Gerade erst hat Mario Gómez seine Karriere beendet, heute wird er 35 Jahre alt. Zeit auf die Laufbahn eines der besten deutschen Torjäger zurückzublicken.
Das erste Profispiel direkt in der Champions League zu absolvieren? Kann nicht jeder von sich behaupten. Bei diesem Spiel dann auch noch von einem Weltmeister in Manndeckung genommen werden? Kann wohl nur Gómez von sich behaupten!
Nach seiner Einwechslung ist Mario Gómez direkt ganz nah dran an seinem ersten Profi-Tor. Nur der Pfosten steht im Weg.
In seiner ersten richtigen Profi-Saison, 2004/05, bleibt Gómez torlos und findet sich zumeist auf der Bank des VfB wieder. Dort nehmen neben ihm auch andere Top-Spieler Platz: Lahm und Kuranyi beispielsweise.
Zwar war die Regionalliga-Süd im Gegensatz zur Profi-Bank nicht ganz so gemütlich. Gómez nahm jedoch augenscheinlich den Kampf an und erzielte für die VfB-Amateure in 24 Spielen 15 Tore.
Am 17. September 2005 erzielt Gómez beim Stuttgarter Auswärtssieg in Mainz sein erstes Bundesligator. Insgesamt netzt er in der Saison 2005/06 sechsmal.
In der Saison 2006/07 kann Gómez seinen Signature-Jubel, den Torero, ganze 14-mal ausführen.
Auch in der DFB-Auswahl läuft es für Gómez gut, er trifft direkt bei seinem Debüt und darf sich von gestandenen Spielern wie Frings oder Ballack feiern lassen.
Das waren noch Zeiten, der VfB wird Meister und mit Digitalkameras wird fleißig geknipst. Klingt nach Anfang der 90er, war aber im Mai 2007.
Obwohl Gómez einen Elfmeter rausholt, muss sich der VfB dem 1. FC Nürnberg im Pokalfinale geschlagen geben. Nürnberg Pokal-Sieger? Ich schwöre euch, das war 2007.
Bei der EM 2008 muss sich Gómez den Spott der Nation gefallen lassen, da er in der Vorrunde gegen Gastgeber Österreich das „Kunststück“ fertig bringt, den Ball aus bester Position über das Tor zu schießen. Seine Karriere im DFB-Dress kommt danach kaum noch in Schwung.
Mario Gómez wechselt für 30 Millionen Euro zum FC Bayern. Damals die höchste Ablösesumme, die der Rekordmeister je für einen Spieler gezahlt hatte. In München trifft Gómez auf Neu-Trainer Van Gaal, aber zunächst noch nicht so häufig wie in Stuttgart.
Direkt in der ersten Saison von Gómez erreichen die Bayern das Champions-League-Finale. Dort müsssen sich die Schützlinge von Van Gaal allerdings Mourinho und Inter Mailand mit 0:2 geschlagen geben.
Obwohl Gómez in der Saison 2010/11 erst am 8. Spieltag trifft, dann jedoch gleich dreifach, holt er sich mit 28 Treffern in 32 Spielen die Torjäger-Kanone.
In der gleichen Saison erzielt Gómez beim 7:0‑Sieg der Bayern im Champions-League-Achtelfinal-Rückspiel vier Tore in einem Spiel und ist damit der erste deutsche Spieler, dem so etwas gelingt. Würde Messi nicht 14 Tore schießen, wäre er mit zwölf Treffern sogar Torschützenkönig der Champions League geworden.
Beim „Finale dahoam“ verliert Gómez, obwohl er im Elfmeterschießen trifft, auch sein zweites Champions-League-Finale und muss wie alle anderen Bayern-Spieler den bitteren Gang am Pokal vorbei antreten.
Im dritten Anlauf klappts. Gómez und die Bayern holen die Champions League gegen Dortmund. Dabei ist Gómez, der in der Saison mit Verletzungsproblemen zu kämpfen hat, allerdings nur Nebendarsteller. Mario Mandžukić hat seine Rolle als Mittelstürmer übernommen…
…sodass Gómez nach Florenz flüchtet und „Dolce Vita“ der Münchener Schickeria vorzieht. Bei Gómez Vorstellung platzt das Stadion in Florenz aus allen Nähten, die Tifosi erwarten einiges. Allerdings wird der Stürmer aufgrund von Verletzungen dort nie richtig glücklich und trifft selten.
Nach zwei erfolglosen Jahren in Florenz wird der Schwabe zur Saison 2015/16 nach Istanbul, zu Besiktas ausgeliehen. Auch bei den fanatischen Fans von Besiktas ist der Schwabe herzlich willkommen. Gómez soll die schwarzen Adler zum Erfolg schießen…
…und tatsächlich: In Istanbul findet Gómez seinen Torinstinkt wieder. Der Torero ist zurück…
…und wie! Gómez trifft 26-mal in 33 Spielen und führt Besiktas zur Meisterschaft.
Trotz des Erfolges ist nach einem Jahr in der Türkei Schluss. Gómez kehrt nach Deutschland, zum VfL Wolfsburg, zurück. Mit den Wölfen schafft er nach einer enttäuschenden Saison immerhin in der Relegation den Klassenerhalt.
In der Winterpause der Saison 2017/18 kehrt Gómez ins Ländle, zum VfB Stuttgart zurück. Das Wolfsburg nicht unbedingt eine Herzensangelegenheit war, lässt der Jubel nach dem ersten Tor seit seiner Rückkehr erahnen: Gómez trifft ausgerechnet auswärts in Wolfsburg.
Nach der Saison 2018/19 muss Gómez nach der verlorenen Relegation gegen Union Berlin den bitteren Gang in Liga zwei antreten.
Am 09.03. erzielt Gómez beim 1:1 gegen Spitzenreiter und nun Zweitliga-Meister Arminia Bielefeld sein letztes Tor. Aufgrund der Corona-Pandemie war dieses Spiel auch das letzte Spiel mit Zuschauern in der 1. oder 2. Bundesliga.
Trotz einiger Auf und Abs nach dem Re-Start hat der VfB die Rückkehr in die Bundesliga perfekt gemacht. Gómez durfte in diesen Spielen aber kaum mitwirken und betätigte sich daher vor allem als Motivator.
Vielleicht jubelt der Torero heute ja ein letztes Mal. Eine Startplatz-Garantie hat ihm der Trainer zumindest schon ausgesprochen.