Wenn Gladbach deutscher Meister wird, will Podcast-Guru Tommi Schmitt von Köln nach Gladbach zu Fuß gehen. Ein Gespräch über die Borussia, den Doppelpass und missratenen Smalltalk mit Oliver Neuville.
Tommi Schmitt, wissen Sie, wie viele Kilometer zwischen Köln und Mönchengladbach liegen?
Ich schätze mal so um die 40. Kommt das hin?
Es sind knapp 55. In Ihrem Podcast „Gemischtes Hack“ kündigten Sie kürzlich an, im Falle einer Gladbacher Meisterschaft die gesamte Strecke mit Joko Winterscheidt zu Fuß gehen zu wollen.
(Lacht.) Die Idee ist nach dem Last-Minute-Sieg gegen Bayern im Eifer des Gefechts entstanden. Da steckte auch viel Übermut und Euphorie hinter. Außerdem haben wir uns ja ein Hintertürchen gelassen: Von wo genau wir losgehen wollen, haben wir noch nicht festgelegt.
Clever.
Obwohl 55 Kilometer ja sogar fast zu schaffen wären. Ich bezweifle allerdings, dass wir diese Wette überhaupt einlösen müssen.
Weil es am Ende doch wieder die Bayern machen?
Ich befürchte es. In der letzten Spielzeit sah es ja noch weniger danach aus, Dortmund hatte zur Winterpause sogar sechs Punkte Vorsprung. Sandro Wagner war damals der Einzige, der ganz selbstverständlich gesagt hat: „Natürlich wird Bayern noch Meister.“ Das wirkte zu dem Zeitpunkt fast anmaßend.
Letztendlich hat er Recht behalten.
Genau. Ich weiß aber auch noch, wie er landesweit für diese Aussage ausgelacht wurde. Als Bayern dann tatsächlich die Meisterschaft gewann, hatten Fans und Medien das schon wieder völlig vergessen. Heutzutage geht eben alles sehr schnell.
„Ein Postbote will nach Feierabend auch nicht über neue Briefformate sprechen“
Grundsätzlich haben Sie in ihrem Berufsleben wenig mit Fußball zu tun, als TV-Autor schreiben Sie vor allem für Comedyformate. Fehlt Ihnen da manchmal was?
Das frage ich mich häufig. Ich habe ja mal kurz in der Fußballbranche gearbeitet, mein Volontariat nach dem Bachelor verlief in der Presseabteilung von Borussia Mönchengladbach.
Der Traum eines jeden Fans?
Natürlich ist es aufregend, für seinen Lieblingsklub zu arbeiten. Andererseits geht dadurch auch schnell der Zauber, das Aufregende an der Sache verloren. Hinter dem Spektakel auf dem Platz ist ein Fußballklub schließlich ganz banal und seriös aufgebaut, wie eine gut geführte Firma.
Haben Sie ein paar Profis kennengelernt?
Im Grunde die gesamte Mannschaft. Aber amüsanter finde ich die Personalie Christopher Lenz: Der läuft inzwischen für Union Berlin auf, hat aber in seiner Jugend für Gladbach gespielt. Damals mussten einige Nachwuchsspieler neben der fußballerischen Ausbildung auch Praktika in verschiedenen Bereichen des Vereins absolvieren, Christopher kam zu uns in die Presseabteilung.
Haben Sie immer noch Kontakt?
Beim Auswärtsspiel an der alten Försterei stand ich im Gästeblock. Christopher hat an dem Tag stark gespielt und großen Anteil daran gehabt, dass wir mit 0:2 verloren. Darauf war ich fast ein wenig stolz und habe die Geschichte anschließend im Podcast erzählt. Ein paar Tage später berichtete er mir dann, dass einige Teamkollegen ihn auf die Erwähnung im Podcast angesprochen hätten. Das fühlte sich fast nach vertauschten Rollen an – schließlich ist er ja der Bundesligaspieler.
Was sind Fußballer für Gesprächspartner?
Ziemlich nette. Aber bei Profis denken immer alle – mich eingeschlossen – sie müssten das Gespräch zwanghaft aufs Thema „Fußball“ lenken. Total irrational, ein Postbote will ja auch nicht nach Feierabend noch über neue Briefformate sprechen. Es gibt eine sehr lustige „jerks“-Folge, die das fantastisch thematisiert. Hertha-Fan Christian Ulmen fragt Arne Friedrich da dauernd nach Berliner Vereinsinterna aus, obwohl sie etwas ganz anderes zu besprechen haben. Das trifft es ziemlich im Kern. Fußballfan bleibt man eben immer.