Nach dem Bundesligaabstieg und der Entmachtung von Martin Kind als Vereinspräsident steht Hannover 96 vor dem Neuanfang. Mirko Slomka, der 2013 an der Leine entlassen wurde, kehrt als Trainer zurück und soll die Fronten schließen. Kann das gelingen?
Mirko Slomka, es gibt wohl keinen Trainer, der Hannover 96, seine Strukturen, aber auch seine Probleme besser kennt als Sie. Was macht Sie sicher, dass ein sportlicher Neubeginn gelingt?
Sicher kann man im Fußball nie sein, aber ich bin zuversichtlich. Jan Schlaudraff (neuer Sportdirektor, d.Red.) und ich harmonieren sehr gut, das haben die vergangenen Wochen und die bereits umgesetzten Transfers gezeigt. Auch alle anderen hier bei 96 haben Lust auf Erfolg und sind bereit, hart dafür zu arbeiten. Das ist die Basis, um etwas Positives erreichen zu können.
Die vergangene Saison war verkorkst. Nach Andre Breitenreiter musste Thomas Doll als Trainer vorzeitig seinen Hut nehmen, auch Sportdirektor Horst Heldt wurde entlassen. Wie gehen Sie die Arbeit an, damit Ihnen nicht in Kürze ein ähnliches Schicksal blüht?
Positiv, aber auch realistisch. Jeder weiß, dass die zweite Liga kein Spaziergang wird, das wird harte Arbeit, und wir müssen uns da genauso durchkämpfen wie die anderen Teams mit entsprechenden Ambitionen. Es ist mit Sicherheit ein Vorteil, den Verein gut zu kennen und viel intern miteinander zu kommunizieren. Das habe ich von Beginn an gemacht, und das wird auch weiter so sein.
Wie hat Ihnen Martin Kind verklickert, dass Sie nach der Entlassung 2013 wieder der richtige Mann am richtigen Ort sind?
Martin Kind und ich haben über die Jahre stets Kontakt gehalten und uns immer wieder über Fußball ausgetauscht. Als es jetzt um den Neubeginn nach dem Abstieg ging, waren verschiedene Kandidaten im Fokus, einer davon war ich. Es gab dann sehr intensive Gespräche über die Einschätzung der Lage und den Weg in eine positive Zukunft. Wir haben festgestellt, dass wir da einen guten Konsens haben und eine hohe gegenseitige Wertschätzung, die eine sehr gute Grundlage für eine erneute Zusammenarbeit bildet.
Kind sagt, Sie hätten sich weiterentwickelt. Haben Sie eine Ahnung, wie er das meint?
Es wäre doch bedauerlich, wenn ich mich nicht weiterentwickeln würde, während sich der Fußball überall weiterentwickelt. Ich betrachte das als Kompliment und habe auch in der Zeit, in der ich nicht als Trainer tätig war, nicht aufgehört zu lernen.
Sie haben in den letzten fünf Spielzeiten bei insgesamt 13 Punktspielen als Cheftrainer auf der Bank gesessen, zum letzten Mal vor 27 Monaten. Hatten Sie schon mit dem Beruf abgeschlossen?
Nein, definitiv nicht. Dazu bin ich viel zu gerne Trainer. Ich bin keiner, der zu Hause rumsitzt und das Telefon anstarrt. Ich habe mir daher andere Tätigkeiten im fußballaffinen Umfeld gesucht, die mir auch Spaß gemacht haben. Durch meine Jobs bei „Sky“ und „Amazon Prime“ war ich immer sehr nah dran am Liga-Geschehen.
Fühlten Sie sich Hannover 96 oder Martin Kind freundschaftlich verpflichtet?
Jeder weiß, dass mir 96 viel bedeutet und dass ich zu Martin Kind einen guten Draht habe. Aber beides ist unabhängig von der jetzigen Tätigkeit. Mir hätte der Verein auch weiterhin am Herzen gelegen, wenn ich nicht zurückgekommen wäre, und mit Martin Kind hätte ich mich auch regelmäßig weiterhin ausgetauscht. Aber ich freue mich natürlich, jetzt wieder im Verein zu sein und nicht nur von außen draufzugucken.