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Es war eine Szene mit Sym­bol­cha­rakter: Im Wanda Metro­po­li­tano lief am Sonntag die 86. Minute, beim Spit­zen­duell zwi­schen Atlé­tico Madrid und dem FC Bar­ce­lona stand es trotz einiger Mög­lich­keiten der Madri­lenen noch 0:0. Bis, ja bis Thomas Lemar – der an den vor­he­rigen Tor­raum­szenen seiner Mann­schaft kaum Anteil hatte – sich ent­schied, auch mal eine Offen­siv­ak­tion initi­ieren zu wollen und einen etwas zu ris­kanten Dia­go­nal­ball spielte. Sergi Roberto ging dazwi­schen, die Kugel lan­dete schnell bei Lionel Messi und der Argen­ti­nier machte mal wieder das, was er von allen Fuß­ball­spie­lern dieses Pla­neten mit Abstand am besten kann – und erzielte mit einem Geis­tes­blitz den Sieg­treffer für Bar­ce­lona.

Nun wäre weder ein Gegentor durch Lionel Messi, noch der vor­he­rige Ball­ver­lust etwas allzu dra­ma­ti­sches. Fehler können schließ­lich pas­sieren und warum sollte man einem Flü­gel­spieler keine miss­glückte Offen­siv­ak­tion ver­zeihen? Aller­dings wirkte der Übel­täter selbst anschlie­ßend nicht gerade erpicht darauf, seinen Fehler wieder aus­zu­bü­geln. Seine Reak­tion ließ eher ver­muten, ihn würde gerade nichts weniger inter­es­sieren, als den durch ihn ver­ur­sachten Konter der Kata­lanen zu ver­tei­digen. Statt dem ver­loren gegan­genen Ball hin­ter­her­zu­jagen, statt im Voll­sprint den Kol­legen zur Hilfe zu eilen oder wenigs­tens den (zuge­ge­be­ner­maßen nicht gerade aus­sichts­rei­chen) Ver­such zu unter­nehmen, Lionel Messi das Spiel­gerät wieder abzu­nehmen, reagierte der Fran­zose wie allzu häufig seit seiner Ankunft in Madrid: mit einem behä­bigen Traben Rich­tung eigene Hälfte, mit gesenktem Kopf und mit der Kör­per­sprache eines 12-jäh­rigen Stö­ren­frieds, der gerade an der Tafel vor ver­sam­melter Klasse durch die fiese Mathe­leh­rerin gemaß­re­gelt worden ist.

Ver­meint­liche Wende

Genau das ist es, was die Fans der Colchoneros inzwi­schen auf die Palme bringt, wenn die Sprache auf Thomas Lemar kommt. Start­schwie­rig­keiten oder feh­lendes Spiel­glück, okay, aber dann solle man sich doch bitte wenigs­tens richtig in die Zwei­kämpfe hauen – gerade in einer noto­ri­schen Arbei­ter­mann­schaft wie der von Atlé­tico. Seit seinem Wechsel im Sommer 2018 ver­wei­gert Thomas Lemar aber genau das allzu häufig. Er spielt häufig gehemmt, tritt des­in­ter­es­siert auf und wirkt, als ob er nicht ganz bei der Sache sei. In seiner ersten Saison reichte das trotzdem noch für 31 Ein­sätze, in denen ihm jedoch ledig­lich zwei Tore und drei Vor­lagen gelangen. Eine magere Aus­beute, gerade in Anbe­tracht der für ihn bezahlten 70 Mil­lionen Euro, aber viel­leicht noch mit Anlauf­pro­blem in der neuen Heimat oder einer kräf­te­zeh­renden Spiel­zeit mit Monaco inklu­sive anschlie­ßender Welt­meis­ter­schaft zu erklären.

Nach diesem Sommer aber hätte es keine Stör­fak­toren mehr geben sollen. Lemar absol­vierte eine ver­let­zungs­freie Vor­be­rei­tung und Atlé­ticos Trainer Diego Simeone erklärte noch vor der Saison, im Zuge des Umbruchs seines Teams defi­nitiv offen­siver“ spielen lassen zu wollen. Das System solle sogar vom bevor­zugten 4−4−2, in dem der Übungs­leiter gerne zen­trale Mit­tel­feld­spieler wie Saúl Ñíguez oder Koke auf den Flü­geln posi­tio­niert, zu einem 4−3−3 trans­for­miert werden. Mehr klas­si­sche Flü­gel­spieler statt breiter auf­ge­stellten Sech­sern, mehr Offen­siv­pres­sing statt drögem Ergeb­nis­fuß­ball. Eigent­lich genau das, was man als Angreifer gerne von seinem Coach hört.