Am späten Montag nahm der Macht- und Monetenkampf in Kaiserslautern eine überraschende Wendung: Investor Flavio Becca wurde ausgebootet. Aber ist der Klub nun wirklich dem Teufel von der Schippe gesprungen?
In der Liebe und im Fußball, so heißt es, ist alles möglich. Und in diesen Tagen muss man schon ziemlich verliebt sein in den 1. FC Kaiserslautern, um sich von dem turbulenten Treiben der Roten Teufel nicht abschrecken zu lassen.
Zuletzt erlebten die Anhänger des traditionsreichen Fritz-Walter-Klubs von Montag auf Dienstag eine ihre Nerven ziemlich strapazierende Nacht. Am Montagnachmittag ging es noch „nur“ um den mit Spannung erwarteten Rücktritt des FCK-Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Littig. Tausende klickten sich durch die Fanforen im Internet, um die neuesten Nachrichtenschnipsel und Gerüchte vom Betzenberg zu erfahren. Am nächsten Morgen war Littig aber immer noch im Amt. Dafür platzte irgendwie nebenbei der eigentlich sicher geglaubte Deal mit einem Investor.
„Das Angebot des Herrn Flavio Becca ist nicht mehr existent“, teilte der FCK lapidar mit. Doch es wäre nicht der kultige FCK, gäbe es nicht noch mehr Skurriles zu berichten: Laut der Vereinsmeldung – die kurz vor Mitternacht, also pünktlich zur Geisterstunde – versendet wurde, tritt nun anstelle des Luxemburger Unternehmers Becca eine Gruppe anonymer Investoren aus der Region auf, die den FCK retten will.
Krimi zu nachtschlafener Zeit
Der nächtliche Investorenkrimi gibt dem zähen Ringen des Vereins um frisches Geld eine völlig neue Wendung. Kein millionenschwerer Baulöwe aus Luxemburg als dämonisch-herrischer Ankerinvestor? Für manchen Fan des Traditionsklubs mag dies märchenhaft und erleichternd klingen. Doch tatsächlich ist selbst zum Ende der Woche noch völlig unklar, um wen es sich bei der „regionalen Investorengruppe“ überhaupt handelt. Die Spekulationen um die Namen der beteiligten Unternehmer laufen derzeit auf Hochtouren. Dass die dubiose Gruppe in den Drittligisten drei Millionen Euro investieren will, um die Lizenz zu sichern, klingt im ersten Moment für viele verlockend. Aber dagegen soll den Unbekannten offenbar ein „zehnprozentiger Aktienanteil und ein Sitz im Beirat“ der FCK-Kapitalgesellschaft zugesprochen werden.
Zehn Prozent der Aktien für drei Millionen Euro? Daraus ergibt sich eine Bewertung der Kapitalgesellschaft in Höhe von 30 Millionen Euro. Doch die Funktionäre sprachen bis Montagnacht stets davon, dass der Klub 120 Millionen Euro wert sei. Unter diesen Vorzeichen sind auch bereits Anleger und Investoren beim Pfälzer Fußballklub eingestiegen. Wie kann der Wert eines Vereins in nur einer Nacht plötzlich um 90 Millionen Euro sinken? Der kuriose Vorgang lässt viele Fragen offen und schreibt ein weiteres Kapitel des bizarren Machtkampfs im FCK-Aufsichtsrat.