Beim 1. FC Köln verlief der Aufstieg wenig harmonisch. Nach einem schweren Startprogramm soll es nun aufwärts gehen. Und das am liebsten ohne Investoren, dafür aber mit Thomas Häßler und Lukas Podolski.
Es gibt Niederlagen, die kann ein Fußball-Verein einigermaßen verkraften. Wenn zum Beispiel ein Aufsteiger beim Meister verliert, dann ist es kein Weltuntergang. Und so herrscht beim 1. FC Köln nach dem 0:4 in München vom vergangenen Samstag keine Panik. Von fünf Saisonspielen in der Bundesliga hat der FC zwar nur eines gewonnen (2:1 in Freiburg), doch da die anderen Gegner allesamt als zu mächtig eingeordnet wurden (Dortmund, Wolfsburg, Mönchengladbach), hatte man sich nicht ernsthaft Punkte ausgerechnet, sondern höchstens erträumt. Am Sonntag im Heimspiel gegen Hertha BSC (18 Uhr) soll nun aber die Zeit des Punktens beginnen. „Was klar ist“, sagte Trainer Achim Beierlorzer in dieser Woche: „Das nächste Heimspiel wollen wir gewinnen. Wir haben drei Punkte, wollen aber viel mehr. In ruhige Gewässer kommt man nur, wenn man punktet.“
Nach Ruhe, einer Saison ohne Krisen und Dramen sehnen sich auch die Kölner Fans. Der FC, der seit 1998 sechsmal ab- und aufgestiegen ist, hat wieder einmal einiges hinter sich. Einen Aufstieg als Tabellenführer der Zweiten Liga, der allerdings unharmonisch verlief, weil der Verein drei Spieltage vor Schluss trotz Tabellenführung Coach Markus Anfang entließ, der sich mit der Mannschaft überworfen hatte. Außerdem gab es allerlei Streitigkeiten hinter den Kulissen. Mit Beierlorzer, der aus Regensburg kam, sind nun alle sehr zufrieden. „Modern und kommunikativ“ sind die Attribute, mit denen der ehemalige Mathematik- und Sportlehrer oft bedacht wird.
Konstruktive Zusammenabreit – „Vorher war das anders“
Zum Beispiel von Stefan Müller-Römer. Der Kölner Anwalt war von März bis Anfang September Interims-Vorstand des Vereins, nachdem Werner Spinner im März nach sieben Jahren im Amt aufgrund eines verlorenen Machtkampfes mit dem sportlichen Geschäftsführer Armin Veh zurückgetreten war. Inzwischen ist Müller-Römer in sein altes Amt des Vorsitzenden des Mitgliederrats zurückgekehrt und sieht der Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstandstrio, bestehend aus den Kölner Geschäftsleuten Werner Wolf, Jürgen Sieger und Eckhard Sauren, positiv entgegen.
Es sei schön, dass man nun konstruktiv zusammenarbeite, sagt Müller-Römer: „Vorher war das anders.“ Dabei bezieht er sich auf die vergangenen Monate mit Spinners Vizepräsidenten, FC-Torwart-Legende Toni Schumacher und Ex-Karnevalist Markus Ritterbach, die zu ihm und zum Mitgliederrat, freundlich ausgedrückt, kein gutes Verhältnis hatten. Das Gremium hat beim FC die Aufgabe, die Geschäftsführung des Vorstands zu überwachen. Doch damit kam es nicht klar. So gab es ständige Reibereien. Zwar hätten Schumacher und Ritterbach gern als Vizes weitergemacht, der für die Nominierung zuständige Mitgliederrat entschied sich jedoch für andere Kandidaten.
Fußball-Expertise und Glamour
Die neuen Kölner Vorstandsmänner, die bei der Mitgliederversammlung 78,2 Prozent der Stimmen bekamen, sind zwar Fußball-Enthusiasten und FC-Fans, die mit Klubschals im Stadion sitzen, Erfahrung im Business des Profifußballs haben sie aber wenig. Wolf ist immerhin seit mehr als zehn Jahren in den Vereinsgremien aktiv und war 2011 nach dem Rücktritt von Wolfgang Overath schon einmal Interimspräsident. Der studierte Psychologe und frühere Kartoffelchips- und Brauerei-Manager weiß, dass ein Klub nicht nur gute Manager braucht, sondern auch Fußball-Expertise und ein wenig Glamour. Eine der ersten Amtshandlungen Wolfs bestand deshalb darin, den alten Heroen Thomas Häßler und Lukas Podolski Jobs beim FC in Aussicht zu stellen. In welcher Funktion, ist noch offen. Es laufen Gespräche.