Ante Čović hat ein bewegtes Leben hinter sich. In Berlin als Sohn kroatischer Gastarbeiter geboren, zurück nach Split gezogen, wegen des Jugoslavienkrieges nach Berlin geflüchtet und beim VfB Stuttgart den ersten Profivertrag unterschrieben. Im Schwabenland arbeitete er die ersten Jahre parallel im Fanshop, wo er sich mit neuster Technik vertraut machte. Die Farbfotografie zählte damals scheinbar noch nicht dazu.
Jungspund Čović hat seine Südmilch getrunken: Nach dem Match gegen Eintracht Frankfurt im September 1994 steht er dem Süddeutschen Rundfunk Rede und Antwort. Für das Lächeln gäbe es heutzutage wohl viele Matches bei Tinder.
In der Saison 95/96 ist Čović für den »Glubb« aus Nürnberg am Ball. Dieses Bild, das nach Einschulung aussieht, ist der einzige fotografische Beweis. Obwohl Čović insgesamt 26 Spiele absolviert.
Ante Čović hat im Spiel gegen Gladbach im August 1997 gut lachen. Und um verengte Atemwege muss er sich auch keine Sorgen machen: Das Nasenpflaster sitzt wie angegossen. Sieht man heute leider nicht mehr. Steht es etwa auf der Dopingliste?
Wen seh ich denn da?!
Den Langen, Michael Preetz! Hertha schlägt die Bayern im Februar 1998 zu Hause mit 2:1. Die beiden Torschützen für Hertha fallen sich in die Arme und Preetz scheint so irritiert von Čovićs Astralkörper zu sein, dass er noch ein Eigentor schießt.
Man kann nicht sagen, dass die Zeit bei Hertha erfolglos war. Im Juli 1998 holt Hertha den Bodenseecup. Was noch mehr verwundert als der Montafon-Fanclub der Hertha: Gábor Király trägt eine kurze Hose.
Haarscharf am Lotto-Jackpot vorbei: Ante Čović beim VfL Bochum. Für den Verein aus dem Pott spielt er in der Saison 2002/2001 insgesamt fünfmal, am Saisonende steigt der Verein als Schlusslicht ab. »Globetrotter« Čović zieht weiter.
Und zwar ins beschauliche Saarland, zum FC Saarbrücken. Für den Zweitligisten kam er zwar in der Saison 2001/2002 in 20 Ligaspielen zum Einsatz, trotzdem stand am Ende der Saison der Abstieg. Und Čović hatte genug von der Provinz.
Nach einem Jahr Vereinslosigkeit zieht es Čović 2003 zurück zur alten Dame, bei deren Zweitvertretung er bis 2010 in der Regional- und Oberliga spielt.
Außerdem spielte er gelegentlich für die Hertha-Traditions-Elf. Diese Traditionsmannschaften sind ein wenig wie StudiVZ: Früher cool und neu, dann irgendwann langweilig und überflüssig. Heute wundert man sich, dass es beides noch gibt.
Berlins most wanted? Als Hertha der Absturz in Liga zwei droht, kommt im Februar 2012 mit Otto Rehagel ein Feuerwehrmann erster Güteklasse. Als Assistenten fungierten die Nachwuchstrainer Ante Čović und René Tretschok. Trotzdem steigt die alte Dame nach zwei denkwürdigen Relegationsspielen ab.
»Du Otto, kannst du mir einen Ratschlag für eine erfolgreiche Trainerkarriere geben?« Rehagel kühl: »Werd bloß kein Cheftrainer bei Hertha.«
Nach einem Jahr ohne Anstellung ist Čović seit Sommer 2013 durchgängig für Berlin im Einsatz. Und nicht etwa bei der Berliner Stadtreinigung, wie das Bild vermuten lässt. Bis zum Sommer 2014 trainierte er die A‑Jugend, von 2014 bis 2019 war er für die Amateure des Hauptstadtclubs zuständig.
Anlässlich des 125. Vereinsjubiläums 2017 lädt Hertha zur Gala ins Rote Rathaus. Die ehemaligen Stuttgarter Ante Čović und Jürgen Klinsmann nutzen die Gegebenheit für einen Plausch, schließlich trainiert Čović Klinsamanns Junior, Jonathan.
Am 1. Juli 2019 wird Čović als Nachfolger Dardais und neuer Cheftrainer der Hertha vorgestellt. Das Lächeln zum Dahinschmelzen hat sich seit 25 Jahren nicht verändert.
Zwei Berliner Kroaten unter sich: Einmal standen Kovac und Čović gemeinsam für Hertha II auf dem Platz. Trotzdem kennen und mögen die Beiden sich. Am ersten Spieltag gab es beim Bundesligadebüt von Čović ein respektables 2:2.
Auch alte Bekannte: Ante Čović und Jérôme Boateng haben ebenfalls gemeinsam für Hertha II gespielt. Bei beiden können derzeit selbst nicht sagen, wo es diese Saison hingehen wird.