Die Fans von Fortuna Düsseldorf haben vier wunderbare Jahre mit Friedhelm Funkel verbracht. Thorsten Schaar, Mitglied des Ordens der Funkeliever, kann sich an keine bessere Zeit erinnern und vermisst den Schützenbruder schon jetzt.
Zugegeben, als Friedhelm Funkel zur Fortuna kam, waren wir alle skeptisch. Selbst Christoph Biermann, dem wir grundsätzlich alles über Fußball glauben, schickte uns eine mitleidige SMS: „Na dann viel Spaß…“. Komischerweise trauten wir dem vollbärtigen Schützenbruder nicht zu, unseren kollabierten Karnevalsverein wieder auf den Pfad der Tugend zurück zu führen. Verrückt, wenn man sich vor Augen führt, was seine direkten Vorgänger für ein Chaos hinterlassen hatten.
Es konnte tatsächlich nur besser werden nach Kramer & Kurz, und es wurde sehr viel besser. Ja, es gipfelte in einer historischen Erstliga-Saison, in der wir F95-Junkies einige der aufregendsten Spiele unseres Vereinslebens sahen. Die Wartezimmer der Kardiologen in Düsseldorf waren nach dem 3:3 beim FC Bayern zum Bersten gefüllt. Als Dodi Lukebakio in der 93. Minute gegen Manuel Neuer hattrickte, explodierte nicht nur der Stuhlkreis in der „Kassette“ in Düsseldorf-Oberbilk, sondern so manche Herzkammer. Wir schlugen Gladbach, wir überrollten Hertha BSC und siegten bei Schalke 04 NULLVIER.
Friedhelm Funkel erfuhr in der Folge eine Liebe, wie sie in Düsseldorf zuvor nur Berti Wollersheim verbreitet hatte. Pressekonferenzen mit FF wurden zu Gottesdiensten, bei denen man sich nie auf irgendwelchen Modesprech committen musste. Die Rheinische Post, lokale Plattform für Monarchie und Alltag, inszenierte Funkel vollkommen angemessen als König Friedhelm. Und in unserer Fortuna-WhatsApp-Gruppe entwarfen wir ein T‑Shirt mit dem Ordensnamen „Funkeliever“.
Das größte Zugeständnis war aber sicherlich, dass wir akzeptierten, dass man als Fortuna Düsseldorf im Profifußball immer erst nach der 60. Minute auswechseln darf.
Was kaum einer weiß: Funkel rettete Fortuna 95 anfangs nur vor der 3. Liga, um anschließend zum sechsten Mal in die Bundesliga aufsteigen zu können. Einfach, weil er es kann. Kurz vor Ende der Zweiligasaison schaute bereits ganz Europa auf ihn, naja, vielleicht nicht ganz Europa, aber zumindest Romelu Lukaku und Thierry Henry diskutierten bei der belgischen Nationalmannschaft über Funkeldeutschland. Lukaku fragte Henry, so ist es tatsächlich überliefert: „Thierry, have you seen the Fortuna Düsseldorf setup, though?“ Und Henry antwortete: „Don’t be silly. Yes, of course.“
Und dann kam die Hinrunde in der ersten Liga, und wir verloren 1:7 in Frankfurt, der direkte Wiederabstieg schien schon vor Weihnachten besiegelt. Und niemand war FF deswegen böse.
Aber dann ließ es Friedhelm funkeln. Binnen einer Woche schlugen wir Freiburg, Dortmund und Hannover, und Kevin Stöger dominierte fortan jedes Kilometer-Ranking in der Kicker-App. Kaan Ayhan entwickelte sich unter Funkel vom aufbrausenden Verteidiger zum eleganten Abwehrchef. Jean Zimmer erzielt ein „Tor des Monats“ gegen den BVB, das selbstredend auch als „Tor des Jahres“ getaugt hätte. Und Benito Raman verdiente sich mehr Herz-Emojis von uns auf Twitter, als die Essener Metal-Band Kreator regelmäßig auf Facebook von ihren südamerikanischen Fans zugeworfen bekommen hatte.