Der Verbandsligist FC Germania Großkrotzenburg lag nach 56 Minuten mit 0:5 hinten. Doch die Hessen gewannen noch – weil ihr Kapitän, Robin Prey, mal eben einen lupenreinen Sechserpack aus dem Fußgelenk schüttelte. Wie ist das möglich?
Robin Prey, am Sonntag kassierten Sie mit dem FC Germania Großkrotzenburg kurz nach der Halbzeit noch das 0:5. Was passierte dann zwischen der 60. und der 90. Minute?
Wir haben nur einen langen Ball auf unseren Stürmer Connor Storm gespielt, der hat sich durchgesetzt und das 1:5 gemacht. Damit ging es los. Wir haben ein bisschen Lunte gerochen, auch wenn es natürlich schwerfällt, noch an vier Tore in 30 Minuten zu glauben.
Es sollten nicht nur vier sein…
Es war wie das Momentum beim Fifa-Zocken: Alles hat auf einmal geklappt, jeder Ball war drin. Und dabei hat es eben mich getroffen, dass ich immer goldrichtig stand, die Ruhe bewahrt und die Dinger reingehauen habe.
Ganze sechs Mal. Ist Ihnen schon einmal etwas Vergleichbares geglückt?
Noch nie. Ich habe mal das entscheidende Tor zum Aufstieg in die Verbandsliga geschossen. Aber das gestern, das war völlig verrückt.
Bis zum Spiel am Sonntag gegen den SV der Bosnier hatten sie sechs Tore in sieben Ligaspielen erzielt, jetzt haben Sie die Zahl in einer Partie verdoppelt. Welches der sechs Tore gestern war das schönste?
Mein drittes war ein Freistoßtor. Das erste hatte ich noch mit der Pike gemacht, das zweite war ein Elfmeter. Und dann der Freistoß aus 25 Metern mit dem Spann ins Torwarteck, der war irgendwie unhaltbar. Dass wir nach dem Ausgleich noch das 6:5 machen, war dann nur eine Frage der Zeit.
Und Sie haben sogar noch das 7:5 draufgelegt. Ein lupenreiner Sechserpack.
Die Zuschauer haben uns von außen richtig angetrieben, was ja nicht wirklich üblich ist in einer Amateurliga. Ich habe erst nach Abpfiff verstanden, was da gerade passiert war, als alle Spieler und auch ein paar Jugendspieler auf den Platz gerannt sind und sich in den Armen gelegen haben. Da sind alle 145 Zuschauer ausgerastet, die waren in Ekstase – wenn man die fünf Rentner abzieht, die schon früher nach Hause gegangen sind.
Wie haben die Gegner vom SV der Bosnier reagiert?
Wenn man als Tabellenletzter mit erst einem Punkt 5:0 führt und dann noch sieben Dinger eingeschenkt kriegt – die taten mir einfach leid. Das hört sich abwertend an, ist aber sportlich gemeint. Sie haben uns noch gratuliert.
Und Sie haben dann den Sieg gefeiert?
Nach dem 6:5 hat unser ehemaliger Vorsitzender schon angefangen, alle verfügbaren Colaweizen aufzutreiben. Als wir in die Kabine gekommen sind, standen da zwei Kästen. Später haben wir die Feier noch ins Vereinsheim verlegt, ein paar Zuschauer sind dort länger geblieben.
Was dürfen wir als nächstes von Ihnen erwarten?
Ich hoffe, dass wir die Euphorie mit ins nächste Spiel nehmen können. Aber nochmal sechs Tore – das kann ich leider nicht garantieren. Falls es doch dazu kommen sollte, werden wir ja bestimmt wieder telefonieren.