Der Tag der Amateure rückt immer näher. Grund genug, einen Blick auf Vereine zu werfen, die stolz sein können auf eine glorreiche Vergangenheit – auch wenn die Gegenwart eher grau ist.
Der heutige SV Tasmania Neukölln wurde 1973 als inoffizieller Nachfolgeverein des SC Tasmania 1900 Berlin gegründet. Nach dem Aufstieg 2019 spielt die Mannschaft in der Oberliga Nordost. Vorgänger SC Tasmania ist zwar acht Mal Berliner Meister und sieben Mal Pokalsieger geworden, aber vor allem für die desaströse Bundesliga-Saison bekannt, die der Verein 1965/66 spielte. Zwei Siege in 34 Saisonspielen, 15:108 Tore. Dass der Aufstieg am grünen Tisch den Verein derart überraschte, dass ein Großteil des Kaders (der fast keine Profis beinhaltete) per ADAC-Reiseruf aus dem Urlaub zurückbeordert werden musste, wird dabei gerne verschwiegen.
1908, lang, lang ist’s her, wurde der SV Stuttgarter Kickers Deutscher Vizemeister. 1987 erreichte der Verein das DFB-Pokalfinale und verlor dort 1:3 gegen den Hamburger SV. Zwei Saisons spielte die Kickers in der Bundesliga, 1988/89 und 1991/92. Die letzten zwanzig Jahre waren allerdings eher… durchwachsen. Immer wieder gab es sportliche und finanzielle Probleme, mehrmals wurden die Kickers durch Lizenzentzüge anderer Vereine vor dem Abstieg gerettet. Doch 2009 ging es schließlich runter in die viertklassige Regionaliga Süd. Aktuell laufen die »Blauen« sogar noch eine Klasse tiefer auf, in der Oberliga Baden-Württemberg.
Googelt man heute den Dresdner SC, landet man vor allem bei dessen Frauen-Volleyballmannschaft, die in der Bundesliga spielt und bereits fünfmal Deutscher Meister werden konnte. Die Fußballabteilung des Vereins konnte 1940 und 1941 den Vorläufer des DFB-Pokals gewinnen und 1943 und 1944 die Deutsche Meisterschaft. Nach der Wiedervereinigung versuchte der DSC an die große Tradition anzuknüpfen, die durch die Auflösung zu DDR-Zeiten unterborch worden war. Allerdings schaffte es der Verein nie mehr über die Regionalliga hinaus. Heute spielt die Mannschaft in der Landesklasse Ost Sachsen.
Zurück nach Berlin! Die Berliner Tennis- und Ping-Pong-Gesellschaft Borussia wurde 1902 gegründet. Doch obwohl man sich zunächst auf den kleinen Ball hatte konzentrieren wollen, wurde bereits ein Jahr später für 50 Pfennig eine Lizenz erworben, die zur Teilnahme an der Berliner Meisterschaft im Fußball berechtigte. Zweimal stieg der Verein in die 1. Bundesliga auf: 1974 und 1976. 1994 erreichte man zudem das DFB-Pokal-Halbfinale und unterlag dort Rot-Weiss Essen mit 0:2. Tischtennis wollte bei TeBe übrigens niemand spielen. Der Sport wurde noch im Gründungsjahr wieder aus dem Programm genommen.
Es gibt Alleinstellungsmerkmale, auf die man stolz sein kann, und es gibt Borussia Neunkirchen, der einzige ehemalige Bundesligist, der heute sechstklassig spielt. In der Aufstiegsrunde zur zweiten Saison der frisch gegründeten Bundesliga schaffte die Borussia nach Siegen gegen den FC Bayern, St. Pauli und Tasmania den Aufstieg. Das erste Bundesligajahr war das erfolgreichste der Vereinsgeschichte und begründete den Mythos des Klubs, der in der damals kleinsten Bundesligastadt fast alle Heimspiele gewann und zudem mit einem Kader antrat, der fast nur aus Spielern aus Neunkirchen und der näheren saarländischen Umgebung bestand.
Ein weiteres Beispiel der Kategorie: Dinge, an die man nicht unbedingt erinnert werden wollte: Blau-Weiß 90 Berlin. Der Verein entstand 1927 aus einer Fusion des Berliner FC Vorwärts 1890 und des Berliner TuFC Union 1892. In der berühmt-berüchtigten Ära Kropatschek gelang den Mariendorfern der Durchmarsch aus der Oberliga in die zweite Bundesliga, in die sie 1984 aufstiegen. Zwei Jahre später stellte Blau-Weiß die sportlichen Verhältnisse in Berlin auf den Kopf, als man in die Bundesliga auf- und Hertha BSC sowie Tennis Borussia Berlin gleichzeitig in die Oberliga abstiegen. Aber erinnern tut man sich vor allem an den legendären Auftritt der Mannschaft im »aktuellen Sportstudio«, wo gemeinsam mit Bernhard Brink die Vereinshymne geschmettert wurde: »Wir sind heiß auf Blau-Weiß«. Nun denn.
Weitere tolle Rekorde, für die man sich heute nichts mehr kaufen kann: Der Freiburger FC ist der älteste Fußballverein in Freiburg im Breisgau. Gegründet 1897, wurde der FFC 1907 deutscher Meister.
Ähnlich wie man aus Freiburg eher den SC als den FC kennt, ist es auch in Karlsruhe. Der KSC ist wohlbekannt, doch der Karlsruher FV ist ein Fall für die Chronisten unter den Fans. Dabei wurde der KFV 1891 gegründet und ist der noch älteste bestehende Fußballverein Süddeutschlands. Zweimal wurden die Badener Vizemeister und 1910 gelang sogar der Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Heute spielt der KFV nach einem sportlichen und finanziellen Neustart in der Kreisklasse B.
Beenden wir unseren Streifzug durch die Geschichte mit einem letzten Kuriosum: Der VfR Mannheim ist der einzige Verein, der zwar Deutscher Meister wurde, aber nie in der Bundesliga spielte. Die 1896 gegründeten Mannheimer holten 1949 die Meisterschaft und erhielten so als erste Mannschaft die neue Meisterschale des DFB. Heute ist der Verein unterklassig unterwegs und tritt in der Verbandsliga Baden an.