Mit Lennart Czyborra wechselte schon wieder ein deutscher Linksverteidiger von Heracles Almelo zu Atalanta Bergamo. Damit bekommt Robin Gosens Konkurrenz auf seiner Position – quasi von sich selbst.
Am vergangenen Mittwoch gab Atalanta Bergamo die Verpflichtung von Lennart Czyborra bekannt. Lennart wer? Dass der Name nicht direkt alle Gedächtniszellen anregt, ist keine Schande. Denn Czyborra war bislang noch nie im deutschen Profibereich aktiv.
Geboren wurde der Linksverteidiger in Berlin, das Fußballspielen begann er beim 1. FV Eintracht Wandlitz. Über Energie Cottbus, Hertha und Union landete er 2015 in der Jugendabteilung von Schalke 04, wo er bis 2018 aktiv war. Doch aufgrund mangelnder Chancen im Profibereich wagte Czyborra 2018 den Weg in die Niederlande zu Heracles Almelo. Unter dem deutschen Trainer Frank Wormuth war er zuletzt auf der Linksverteidiger-Position gesetzt. In seinen 19 Spielen für Almelo gelangen ihm zwei Tore und drei Vorlagen. Seit Saisonbeginn erhöhte sich sein Marktwert von circa 700.000 auf zwei Millionen Euro. Und nun wird Czyborra also für Bergamo auflaufen. Der 20-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis 2024 und kommt für eine Ablösesumme von circa viereinhalb Millionen Euro in die Lombardei.
Na? Klingelt da vielleicht etwas? Als unbekannter deutscher Linksverteidiger, der sich im Profibereich nicht durchsetzen konnte und bei Heracles Almelo auf den internationalen Markt schoss, kam nämlich auch ein gewisser Robin Gosens einst in die Lombardei. Gosens vervielfachte seinen Marktwert seit seinem Wechsel im Sommer 2018 um das 18-fache und angeblich buhlte bereits Schalke 04 um den 25-Jährigen.
Und da ein Wechsel von Gosens im Sommer nicht gerade unwahrscheinlich ist, begaben sich die Verantwortlichen von Atalanta nun schon ein Mal auf die Suche nach einem passenden Ersatz und Backup. Das Wort „passend“ ist in diesem Falle allerdings wahrscheinlich noch untertrieben, denn die bisherige Laufbahn der beiden Außenverteidiger nahezu identisch.
Den Schritt ins Ausland wagte Czyborra kurz nach seinem 19. Geburtstag. In einem Interview für die Kanäle von Heracles Almelo erzählte er: „Meine Mama war ziemlich traurig, als sie von dem Wechsel erfuhr, da ich ja jetzt noch weiter von zu Hause weg bin und zudem noch in einem fremden Land. Und da musste ich sie erst ein Mal trösten und ihr zusprechen. Ich habe gesagt, dass alles gut werden wird, sie sich keine Sorgen machen müsse und mir vertrauen solle.“ Und auch hier lassen sich Parallelen zu Robin Gosens finden, der den Schritt ins Ausland genauso risikofreudig bereits mit 17, kurz vor seiner Volljährigkeit bestritt. Bevor der gebürtige Emmericher als Fußballprofi durchstartete, wollte er eigentlich eine Ausbildung bei der Polizei beginnen.
Und auch Gosens Mutter war nicht wirklich begeistert von der Idee, in die Niederlande zu gehen, wie er im 11FREUNDE-Interview erzählte: „Es gab zwei Lager. Mein Papa sagte:‚Robin, Polizei schön und gut. Aber dein wahrer Traum war es immer, Fußballer zu werden.‘ Meine Mutter sagte hingegen: ‚Mach erst mal deinen Abschluss und zieh die Bewerbung bei der Polizei durch. Wer weiß, was passiert?‘ “
Trotz ihrer Konkurrenz auf der Linksverteidiger-Position, verstehen sich Czyborra und Gosens offenbar prächtig, wie ein Video des offiziellen YouTube-Kanals von Atalanta zeigte. In dem Clip spricht Czyborra über seine Ziele mit dem Verein und unter anderem auch über Robin Gosens. Der 20-Jährige hat bereits erste Kontakte zu seinem Vorbild geknüpft: „Ich schrieb vor zwei Tagen mit Robin. Er hat mir gesagt, dass er sich sehr für mich freue und mich willkommen heißt. Außerdem hat er mir erzählt, dass ich mich jederzeit an ihn wenden solle, wenn ich irgendwelche Probleme habe oder mich unwohl fühle.“
Eins hat Czyborra Gosens übrigens schon voraus: Während Gosens noch davon träumt, eines Tages für Schalke auflaufen zu dürfen, war Czyborra bereits für die Königsblauen aktiv. Gosens sprach bereits häufiger über seinen Lieblingsklub: „Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich Schalke-Fan bin. Und wenn ich auch noch in der Bundesliga bei dem Verein spielen kann, von dem ich Fan bin, dann ist das noch eine Stufe besonderer“.
Immerhin: Von Czyborras Transfer nach Atalanta profitiert auch der S04. Denn die Knappen vereinbarten vor Czyborras Wechsel zu Almelo eine Rückkaufoption in Höhe von circa 500.000 Euro. Nachdem sich die Holländer und Atalanta allerdings auf den Wechsel einigten, lösten Schalke und Almelo ihre Klausel auf. Als Entschädigung sollen von der Ablösesumme rund eine Million an die Knappen fließen.