David Cotterill war allenfalls ein Mittelklasse-Profi, doch er pflegte den Lifestyle eines Superstars. Das Geld dafür hatte der Waliser arglosen Mitspielern abgeluchst.
Die letzte Etappe seiner fußballerischen Karriere-Tour verbrachte David Cotterill in Kalkutta, Indien. Dort hatte er Anfang 2018 beim Amar Tomar Kolkata FC angeheuert. Hauptsache weit weg, so schien es. Denn daheim, im Vereinigten Königreich, stapelte sich unterdessen der Ärger, wie die „Daily Mail“ enthüllte. Dieser nicht gerade kleine Stapel war längst auf den Schreibtischen verschiedener Anwälte gelandet. Und könnte bald auch die Staatsanwaltschaft beschäftigen. Denn formaljuristisch könnte es sich hier um handfesten Betrug drehen.
Rein fußballerisch gesehen war der inzwischen zurückgetretene Cotterill, heute 31, allenfalls ein Mittelklasse-Profi. Auf der britischen Insel stand er zumeist in der zweitklassigen Championship unter Vertrag. Der trickreiche Außenstürmer machte unter anderem in Wigan, Swansea, Barnsley und bei Birmingham City Station. Nebenher absolvierte Cotterill immerhin 24 A‑Länderspiele für Wales und zog an der Seite von Gareth Bale, Aaron Ramsey & Co. ins Europameisterschafts-Halbfinale von 2016 ein. Auch im Nationalteam zählte Cotterill eher zu den unauffälligen Gestalten. Zumindest auf dem Rasen.
Wesentlich spektakulärer war Cotterills persönlicher Lebensstil: Im Juni 2017 etwa feierte der schnieke David gemeinsam mit seiner schönen Tamika eine gigantische Luxus-Hochzeit im Stile der Royals. In einem Schloss-ähnlichen Landhaus in Northamptonshire. Dort regnete es weiße Rosenblütenblätter, als das schillernde Paar Einzug hielt. Auch sonst wusste David Cotterill durchaus zu leben: fulminante Fünf-Sterne-Urlaube auf Mykonos, Ibiza oder in Paris, vieles davon zur Schau gestellt auf seinem Instagram-Account.
Plötzlich nicht mehr erreichbar
David Cotterill konnte sich etwas leisten. Schließlich, so machte es im Kreise seiner Mitspieler die Runde, investierte der trickreiche Außenstürmer sein Geld immer wieder erfolgreich in unwahrscheinlich ertragsstarke Anlageobjekte. Und Cotterill bot auch seinen Kollegen an, mit einzusteigen ins schnelle Glück: In der Regel, so die „Daily Mail“, soll er ihnen Renditen von zehn bis 20 Prozent binnen weniger Monate in Aussicht gestellt haben – easy Money, wie der Engländer sagt. Leicht verdientes Geld. Doch wenn die Mitspieler irgendwann nachfragten, wo ihre Kohle bliebe, wurden sie vertröstet. Oder David Cotterill war nicht mehr erreichbar.
Dabei kommunizierte Cotterill bei der Anbahnung seiner windigen Anlage-Deals stets äußerst zuvorkommend, wie die britische Zeitung anhand eines Briefwechsels mit einem seiner „Investoren“ belegt. Darin schrieb das fußballspielende Finanzgenie: „Ergänzend zu unserer vorangegangen Konversation hast du eingewilligt, 35.000 Pfund zu investieren, um innerhalb von acht Wochen nach Eingang des Geldes auf dem Bankkonto 4.000 Pfund Ertrag sowie dein Einlagekapital zurückzuerhalten.“