte Schwester des brasilianischen Superstars ist wieder frei. Entführungen sind im Fußball keine Seltenheit, wie unsere Liste zeigt. Dabei sind nicht immer die Sportler selbst Opfer. Von dubiosen Lösegeldforderungen, gescheiterten Erpressungen und Dr. Alpha.
Hulk
20 Stunden lang dauerte das Martyrium der 22-jährigen Schwester von Brasiliens Superheld Hulk, warum die Agenturen dennoch von einer „Blitzentführung“ sprachen, wird wohl auf ewig ihr Geheimnis bleiben. Weshalb die junge Dame so „schnell“ wieder freigelassen wurde? Vermutlich sollen die Entführer über das gewaltige Medienecho „überrascht“ gewesen sein, außerdem habe man sich nicht über die Lösegeldsumme einigen können. Familie Hulk wird über so viel Naivität dankbar gewesen sein.
Savio Nsereko
Wenn die Geschichte des einst als „Jahrhunderttalent“ gehandelten Savio Nsereko nicht so tragisch wäre, könnte man fast darüber lachen. Jüngste Posse des ehemaligen Jugendnationalspielers: Inzwischen in Thailand lebend, soll er Mitte Oktober seine eigene Entführung vorgetäuscht haben, um seine Eltern um 3000 Euro zu erpressen. Das BKA ermittelt, Nserekos Vertrag mit der SpVgg Unterhaching wurde aufgelöst.
John Obi Mikel
Furchtbare Tage musste die Familie von Chelsea-Spieler John Obi Mikel im August 2012 durchleben. Eine Bande hatte Mikels Vater, Besitzer einer Transportfirma, während der Arbeit entführt, sich allerdings tagelang nicht bei der Familie des Fußballers gemeldet. Erst nach quälend langer Wartezeit tauchte eine Lösegeldforderung auf, kurz darauf fanden Polizisten den Wagen der Entführer – ohne ein Zeichen des entführten Mannes. Der tauchte schließlich doch noch wieder auf – unverletzt, aber nach eigenen Angaben „sehr entkräftet“.
Bruno
Torwart Bruno Fernandes das Dores de Souza, einst für Flamengo Rio de Janeiro zwischen den Pfosten, wurde Ende Dezember 2010 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er seine Freundin im Oktober 2009 entführt und misshandelt haben soll. Auslöser der Gewalt: Eliza S. war im fünften Monat schwanger, Bruno wollte seine Geliebte zur Einnahme von Abtreibungspillen zwingen. Der Richter bezeichnete den Fußballer bei der Urteilsverkündung als „feige und verantwortungslos“. Uns würden da noch ganz andere Beschreibungen einfallen, aber lassen wir das.
Somalia
Starke Idee des Brasilianers Somalia! Weil er das morgendliche Training seines Klubs Botafogo Rio de Janeiro verpennt hatte, marschierte er zur Polizei und gab an, zwei Stunden lang von Entführern festgehalten worden zu sein. Erst als er ihnen seinen Goldschmuck überlassen habe, hätten die Männern ihn Ruhe gelassen. Dumm nur: Die zuständigen Beamten überprüften anschließend die Überwachungskameras im Hausflur des Kickers. Gänzlich unbedroht, dafür etwas verschlafen, sieht man Somalia wenige Minuten vor seinem Auftritt bei der Polizei aus dem Haus gehen. Den Schmuck noch an Händen und Hals.
Christian Obodo
Obodo, seines Zeichens nigerianischer Nationalspieler, wurde am 9. Juni diesen Jahres in seiner Heimatstadt Warri entführt, verschleppt und erst am 11. Juni von einem Sondereinsatzkommando befreit. Seine Peiniger hatten 150.000 Euro Lösegeld gefordert. Ohne Erfolg.
Omar Ortiz
„Die Katze“ ist nicht unbedingt der kreativste Spitzname für einen Torhüter, der Mexikaner Omar Ortiz wurde trotzdem so gerufen. Und machte seinem Namen mit guten Leistungen in der mexikanischen ersten Liga alle Ehre. Bis im Januar 2012 bekannt wurde, dass Ortiz Mitglied einer Bande war, die im Laufe der vergangenen Jahre mehr als 20 Menschen entführt und damit insgesamt eine Million Euro Ablöse ergaunert haben soll. Einziger Lichtblick für den 35-jährigen Ortiz: Seine Karriere als Fußballer war ohnehin schon im Eimer – wegen der Einnahme von Steroiden hatte das Sportgericht den Routinier kurz zuvor für zwei Jahre gesperrt.
Jorge Valdivia
Wenn überhaupt, liebe Agenturen, ist der Fall des chilenischen Nationalspielers Jorge Valdivia eine „Blitzentführung“. Während Valdivia mit seiner Gattin durch Sao Paulo kurvte, enterte plötzlich ein bewaffneter Mann das Gefährt und navigierte das Paar drei Stunden lang ziellos durch den Verkehr der Großstadt. Mit umgerechnet 400 Euro Beute floh der Mann schließlich an einer belebten Kreuzung.
Fußballfan
Schlimmes Ende eines Fußball-Ausflugs: Nach dem Bundesligaspiel BVB gegen den 1. FC Köln im Frühjahr 2011, wollte ein 23-jähriger Fan den Abend in einer Dortmunder Disco ausklingen lassen. Vor dem Club trank er noch ein schnelles Bier mit zwei Fremden, die ihn dann plötzlich in eine schwarze Limousine zerrten, mit einer Pistole bedrohten und ihn dazu nötigten, am Bankautomaten sein Konto leer zu räumen. Anschließend rissen die Täter dem Mann die Kleidung vom Leib, verprügelten ihn und machten sich aus dem Staub.
Emma
2008 verschwand BVB-Maskottchen „Emma“ aus der Dortmunder Fabkneipe „Hemmers-Robers“, die Besitzer beschuldigten zunächst zwei verdächtig nach Schalke 04 aussehende Besucher vom Vorabend („Natürlich hatten wir sofort die Blau-Weißen in Verdacht!“), schließlich klärte die niederländische Tageszeitung „De Telegraaf“ die Entführung der pummeligen Biene auf: Zwei Niederländer, einer von ihnen Hobby-Pilot, hatten Emma aus der Kneipe entwendet, zwei Kampfpiloten der niederländischen Luftwaffe überlassen, diese wiederum nahmen Emma mit auf große Tour: In unregelmäßigen Abständen erhielten die Dortmunder Besitzer exotische „Urlaubsfotos“ von ihrem Maskottchen: Emma in Las Vegas, Emma auf Kuba, Emma in Indonesien. Der väterliche Gartenzwerg aus „Die fabelhafte Welt der Amelie“ ließ grüßen. Noch ungeklärt ist die Frage, ob Emma inzwischen wieder seinen rechtmäßigen Besitzer übergeben wurde.
Kim Dong-Hyun
Der südkoreanische Fußballer wurde im Mai 2012 hops genommen, weil ihm nachgewiesen wurde, dass er gemeinsam mit einem befreundeten Baseball-Profi eine 45 Jahre alte Frau auf offener Straße überfallen, bedroht, entführt und letztlich um ihr Bargeld und den Schmuck erleichtert hatte. Übrigens: Eine lebenslange Sperre durch seinen Fußball-Verband musste Kim zumindest nicht fürchten – ihm war bereits kurz zuvor wegen Wettbetrugs die Lizenz entzogen worden.
Dino Armani
„Zehn Millionen, oder ihr Mann stirbt!“ 1979 rammten Kriminelle die „goldmetallic schimmernde Luxuslimousine“ („Bild“) von Dino Armani, seines Zeichens Vereinspräsident vom AC Mailand. Armani wurde betäubt und entführt, kurze Zeit später erhielt seine Gattin einen Anruf der Verbrecher mit besagter Lösegeldforderung. Es dauerte 45 Tage, ehe Armanis Leidenszeit ein Ende hatte. Das dafür gezahlte Lösegeld in Höhe von sechs Millionen Franken wurde nie bestätigt.
Quini
Eine der spektakulärsten Entführungen in der Geschichte des europäischen Fußballs musste der Spanier Quini im Frühjahr 1981 durchstehen. Ein verschuldetes Handwerker-Trio, das zunächst überlegt hatte, Barcas exzentrischen Neuzugang Bernd Schuster zu entführen, verschleppte am 3. März 1981 den populären Mittelfeldspieler und forderte ein Lösegeld in Höhe von 1,8 Millionen Euro. Bis zum 11. März, dem Tag des wichtigen Duells gegen Ateltico Madrid, so die Entführer, wolle man den Spieler wieder freilassen – so denn bis dahin das Geld überwiesen sein sollte. Als die Situation einen Tag vor dem besagten Termin noch immer festgefahren war, klingelte es nachts an der Tür von Bernd Schuster, zwei Vereinsmitarbeiter von Barca überbrachten dem Deutschen ein Tonband, darauf die Aufforderung Quinis, doch bitteschön gegen Atletico anzutreten. Schuster und seine Mannschaft hatten sich zuvor eigentlich darauf geeinigt, nicht gegen Madrid anzutreten, falls der entführte Kollege bis dahin nicht wieder freigelassen worden wäre. Barca spielte, verlor mit 0:1, Quini blieb eingesperrt. Erst am 25. März – einer der Entführer war bei der Geldübergabe geschnappt worden und hatte den Unterschlupf verraten – kam Quini frei. Einen Tag später stand er wieder auf dem Trainingsplatz. Seine Peiniger wurden knapp zwei Jahre später zu jeweils zehn Jahren Gefängnis verurteilt.
Johan Cruyff
Nur mit Glück entging Fußball-Legende Johan Cruyff, damals ebenfalls beim FC Barcelona angestellt, 1977 einer Entführung. Gangster waren in das Haus den Niederländers eingebrochen und hatten Cruyff bereits an einen Stuhl gefesselt, als es seiner Frau gelang, zu den Nachbarn zu flüchten. Die Entführer machten sich vom Acker.
Armando Telez
Der kolumbianische Schiedsrichter Armando Telez hatte 1988 den Mut, vor laufenden TV-Kameras den grassierenden Wettbetrug im kolumbianischen Fußball anzuprangern („Viele Unparteiischen werden geschmiert, manche mit bis zu 185.000 Dollar!“) und wurde dafür prompt vom organisierten Verbrechen bestraft. Eineinhalb Tage lang dauerte seine Entführung an, kurz nach seiner Freilassung erhielt er einen anonymen Anruf: „Wer nicht nach unserer Pfeife tanzt, den löschen wir aus.“ Telez danach: „Ich werde vorläufig kein Spiel mehr leiten.“
Thomas Häßler
Armer Icke! Im April 1990, im Vorfeld eines Testspiels gegen Uruguay, erhielt der kleine Spielgestalter eine Entführungs-Drohung. Die Polizisten nahmen diese ernst und Häßler unter Polizeischutz. Gegen Uruguay spielte der Kölner trotzdem, das Spiel endete 3:3. Und Icke wurde Gottseidank nie entführt.
René Higuita
Sieben Monate U‑Haft musste Kolumbiens Torwartidol 1993 ertragen, ehe er gegen eine Kautionszahlung von 12.250 Dollar entlassen wurde. Higuita, so die Anklage, habe dem – während seiner Haftzeit ermordeten – Drogenboss Pablo Escobar, bei einer Entführung unter die Arme gegriffen. Der Torwart habe im Auftrag der Eltern einer entführten Dealer-Tochter 385.000 Dollar Lösegeld an den legendären Paten übergeben – und dafür 64.000 Dollar Vermittlungsgebühr kassiert. Erst 1995 wurde Higuita in allen Anklagepunkten freigesprochen.
Thomas Doll
Im Zuge eines ausartenden Rosenkrieges mit Gattin Sina, musste sich Thomas Doll 1994 böse Gerüchte gefallen lassen. Doll habe, so seine Frau, die gemeinsame Tochter Denise (4) nach Rom, Dolls neuem Arbeitsplatz, entführt! Doll: „Meine Frau will mein Image kaputt machen. Und sie benutzt dazu meine Tochter. Meine Kleine muss nur sagen ›Ich will wieder heim‹, dann setze ich sie ins nächste Flugzeug. Aber sie fühlt sich pudelwohl!“
Romario
Weil Unbekannte seinen Vater entführt hatten, griff Brasiliens Superstar im Sommer 1994 zum Äußersten und veröffentlichte einen offenen Brief an die Entführer: Man solle seinen Vater freilassen, sonst werde er, Romario, nicht an der WM in den USA teilnehmen! Prompt bekam die Polizei einen anonymen Hinweis, der alte Herr wurde befreit, die Täter gefasst, die geforderte Lösegeldsumme in Höhe von umgerechnet sieben Millionen Dollar einbehalten. Der Kommentar von Papa Romario: „Ich bin gar nicht so viel wert!“
Natale Filiberto
Um den Anpfiff eines italienischen Amateurspiels zu verhindern, zwangen 1995 Unbekannte den für die Partie angesetzten Schiedsrichter Natale Filiberto, auf dem Weg zum Sportplatz, in ihren Wagen zu steigen, besorgten ihm einen Kaffee und ließen den Unparteiischen so lange sein Heißgetränk schlürfen, bis sich auch der letzte Kicker wieder auf den Nachhauseweg gemacht hatte. Darauf muss man auch erstmal kommen.
Borussia Mönchengladbach
Es hatte etwas von „James Bond“, als sich im Winter 1996 ein Entführer namens „Dr. Alpha“ auf der Geschäftsstelle von Borussia Mönchengladbach meldete, mit Anschlägen, Erschießungen und/oder Entführungen drohte und ein Lösegeld in Höhe von sieben Millionen Mark einforderte. Die Polizei nahm die Drohungen ernst, und stellte Beamte für den Schutz der Mannschaft ab. Gladbachs damaliger Trainer Bernd Krauss dazu: „Man hat ja bei Tennis-Star Monica Seles gesehen, wozu Gestörte fähig sind!“ Wesentlich entspannter sah Abwehrmann Jörg Neun die Situation: „Ich mache mir darüber keine Gedanken. Was soll schon passieren?“ „Dr. Alpha“ meldete sich nie wieder.
Jorge Campos
1999 zwangen Unbekannte den Vater von Mexikos Nationalkeeper Jorge Campos mit vorgehaltenen Waffen, in ihren Wagen einzusteigen und entführten ihn. Es kostete Sohnemann Jorge („Ich saß da wie betäubt und musste nur an ihn denken“) 200.000 Dollar, um seinen alten Herren schließlich freizukaufen.
Matthias Sammer
Sechs Monate lang spionierten zwei Männer Karin Sammer aus, die Frau von Firehead Matthias, und planten eine Entführung der Kicker-Gattin. Doch im letzten Moment konnte das Kidnapping verhindert werden, ein eingeplanter Helfer aus dem Umfeld des Entführerduos gab im November 1999 schließlich den entscheidenden Tipp.
Ali Daei
Und noch eine, zum Glück, vereitelte Entführung. 2000 wäre der Iraner Ali Daei beinahe Opfer eines Menschenraubes geworden, weil er aber kurz vor der geplanten Entführung seine tägliche Route mit dem Auto während des Heimatbesuchs im Iran geändert hatte, fiel der ausgearbeitete Plan (rammen und entführen) ins Wasser. Die beiden verhinderten Täter entführten prompt eine andere Geisel, wurden geschnappt und wegen Entführung eingesperrt. Bei ihrer Vernehmung gestanden sie den geplanten Daei-Überfall.
David Beckham
Groß war die Aufregung, als im Winter 1999 bekannt wurde, dass ein Geistesgestörter angeblich versucht hatte, den Sohn von David und Victoria Beckham zu kidnappen. Noch größer war die Aufregung, als knapp ein Jahr später Gerüchte laut wurden, die Beckhams hätten die Beinahe-Entführung nur erfunden, damit „Becks“ nicht der Führerschein abgenommen wurde. Wegen Raserei hatte der sich nämlich mit dem Hinweis, er habe sich verfolgt gefühlt, aus der Angelegenheit rauszureden versucht. Doch die Geschichte geht noch weiter: 2002 ließ das prominente Paar seinen Kindern Mikro-Chips unter die Haut operieren – damit diese im Falle einer Entführung via Satellit zu orten sind. Und wiederum drei Jahre später beglückte Beckhams Arbeitgeber Real Madrid seinen Angestellten mit einer 5.500 Euro teuren Notruf-Uhr mit eingebautem Peilsender. Nur für den Fall der Fälle, versteht sich.