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Der Ort war gut aus­ge­wählt und natür­lich eine beson­dere Bot­schaft von Trainer Bela Gutt­mann. Vor dem Finale im Euro­pa­pokal der Lan­des­meister 1961 gegen den FC Bar­ce­lona im Berner Wank­dorf-Sta­dion hatte Gutt­mann seine Mann­schaft Ben­fica Lis­sabon in Spiez unter­ge­bracht. Er, der Ungar. Dort, wo erst sieben Jahre zuvor Deutsch­land vom legen­dären Spiezer Geist auf­ge­frischt worden war, um schließ­lich im Finale Gutt­manns Hei­mat­land sen­sa­tio­nell zu besiegen. Jetzt, im Mai 1961, sollte wieder ein David den Goliath besiegen und Gutt­mann hatte den Rat seines Kum­pels Sepp Her­berger befolgt und sich mit seinen Under­dogs aus der por­tu­gie­si­schen Haupt­stadt im hei­me­ligen Spiez ein­quar­tiert – anders als der Favorit aus Bar­ce­lona, dessen Stars im Zen­trum Berns die Puppen tanzen ließen. 

Ben­fica Lis­sabon hieß also die Hoff­nung im nicht-spa­ni­schen Europa. Seit der Ein­füh­rung des Euro­pa­po­kals stammte der Sieger aus Spa­nien, genauer gesagt: aus Madrid. Jetzt sollte der Klub, der dem Lis­sa­bonner Armen­viertel Ben­fica ent­wachsen ist, die spa­ni­sche Vor­herr­schaft durch­bre­chen. Natür­lich saß der große Macher dieser jungen Her­aus­for­derer am 31. Mai 1961 mit auf der Tri­büne, als Gott­fried Dienst das sechste End­spiel im Euro­pokal der Lan­des­meister eröff­nete: Mau­ricio de Brito. 

Groß­wild­jäger aus Afrika

Ben­ficas Prä­si­dent hatte in den Jahren zuvor eine neue Stra­tegie für den por­tu­gie­si­schen Spie­ler­markt ent­worfen, die auf das Trans­fer­ge­baren des gesamtes Kon­ti­nentes ent­schei­dende Aus­wir­kungen haben sollte: Weil mit den hei­mi­schen Fuß­bal­lern auf inter­na­tio­naler Bühne ganz offen­sicht­lich kein Blu­men­pott zu gewinnen war, schaute sich de Brito als einer der Ersten auf einem ganz anderen Markt um: Den por­tu­gie­si­schen Kolo­nien in Afrika. Und de Brito wurde fündig: aus Angola kam José Aguas, ein gelernter Groß­wild­jäger, der nur zum Spaß in einem Freund­schafts­spiel gegen Ben­fica ange­treten war und de Brito begeis­tert hatte. Eben­falls aus Angola folgte Joa­quin San­tana dem Ruf de Britos, gemeinsam mit dem gebür­tigen Mozam­bi­quaner Coluna bil­dete er fortan das offen­sive Herz­stück Ben­ficas. 

Mit der neu zusammen gewür­felten Mann­schaft erreicht Gutt­mann 1961 tat­säch­lich das Finale. Wäh­rend sich Bar­ce­lona nur im Ent­schei­dungs­spiel gegen den Halb­fi­nal­gegner Ham­burger SV durch­setzen konnte, fer­tigte Gutt­manns Aus­wahl Rapid Wien im ersten Spiel mit 3:1 ab und auch im Rück­spiel in Wien musste Ben­fica nicht befürchten, das Finale doch noch zu ver­passen. Es steht 1:1, als Rapids Robert Dienst im geg­ne­ri­schen Straf­raum zu Fall kommt. Als Schieds­richter Reg Leafe den Elf­me­ter­pfiff ver­wei­gert, rasten die Öster­rei­cher aus, die Spieler bela­gern den Unpar­tei­ischen, Fans rennen auf das Feld und schlagen Ben­ficas Fer­nando Cruz nieder; er soll Dienst zuvor gefoult haben. Erst­mals in der jungen Euro­pa­pokal-Geschichte wird ein Spiel wegen Kra­wallen vor­zeitig abge­bro­chen – und das zwei Minuten vor dem Ende. Zwei Stunden lang tobt der wütende Mob, erst eine Son­der­ein­satz­kom­mando der Polizei bringt Ben­ficas Fuß­baller sicher aus dem Sta­dion. Nach dem Spiel ent­spinnt sich ein legen­därer Dialog zwi­schen Bela Gutt­mann und Schieds­richter Leafe. Sie hätten ihnen den Elf­meter geben sollen“, soll Gutt­mann gesagt haben, das hätte uns allen eine Menge Ärger erspart.“ Leafe ant­wor­tete: Selbst wenn eine Mann­schaft 100:0 führen würde, würde ich dem Gegner keinen unbe­rech­tigten Elf­meter zuspre­chen!“

Trainer Gutt­mann muss Hotel­gäste in Spiez bestechen

Das End­spiel steht. Bar­ce­lona gegen Ben­fica. Gutt­manns Spieler beziehen ihr Quar­tier in Spiez, so wie es Her­berger geraten hat. Doch so har­mo­nisch wie bei den deut­schen Natio­nal­spie­lern läuft es für die Fuß­baller aus Lis­sabon nicht. Weil das Hotel nicht genü­gend freie Zimmer für die End­spiel-Teil­nehmer hat, muss Trainer Gutt­mann einige Hotel­gäste mit teuren Geschenken bestechen, damit diese das Hotel wech­seln. Und als Ver­tei­diger Ger­mano beim Früh­stück ankün­digt seinen Bart abschneiden zu lassen, löst er einen Sturm der Ent­rüs­tung aus. Der Mann­schaftsrat ent­scheidet schließ­lich: Der Bart bleibt, schließ­lich ist der haa­rige Gesichts­schmuck zum Glücks­bringer avan­ciert, seit Ger­mano damit die Halb­final-Spiele gegen Rapid bestritten hat. Die Ein­wände des Ver­tei­di­gers, schon die Öster­rei­cher hätten im Spiel jede Gele­gen­heit genutzt, ihn am Bart zu rupfen – was jetzt erst die Spa­nier machen würden! – wird geflis­sent­lich über­hört.