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QUADRAT 1 1 für Hochformate 13

25. April 2004. Tot­tenham gegen Arsenal. 3. Minute, Ecke für Tot­tenham. Der Ball wird abge­wehrt und landet an der Sech­zehn­meter-Mar­kie­rung, direkt vor den Füßen des Mannes, der die wohl beste Zeit seiner Kar­riere hat: Thierry Henry. Der Fran­zose nimmt den auf­ti­ckenden Ball in einer Bewe­gung mit, führt ihn nach Links­außen, auf Höhe der Mitte der eigenen Hälfte umspielt er den ersten Gegen­spieler.

Alle Spieler von Arsenal sind noch in der eigenen Hälfte, nur der Hol­länder Dennis Berg­kamp läuft etwa drei bis vier Meter vor Henry. Der treibt den Ball über die Mit­tel­linie, mit großen, ste­chenden Schritten, viel zu schnell für die Spieler von Tot­tenham. Dann sieht er eine Lücke zwi­schen den Ver­tei­di­gern und schiebt den Ball gefühl­voll in den Lauf von Berg­kamp, der wie­derum mit nur einem Kon­takt den Ball von links in die Mitte spielt. Zen­ti­me­ter­genau für Patrick Vieira. Der Kapitän rutscht in den Pass und schließt damit seinen Spurt über das gesamte Feld ab – 1:0 für Arsenal.

Elf Sekunden von einem abge­fan­genen Eck­ball zum eigenen Tor­er­folg. Der Fern­seh­kom­mentar ruft: Absolut unglaub­lich. Schon wieder: Inner­halb weniger Sekunden hat Arsenal eine Abwehr­ak­tion in einen meis­ter­haften Konter ver­wan­delt.“ Bei der BBC spre­chen sie von einem atem­be­rau­benden Tor“. Das Spiel endet 2:2, ein Punkt­ge­winn beim Lokal­ri­valen, mit dem sich Arsenal die eng­li­sche Meis­ter­schaft 2004 sichert.

38 Spiele, 26 Siege, 12 Unent­schieden, 0 Nie­der­lagen

Das Beson­dere daran: In dieser Saison schossen Arse­nals Spieler diese atem­be­rau­benden Tore in Serie. Sie spielten diese meis­ter­haften Angriffe in Serie. Und sie bestritten solche Spiele in Serie. In einer unglaub­li­chen Serie viel­mehr: 49 Par­tien in Folge blieb das Team ohne Nie­der­lage, 38 davon in der Saison 2003/04 führten zur Meis­ter­schaft. Arsenal schrieb Geschichte, die Mann­schaft von Trainer Arsene Wenger wurde zu den Invin­ci­bles“, den Unbe­sieg­baren. Ähn­lich wie Preston North End in den 1880er Jahren. Im eng­li­schen Fuß­ball der Neu­zeit hatte es so etwas nicht gegeben – und gab es bis heute nicht mehr.

So wie man manche Songs immer und immer wieder hört, Bücher immer und immer wieder liest, Filme immer und immer wieder schaut, und ständig aufs Neue fas­zi­niert ist von der Genia­lität des Meis­ter­werks, so schaut man Spiele von Arsenal aus der Saison 2003/04. Es ist die große Kunst, etwas Kom­plexes für den Betrachter so leicht, so ein­fach aus­sehen zu lassen.

Der Gitar­ren­vir­tuose Ezio Lun­edei mag hier­zu­lande relativ unbe­kannt sein, doch Kon­zert­be­su­cher ver­gessen seine Auf­tritte nicht. Wenn die Menge nach seinen minu­ten­langen Soli, in dem die Finger fast buch­stäb­lich über die Saiten fliegen, wenn sie johlt vor Begeis­te­rung, schickt er leicht iro­nisch in seiner dunklen Stimme einen kurzen Satz übers Mikro: I am just doing my job.“ Ich mache nur meine Arbeit.

Als Thierry Henry über den Platz flog, die Bälle mit dem Außen­rist, der Innen­seite, dem Spann magisch bewegte, sie anschnitt, sie zir­kelte, johlte die Menge. Henry joggte zuweilen nach einem Tor­er­folg bei­nahe regungslos die Tri­büne ent­lang, streckte manchmal nur die Hände von sich. I am just doing my job.