Vor fünf Jahren wäre das undenkbar gewesen, bald ist es vielleicht Realität: Belgien und Niederlande planen eine gemeinsame Liga – mit Ajax, Anderlecht, PSV und Brügge.
Das Ganze ist nicht bloß eine Vision, sondern ein ernsthaftes Vorhaben. Es gab und gibt stundenlange Geheimkonferenzen und Strategiesitzungen, es werden immer neue Machbarkeitsstudien und Rechtsgutachten in Auftrag gegeben. Denn so ein Zusammenschluss zweier nationaler Fußball-Ligen ist nichts, was man mal so eben zwischen zwei Bier auf die Beine stellt. Die Niederlande und Belgien planen eine neue, gemeinsame transnationale Elite-Spielklasse, in der künftig die Crème de la Crème aus beiden Nationen kicken soll: Ajax, Anderlecht, Feyenoord, Standard Lüttich, PSV oder der Club Brügge. Um nur einige zu nennen.
Der Arbeitstitel zu dem Projekt lautet „BeNeLiga“. Das klingt zwar nicht allzu sexy, soll aber im Falle eines Falles einem lukrativen Name-Righting-Deal Platz machen. Denn die Niederländer und Belgier denken groß – richtig groß, wie der Vorsitzende des FC Brügge in einem Interview mit der französischen Zeitung „Le Monde“ darlegt: „Wir möchten die erste Liga hinter den fünf großen europäischen Wettbewerben sein“, postuliert Bart Verhaeghe und stellt klar, dass er mit der Fusion nicht unnötig warten will: „Es kann sehr schnell gehen. Wenn nicht für die nächste Saison, dann mit Sicherheit für eine der beiden folgenden Spielzeiten.“
„Die großen fünf europäischen Ligen sind uns enteilt“
Auch Ajax-Manager Edwin van der Sar zeigt sich gegenüber der belgischen Zeitung „Het Laatste Nieuws“ nicht abgeneigt: „Die BeNeLiga ist einer von mehreren Wegen, die wir in Betracht ziehen“, erklärt die Torwart-Legende mit Sitz in der einflussreichen European Club Association, kurz: ECA. „Innerhalb der ECA prüfen wir die Möglichkeiten, mit Ajax und verschiedenen anderen Vereinen gegen die vier, fünf Top-Länder in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben. Unser Ehrgeiz orientiert sich weiterhin an der europäischen Spitze. Dafür ist es wichtig, dass wir unseren eigenen Wettbewerb auf ein höheres Niveau bringen können als heute.“
Geht es nach Peter Croonen, dem Vorsitzenden des KRC Genk und des belgischen Ligaverbandes, könnte die „BeNeLiga“ ein echter „Gamechanger“ werden. „Eigentlich wissen wir das noch nicht“, sagt Croonen. „Aber wir hoffen darauf. Die sportliche Realität ist die, dass die Niederlande und Belgien derzeit die acht- und die elftbeste Liga Europas haben. Die großen fünf europäischen Ligen sind uns enteilt.“ Dabei haben Niederlande und Belgien in ihrer Historie zusammen 14 Europacup-Titel gesammelt – und damit nur vier weniger als der große Nachbar Deutschland.
Ein Markt mit 28 Millionen Verbrauchern
Das fußballerische Potenzial, die Wirtschaftspower und die Fanbase sind also fraglos vorhanden in „BeNe“. Man muss all das nur wieder richtig zum Leben erwecken. „Aus diesem Grund“, sagt Brügge-Boss Verhaeghe, „arbeiten wir zusammen mit den Niederlanden einen Wettbewerb aus – um den Unterschied zu den Big Five zu verringern. Einen Wettbewerb, der einen Markt mit 28 Millionen Verbrauchern eröffnet.“ Nämlich mit rund 16 Millionen Niederländern und knapp zwölf Millionen Belgiern.
Und genau die diskutieren nun das Thema, das durch Verhaeghes Interview an die breite Öffentlichkeit gelangte, aufgeregt rauf und runter: Traditionalisten gegen Fortschrittsjünger, Nationalisten contra Europäer, Fans kleinerer Klubs, die den Sprung in die „BeNeLiga“ zu verpassen drohen, gegen Fans der großen Vereine, die wohl zu den Gewinnern des Zusammenschlusses zählen würden. Auch wenn sich die Vertreter der PSV Eindhoven bislang noch hartnäckig gegen die Pläne sträuben sollen.