Seit diesem Sommer ist Vincent Kompany Spielertrainer – allerdings nicht in der Kreisliga, sondern beim belgischen Spitzenklub RSC Anderlecht. Was, so viel ist schon nach wenigen Wochen klar, nicht bei allen für Begeisterung sorgt.
Das, was Ajax Amsterdam in den Niederlanden ist, ist der RSC Anderlecht in Belgien. Der Verein aus einem Vorort Brüssels ist zum einen Rekordmeister der nationalen Liga, zum anderen ein beliebter Talent-Pool für internationale Vereine. So gilt zwar Antwerpen aufgrund seines Seehafens als wichtigster Umschlagsort für Diamanten, fußballerisch findet man die besten „Rohdiamanten“ hingegen in Anderlecht.
Einer, der einst in Anderlecht ausgegraben, in Hamburg geschliffen und in Manchester zu voller Entfaltung kam, ist Vincent Kompany. Im Herbst seiner Karriere hat er eine Position übernommen, die man im Profifußball ausgesprochen selten antrifft: Er ist Spielertrainer bei seinem Heimatverein, dem RSC Anderlecht. Und schon nach wenigen Wochen Gegenstand harscher Kritik.
Der inzwischen 33-Jährige kann, trotz Verletzungspech, auf eine beachtliche Sammlung an Trophäen zurückblicken: Mit Anderlecht holte er zweimal die nationale Meisterschaft, in England gelang ihm dies mit Manchester City viermal. Genauso häufig gewann er mit City den Ligapokal, den FA-Cup gab es zweimal. Besonders in der vergangenen Saison, als Guardiolas Mannschaft das nationale Triple holte, zeigte sich, wie wichtig Vincent Kompany noch sein kann: Seinen einzigen Saisontreffer erzielte er im vorletzten Saisonspiel gegen Leicester City, als er, in einem Akt aus Verzweiflung und Entschlossenheit, den Siegtreffer erzielte. Mit einem Distanzschuss, dessen Flugkurve Mathematiker heute noch vor Probleme stellt.
Zurück zum Ursprung
Auch in seiner belgischen Heimat genießt der Sohn eines Kongolesen und einer Belgierin hohes Ansehen: Als Kapitän der „Goldenen Generation“ führte er die Nationalmannschaft zum dritten Platz bei der WM in Russland. Besonders erwähnenswert: Kompanys Vater ist Bürgermeister der Stadt Ganshorns. Das macht ihn zum ersten dunkelhäutigen Bürgermeister Belgiens.
Umso euphorischer wurde die Nachricht aufgenommen, dass Vincent Kompany zur neuen Saison nach Anderlecht zurückkehren und einen Vertrag als Spielertrainer bis 2022 unterschreiben würde. Er selbst sagte dazu, dass „er noch nie eine Entscheidung getroffen hätte, die mehr von Emotionalität als von Rationalität geprägt war“. Außerdem habe er die letzten Jahre enorm viel unter Guardiola gelernt: „Manchester City spielt den Fußball, den ich spielen möchte. Diese Art von Fußball möchte ich lehren und gespielt sehen“.
Gemeinsam mit dem Ex-Sportdirektor des HSV, Frank Arnesen, wurde eine Mannschaft zusammen gestellt, in der Kompany nicht der einzige bekannte Name ist: Samir Nasri kam von West Ham United und Nacer Chadli von der AS Monaco nach Brüssel. Beides Spieler, die schon mit Kompany auf dem Platz gestanden haben. Dazu kam der begabte niederländische Spielmacher Michel Vlap aus Heerenveen.