Einst war Isamu Kato ein strahlender Stern am Fan-Himmel der Boca Juniors, nun wird er verdammt und bedroht. Sein einziges Vergehen: Er bringt Unglück. Angeblich.
Jetzt ist es schon wieder passiert. Die Boca Juniors aus Buenos Aires sind in der Copa Libertadores einmal mehr am ewigen Stadtrivalen River Plate gescheitert. Und langsam, da sind sich viele Beobachter sicher, kann das alles kein Zufall mehr sein.
Nach der Finalniederlage im Vorjahr kam das Aus für Boca diesmal im Halbfinale. Trotz eines 1:0‑Heimsieges im Rückspiel in der „Bombonera“ durch den Treffer von Jan Hurtado. Zwar liegt die Ursache für das Ausscheiden vermutlich in der wachsweichen Hinspiel-Vorstellung der Blau-Gelben am 1. Oktober im „Monumental“, wo River nach Treffern von Raffael Borré und Ignacio Fernández mit 2:0 die Oberhand behielt. Doch die Fans der Boca Juniors haben einen anderen Schuldigen ausgemacht: einen 32-Jährigen aus der japanischen Millionenstadt Saitama. Sein Name: Isamu Kato.
Dieser Kato hatte einmal mehr Unglück gebracht
Kato stand in diesem Halbfinale nicht etwa auf dem Rasen. Der einzige Fehler, den er – in den Augen vieler „Boca-Hinchas“ – begangen hat, war vergleichsweise harmlos: Kato, ein gelernter Verpackungstechniker, war einfach nur ins Stadion gegangen. Er hatte die 18.000 Kilometer lange, 33-stündige Flugreise von Japan nach Argentinien auf sich genommen, um den Club Atlético Boca Juniors, den Verein seines Herzens, aus vollster Kehle anzufeuern. So wie schon etliche Male zuvor. Im August dieses Jahres war Kato sogar zur Futsal-Klub-WM nach Bangkok gereist, um Boca anzufeuern – er war der einzige Tribünengast in Blau und Gelb. Und hatte endgültig Legenden-Status erlangt. Dachten alle.
Vor dem jüngsten Spiel zwischen Boca und River aber war die Stimmung umgeschlagen. Irgendein Hobby-Statistiker hatte die bisherigen Visiten des japanischen Vielfliegers – angeblich 13 an der Zahl – unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Meistens lief es schlecht für Boca, wenn Isamu Kato vor Ort war. Und schon braute sich der Shitstorm zusammen: Bereits im Vorfeld des Halbfinal-Rückspiels gegen River schrieben aufgeregte Boca-Anhänger an Kato, er möge doch bitte zu Hause zu bleiben. Andere stießen gar Drohungen aus. Dazu muss man wissen: Aberglaube ist quasi eine argentinische Erfindung. Und nach der Partie sahen sich die Mahner bestätigt: Dieser Kato hatte einmal mehr Unglück gebracht.
„Was für ein hässlicher Idiot, dieser Chinese Isamu Kato“
Wenn man sich durch die (sozialen) Medien liest, könnte sogar man meinen, der Japaner habe im Rückspiel gegen River Plate sieben oder acht Elfmeter verschossen. Absichtlich. „Isamu Kato, du Haufen Sch …“, textete ein offenbar vollkommen Verblendeter bei Twitter, „ich hasse dich, du Unglücksrabe.“ Ein anderer pestete: „Was für ein hässlicher Idiot, dieser Chinese Isamu Kato.“ Wobei: Wortmeldungen wie diese sind nur die Orkanspitzen einem endlosen Sturm. Selbst die große argentinische Zeitung „Clarin“ titelte: „Ausgeschieden – das Unglück des Isamu Kato“.