Einst war er die „Katastrophe des Jahrhunderts“, dann holte er mit Leicester sensationell die englische Meisterschaft. Heute wird Claudio Ranieri 70 Jahre alt. 10 Dinge über den italienischen Boss.
Fragwürdige Motivationskünste
Als Trainer des damaligen französischen Zweitligisten AS Monaco hielt Ranieri im August 2012 eine spektakuläre Pressekonferenz ab. Sein Team hatte mit 0:3 gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten aus Caen verloren. Der Trainer richtete den Blick auf das bevorstehende Spiel: „Wir müssen jetzt gewinnen, sonst werde ich sie umbringen.“ Monaco spielte tags darauf nur Unentschieden. Alle Spieler blieben am Leben.
Ein Ehrenmann
Der Italiener wurde 2004 bei Chelsea vom Hof gejagt und durch José Mourinho ersetzt. Kurz nach seiner Entlassung veröffentlichte Ranieri ein Buch mit dem Namen „Proud Man Walking“. Den Erlös des Werkes spendete er an ein Londoner Krankenhaus.
Der fairste Spieler aller Zeiten?
Ranieri absolvierte als Verteidiger 164 Spiele in der Serie A – für den AS Rom, Calcio Catania und US Catanzaro. Dabei sah der Italiener keine einzige Gelbe Karte. Wie sagte Bernd Hollerbach einst: „An mir kommt entweder der Ball oder der Gegner vorbei. Aber niemals beide.“ Auslegungssache, wenn man die Statistik Ranieris sieht.
Leg’ dich nicht mit Mutti an
Während seiner Zeit als Chelsea-Trainer musste sich Ranieri oft vor seiner Mutter rechtfertigen. Warum? Weil er es gelegentlich wagte, ihren Lieblingsspieler Damien Duff nicht aufzustellen. „Wenn ich ihn nicht spielen lasse, fragt mich meine Mutter, warum Damien nicht spielt. Sie würde mich am liebsten töten.“ Was für ein lebensgefährlicher Job.
Wie hätte sein Sohn geheißen?
Auf der Trainerbank mag Claudio Ranieri ein Genie sein, anders ist sein einmaliger Erfolg mit Leicester nicht zu erklären. Als Namensgeber für seine Tochter hat er auf alle Fälle Luft nach oben. Sie heißt Claudia.
„Die Katastrophe des Jahrhunderts“
Ranieri war 2014 vier Spiele Nationaltrainer Griechenlands – und holte einen Punkt. Ausschlaggebend für seine Entlassung war die 0:1‑Heimpleite gegen die Faröer Inseln, die zuvor dreizehn Jahre kein Pflicht-Auswärtsspiel mehr gewonnen hatten. Die griechischen Zeitungen nahmen ob der Leistung Ranieris kein Blatt vor den Mund: „Die Katastrophe des Jahrhunderts“ und „Du hast uns zerstört“.
Juventus bricht für ihn eine Tradition
Im Mai 2009 wurde Ranieri als Trainer von Juventus Turin entlassen. Grund dafür waren konstant schlechte Ergebnisse: Pokal-Aus gegen Lazio, zwei Monate ohne Pflichtspielsieg und drohendes Verpassen der Champions League-Qualifikation. So weit, so schlecht. Das wirklich Besondere: Er war nach 40 Jahren der erste Trainer, den Juventus vorzeitig entließ.
Music is the key
Vor dem ersten Spiel der Meistersaison 2015/2016 ließ Ranieri den Kasabian-Song „Fire“ in der Kabine spielen. „Kasabian ist eine fantastische Rockband aus Leicester und Serge, der Gitarrist, ist Italiener. Diese Musik tut uns gut. Wir sind Kämpfer.“ Seine Mannschaft kämpfte Sunderland nieder und gewann 4:2.
Ein großer Fan von Huth
Ranieri war einst großer Fan seines deutschen Verteidigers Robert Huth. Er war auch der einzige Spieler im Kader Leicesters, den Ranieri schon vorher trainiert hatte – zu seiner Zeit als Chelsea-Trainer. „Er ist ein harter Junge mit einer großen Persönlichkeit und Charakter, er gibt uns Selbstvertrauen.“
Gut Ding will Weile haben
Der Italiener war in seiner Trainer-Karriere für 19 verschiedene Mannschaften verantwortlich, aber nirgends so erfolgreich wie mit Leicester. „Ich hoffe“, sagte er einst, „sie geben mir noch einen langen Vertrag, so über sechs oder sieben Jahre. Und dann beende ich meine Karriere hier.“ Das ist leider nicht eingetroffen, 2017 wurde Ranieri entlassen. Seit Anfang Oktober ist er zurück in der Premier League, mit Watford soll er den Klassenerhalt schaffen.