Heute startet in Ägypten der Afrika Cup, die Regierung wollte ihn unbedingt. Denn für sie geht es um weit mehr als Fußball – das Regime will sich profilieren.
Dass Ägypten heute Abend um 22 Uhr in Kairo gegen Simbabwe den Afrika Cup 2019 eröffnet, war so nicht geplant. Ursprünglich sollte das Turnier zum zweiten Mal seit 1972 in Kamerun stattfinden. Wegen Verzögerungen in den Vorbereitungen wurde dem Land im vergangenen November allerdings die Gastgeberwürde entzogen. Im Januar votierte das Exekutivkomitee des afrikanischen Verbands Caf mit 16 zu eins stimmen gegen Südafrika und für Ägypten, den Rekordsieger des Turniers, als Ersatzausrichter.
Im Anschluss an die Neuvergabe bedankte sich der Präsident des ägyptischen Verbands Hany Abu Rida beim Exekutivkomitee – und bei der ägyptischen Regierung für ihre Unterstützung. Sein Vize Ahmed Shobair ergänzte: „Die Garantie der Regierung half uns, gegen Südafrika zu gewinnen und sie wird uns helfen, ein gutes Turnier auszurichten.“
Es geht um mehr als Fußball
Die Regierung hatte vor der Entscheidung sowohl finanzielle, als auch Sicherheitsgarantien ausgesprochen. Nach der Entscheidung für das nordafrikanische Land wurden schnell Organisationskomitees gebildet, viele von ihnen unter der Leitung von Regierungsmitgliedern. Die Regierung brannte förmlich darauf, das Turnier auszurichten.
Wie „Daily News Egypt“ berichtete, ging die Unterstützung von höchster Stelle aus: Präsident Abdel Fatah Al-Sisi habe den Garantiebrief unbedingt persönlich ausstellen wollen, damit die Organisation in Rekordzeit ablaufen könne. Denn bei der Ausrichtung der Kontinentalmeisterschaft geht es für Land und Regime um mehr als Fußball. Es geht um internationale Wahrnehmung, um Status und Image. Es geht um die Gelegenheit für Ägypten und seine Machthaber, sich in einem positiven Licht erscheinen zu lassen. In der jüngeren Vergangenheit haben das Land und seine Regierung die Beziehungen zum Rest des Kontinents vernachlässigt. Jetzt soll die ägyptische Präsenz mit dem Afrika Cup zurückkehren, außen- und innenpolitische Probleme kaschiert werden. Wie so oft erfüllt ein Fußballturnier, erfüllt der Afrika Cup den „Spiele“-Teil von „Brot und Spiele“.
Ausgerechnet Port Said
Die Regierung setzt auf die Macht des Fußballs, Menschen zusammenzubringen. Und auf seine Leuchtkraft, die andere Themen mit zuverlässiger Regelmäßigkeit überstrahlt. Als Austragungsorte wurden Alexandria, Ismailia, Suez, Kairo und Port Said gewählt. Ausgerechnet Port Said, der Ort, an dem 2012 die schlimmste Katastrophe des ägyptischen Fußballs geschah. Als nach dem Spiel zwischen Port Saids Al-Masry und Al-Ahly aus Kairo Fans des Gastgebers die gegnerischen Blöcke stürmen, hält sich die Polizei zurück. Auch, als sie mit Messern und Eisenlatten auf sie losgehen, Brandsätze und Steine werfen. Die Flutlichter gehen aus, Notausgänge sind versperrt. Am Ende des polizeilich geduldeten Gewaltexzesses sind 74 Menschen tot, knapp eintausend verletzt.