Gerüchten zufolge will Uli Hoeneß sämtliche Ämter beim FC Bayern niederlegen und sich ins Privatleben zurückziehen. Eine typische FCB-Nebelkerze im Sommerloch? Oder tritt wirklich das Unvorstellbare ein?
Bei der Google-Suche erzielte der Begriff „Bayern-Beben“ heute Vormittag 534 000 Treffer. Verantwortlich für den inflationären Gebrauch dieses Kompositums sind zum einen natürlich die traditionell wechselhaften Stimmungen in der CSU, zum anderen aber vor allem die stete Sensationsgier der Boulevardmedien, was die Vorgänge an der Säbener Straße anbetrifft. Was da nicht alles allein in den letzten Monaten als „Bayern-Beben“ vermeldet wurde: die Verbannung von Müller & Co aus der Nationalelf, der Hernandez-Transfer, Niko Kovac auf der Kippe, Brazzos zweifelhafte Versuche einen neuen Kader zu bauen. Wer den FC Bayern noch aus Zeiten kennt, in denen Lothar Matthäus eine Standleitung in die „Bild“-Redaktion hatte, Mehmet Scholl seine Trennung in Schwabinger Kneipen kompensierte oder der rekonvaleszente Mario Basler in der Reha auf Kneipentour ging, kann angesichts derlei Meldungen aber nur müde lächeln. Mit einer messbaren Erderschütterung hat das sicher nichts gemein.
Bei der „Breaking News“ von heute Vormittag aber gestaltet sich das anders: Die „Bild“ schüttelt es heftig, dass sie spitz gekriegt haben will, Uli Hoeneß wolle bei der Jahreshauptversammlung im November nicht mehr als Präsident des FC Bayern kandidieren und auch seinen Posten als Aufsichtsratchef abgeben, für den er sich erst im vergangenen Dezember bis 2022 bestätigen ließ. Kurz: Der 67-Jährige macht Schluss mit dem FC Bayern!
WTF?
An der Oberfläche tut sich nichts
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Spieler wie Thomas Müller und Joshua Kimmich reagierten ungläubig. Wie auch sonst? Schließlich hat es zu ihren Lebzeiten einen FCB ohne den barocken Macher an der Spitze nie gegeben. Karl-Heinz Rummenigge weiß erst mal von nichts. Und der Patriarch selbst vertröstet auf Nachfrage des „Kicker“ bis zum 29. August. Dann werde er dem Aufsichtsrat seine Entscheidung mitteilen, wie es mit ihm in Zukunft weitergeht. Mit anderen Worten: Der Seismograph „Bild“ vermeldet heftige Ausschläge im Untergrund – an der Oberfläche aber rührt sich bis auf ein heftiges Mediengewitter erst einmal überhaupt nichts.
Öffentlich-rechtliche Sender entblöden sich derweil nicht zu vermelden, dass Uli Hoeneß sich zukünftig wohl mehr seiner Familie widmen wolle. Dabei weiß jeder peripher Fußballinteressierte, dass in der Vorstellung dieses manischen Dealmakers ein Restleben im Ferienhaus am Strand von Teneriffa gemeinsam mit Gattin Susi vermutlich einer apokalyptischen Vision gleich käme. Die andere Variante wäre, dass er sich wieder mehr ins Geschäft mit seinen Rostbratwürstchen einmischt. Bei dieser Vorstellung kann einem vor allem Hoeneß-Sohn Florian leid tun, der seit 2001 die „Howe Wurstwaren KG“ als Geschäftsführer erfolgreich managt.