Der Wechsel von Erling Haaland zeigt: Borussia Dortmund wandelt auf den Spuren von Red Bull. Es zählen drei Kriterien: ganz jung, ganz talentiert, ganz teuer.
Leider gibt es nichts Neues über Erling Haaland aus Dortmund zu berichten. Er ist in dieser Woche erstaunlicherweise weder über den Phönixsee gelaufen, noch hat er schwerkranke Kinder durch Auflegen seines Fußballschuhs geheilt oder ist nach Davos geeilt, um sein Idol Donald Trump zu treffen. Auch stecken die Planungen zur Errichtung eines Denkmals in Erinnerung an sein Hattrick-Debüt noch in den Anfängen, wobei man dazu natürlich wunderbar die Ibrahimovic-Statue aus Malmö recyceln könnte. Den größten Auftritt hatte er in dieser Woche bei Manchester United – weil er dort nicht auftrat. Nach dem 0:2 gegen Burnley hätten die Fans am liebsten die Vereinsführung auch deshalb abgelöst, weil sie Haaland nicht verpflichten konnte.
So darf sich die sportliche Leitung des BVB für den spektakulärsten Transfer des Winters auf den Schultern um den Borsigplatz tragen lassen, denn so viel Neuzugangs-Mania war in Dortmund schon lange nicht mehr. Außerdem zeigt die ganze Sache, dass hinter den Kulissen ein entschlossener Richtungswechsel vorgenommen wurde. Als wir kürzlich bei Hans-Joachim Watzke waren, um mit ihm für die aktuelle Ausgabe unseres Magazins über die Situation bei Borussia Dortmund zu sprechen, sagte der Vorstandsvorsitzende: „Wir haben ein Zwei-Säulen-Modell. Wir versuchen einerseits, gestandene Spieler, die eine gewisse Qualität haben, an uns zu binden. Und dann die Toptop-Talente zwei, drei, vier Jahre bei uns wirken zu lassen, um sie am Ende mit Gewinn zu verkaufen.“
Doch wenn man sich die beiden Säulen genauer anschaut, hat sich in den letzten Jahren ihre Statik deutlich verändert. Als Borussia Dortmund im Sommer 2016 in die zweite Saison nach Jürgen Klopp startete, hieß der teuerste Neuzugang André Schürrle. Er wechselte für 30 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zum BVB und galt als ein Zugeständnis an die Wünsche des neuen Trainers Thomas Tuchel, unter dem Schürrle in Mainz zu den jungen Himmelsstürmern der „Bruchweg Boys“ gehört hatte. Ein Jahr später kam der teuerste Neuzugang aus der Ukraine und hieß Andrij Yarmolenko, Dortmund überwies für ihn 25 Millionen Euro nach Kiew. Beide Spieler sind längst nicht mehr bei der Borussia, und beide gingen, ohne besonderen Eindruck hinterlassen zu haben.
Dass die Vorstellungen, die mit einem Vereinswechsel verbunden sind, nicht immer aufgehen, erlebt jeder Fußballverein. Aber sowohl Schürrle wie auch Yarmolenko standen prototypisch für eine Transferpolitik, die in den letzten Jahren etwas verwaschen wirkte. Es kamen viele Spieler aus der Bundesliga, von denen man sich einen weiteren Sprung nach vorne erwartete, ob sie nun Rode, Toljan oder Dahoud hießen, Toprak, Phillipp oder Wolf und zuletzt Nico Schulz, Thorgen Hazard oder Julian Brandt. Bei den letzten drei Spielern ist es für ein abschließendes Urteil noch zu früh, aber die anderen Transfers waren letztlich eher Enttäuschungen. Nur Thomas Delaney, der aus Bremen kam, und Abdou Diallo, der nach einem Jahr von Mainz über Dortmund nach Paris weiter wechselte, erfüllten die Erwartungen.