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Neymar ist in Ober­hausen. Wes­halb par­kende Autos über hun­derte Meter ent­lang der Rips­dör­ne­straße stehen. Gegen­über liegt das pit­to­reske Sta­dion des SV Adler Oster­feld. Das besagt ein kleines Schild am Ein­gang, das nicht weiter auf­fällt. Denn viel größer steht dort auch geschrieben: Home of Paris Saint-Ger­main Aca­demy.“ Auf dem Platz trai­nieren etwa 100 Kinder, alle in den glei­chen weißen Shirts mit dem Emblem des fran­zö­si­schen Meis­ters gekleidet. In der Mitte schnürt ein Trainer einem Spieler die Schuhe zu, dann ruft er dem Vater am Sei­ten­rand zu: Macht fünf Euro.“ Er lacht.

Paris jagt Talente in Deutsch­land.“ Oder gleich: Trainer Thomas Tuchel lässt unsere Talente klauen.“ Auf die Nach­richt, dass der Verein aus der fran­zö­si­schen Haupt­stadt in deut­sche Städte drängen würde, um Aka­de­mien zu eröffnen, reagierten Medien und Sport­per­sön­lich­keiten nervös. Manager wie Max Eberl und Jörg Schmadtke warnten vor dem neuen Mit­be­werber. Die Angst: Jugend­liche, die auf dem Weg in Bun­des­liga waren, würden ins Aus­land gelockt werden. Ist das so?

Ici, c’est Paris

Es ist ein heißer Sams­tag­mittag in Ober­hausen, als Paris Saint-Ger­main zum zweiten Mal seine Türen in Deutsch­land öffnet. Vor einer Woche ver­an­stal­tete die Aka­demie ein erstes kos­ten­loses Schnup­per­trai­ning in Düs­sel­dorf, nun also die nächste Stadt in Nord­rhein-West­falen. Dass die Fran­zosen hinter der Pla­nung und Durch­füh­rung des Tages ste­cken, wird schnell klar. Überall hängen Banner mit den bekann­testen Gesich­tern der Mann­schaft: Neymar, Kylian Mbappé, sogar Julian Draxler. Die alten Wer­be­banden wurden mit Folien abge­deckt. Hier, das ist nicht mehr SV Adler Oster­feld. Ici, c’est Paris.“ 

Dabei hat die Fifa klar regu­liert, dass Kinder nicht ins Aus­land wech­seln dürfen, um bei einem Verein Fuß­ball zu spielen. Ansonsten han­delt es sich um Men­schen­handel. Man­ches Mal erhalten Eltern von talen­tierten Kids urplötz­lich ein lukra­tives Job­an­gebot in genau jener Stadt, in der auch ein großer Klub behei­matet ist. Es werden alle Mittel aus­ge­reizt, doch die Fifa ist in dieser Sache tat­säch­lich streng. Ver­sucht Paris Saint-Ger­main also durch die Aka­de­mien an deut­sche Spieler zu kommen? Eine Umge­hung der bestehenden Län­der­grenzen? Wer nicht nach Paris kommen kann, zu dem kommt eben Paris?

Das Niveau vari­iert

Doch genauso schnell, wie die Betei­li­gung der Fran­zosen – oder besser gesagt: der kata­ri­schen Besitzer – deut­lich wird, ist auch klar: Sollten sich Jahr­hun­dert­ta­lente auf diesem Platz befinden, dann haben sie sich gut ver­steckt. Auf einem Viertel des Platzes spielen 14- bis 16-Jäh­rige im Klein­feld. Die moto­ri­schen und fuß­bal­le­ri­schen Geschicke liegen weit aus­ein­ander. Das ist mehr Beschäf­ti­gungs­the­rapie als Fuß­ball. Die Trai­nings­gruppen sind nach Jahr­gängen unter­teilt. Bei den Jüngsten fallen die unter­schied­li­chen Bewe­gungs­pro­file noch stärker auf. Ein Zehn­jäh­riger spielt den Ball ele­gant um seinen kleinen Standfuß, ist links- wie rechts­füßig. Ein anderer hat mas­sive Pro­bleme beim ein­fa­chen Rück­warts­laufen. Nach etwa zehn Minuten ist eine Übung vorbei. Die erste Frage der moti­vierten Trainer: Hattet ihr Spaß?“ Das soll im Vor­der­grund stehen.