Der Sieg der DFB-Elf in den Niederlanden war teilweise schön anzusehen und vor allem aber aus einem ganz bestimmten Grund wichtig. Auch, weil ein Spieler gezeigt hat, dass er zu DEM Spieler der Zukunft werden könnte.
Zu den besonders traurigen Umständen unter denen der Berufsfußball betrieben wird, gehört die menschliche Neigung, lose Ereignisse unbedingt in Geschichten verwandeln zu wollen. Etwa jene, die davon erzählt, dass eine Mannschaft nur in der Lage ist, eine Halbzeit gut zu spielen oder einen Vorsprung nicht über die Zeit bringen zu können. In diesem Zusammenhang muss man auch die Bemerkung von Nico Schulz nach dem 3:2‑Sieg der deutschen Nationalmannschaft in Amsterdam verstehen.
Er sagte nämlich: „Gerade der Sieg tut uns als Mannschaft sehr, sehr gut.“ Was er mit dieser etwas verschraubt klingenden Bemerkung sagen wollte, war: Deshalb müssen wir uns nämlich das Zeug nicht mehr anhören, dass wir nur eine Halbzeit gut spielen und einen Vorsprung nicht über die Zeit bringen können. Vermutlich ging ihm auch durch den Kopf: Außerdem müssen wir es dann selbst nicht mehr glauben.
Allgemeine Schlechtgelauntheit
Bekanntlich ist es bei der deutschen Mannschaft im letzten halben Jahr auf diese Weise zweimal schief gelaufen (gefühlt also: immer!). Bei der Niederlage in Paris gegen Weltmeister Frankreich vergeigte sie eine Führung, und gegen Holland in Gelsenkirchen verdampfte ein 2:0 völlig unverdient noch zu einem 2:2‑Unentschieden.
Bereits in diesen beiden Spielen hatte Löws Mannschaft großartige Spielabschnitte, hätte mehr verdient gehabt, was aber in der allgemeinen Schlechtgelauntheit, die das Nationalteam in den vergangenen Monaten umgeben hat, relativ schnell wieder in Vergessenheit geriet. Und so wäre es vielleicht auch diesmal gewesen, weil Deutschland einer atemberaubenden Halbzeit eine deutlich weniger gute folgen ließ, in der sich die 2:0‑Führung erneut in Luft auflöste.