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Es spukt in Nord-London, beim FC Arsenal geht ein Gespenst um. Unter uns, aber nicht wirk­lich Teil dieser Welt. Erkennbar, aber nur kurz, sche­men­haft. Leise kla­gend, gefes­selt an diesen ver­fluchten Ort. Arsenal-Legende Emma­nuel Petit bezeich­nete Mesut Özil Ende Dezember im Inter­view mit einem Wett­an­bieter als Geist“.

Özil steht bei Arsenal immer sel­tener in der Startelf, hin und wieder nicht einmal mehr im Kader. Auch bei der pein­li­chen Aus­wärts­pleite am Don­nerstag gegen BATE Borisov in der Europa League fehlte er. Es scheint, als liege seit dem Skandal um die Fotos mit dem tür­ki­schen Prä­si­denten Erdogan ein Fluch auf ihm. Aber bei aller Liebe für Geister- und Gru­sel­ge­schichten; Özils Pro­blem ist welt­li­cher Natur. Bas­ki­scher, um genau zu sein. Seit dieser Saison ist Unai Emery Trainer der Gun­ners und Özils Spie­lertyp hatte in seinem System nie wirk­lich Platz. Egal, wie gut die Spieler auch waren.

Er hat keinen Ball ver­loren“

Und Mesut Özil ist gut, ver­dammt gut. In seiner favo­ri­sierten Rolle als klas­si­sche, krea­tive Nummer Zehn kann ihm kaum jemand im Welt­fuß­ball das Wasser rei­chen. Mit dem Ball am Fuß diri­giert Özil mit Vor­liebe vom Zen­trum des offen­siven Mit­tel­felds aus das Angriffs­spiel. Indem er sich vor der Abwehr­kette des Geg­ners hin und her bewegt und kurze Pässe mit Mit­spie­lern aus­tauscht, lockt er Ver­tei­diger nach und nach aus ihrer Posi­tion. In die frei gewor­denen Räume kann er selbst vor­stoßen oder dort Steil­pässe für Stürmer und auf­rü­ckende Außen­ver­tei­diger hin­durch­ste­cken.

Seine über­ra­gende Pass­technik erlaubt es ihm, das Maxi­male aus den win­zigen Lücken zu machen. Außerdem ent­lastet Özil durch Sicher­heit am Ball seine Mann­schaft in Druck­si­tua­tionen, beson­ders im Umschalt­spiel von Ver­tei­di­gung zu Angriff. Mesut wurde bei der WM 2014 viel kri­ti­siert, aber er war einer unserer wich­tigsten Spieler“, schwärmte Philipp Lahm gegen­über der Süd­deut­schen Zei­tung. Du konn­test ihm unter Druck den Ball geben, er hat keinen ver­loren.“

Auch in dieser Saison gab es schon Gala­vor­stel­lungen

Özil hält diverse Rekorde bezüg­lich kre­ierter Chancen und Tor­vor­lagen, in der Pre­mier League und im gesamten euro­päi­schen Spit­zen­fuß­ball. Der Vor­wurf, er könne sein Talent nicht kon­stant abrufen, ist ein weit­ver­brei­teter Irrtum. Bestes Bei­spiel: die WM in Russ­land. Ent­gegen der Mei­nung vieler Stamm­tisch­ex­perten machte Özil zwei gute Spiele. Mit sieben Tor­chancen gegen Süd­korea und fünf gegen Mexiko kam er auf einen Durch­schnitt von 5,5 Chancen pro Spiel – Tur­nier­best­marke.

Auch in der lau­fenden Saison hat er seine Qua­lität schon bewiesen, mit einem atem­be­rau­benden Zucker­pass durch das Boll­werk des FC Burnley hin­durch, zum Bei­spiel. Im Oktober lie­ferte Özil als Kapitän gegen Lei­cester City eine der­maßen spek­ta­ku­läre Gala­vor­stel­lung ab, dass Scheiß­dreck-Con­nais­seur Uli Hoeneß noch heute die Ohren klin­geln dürften.

Dumm nur, dass Unai Emery in der Regel ohne Zehner im her­kömm­li­chen Sinne spielt. Emerys Mann­schaften atta­ckieren haupt­säch­lich über die Flügel. Außen­ver­tei­diger leiten einen Angriff ein, indem sie an der Außen­linie ent­lang bis ins letzte Drittel vor­stoßen oder Bälle schnellst­mög­lich an Außen­stürmer wei­ter­leiten. Die nehmen außen ledig­lich Bälle auf, ziehen anschlie­ßend aber in die Mitte. Dort können sie darauf warten, von den nach­ge­rückten Außen­ver­tei­di­gern wie­derum über­laufen zu werden um mit ihnen Pass­sta­fetten zu bilden, die die geg­ne­ri­sche Defen­siv­for­ma­tion auf­lo­ckern. Alter­nativ können sie Pässe gleich zum Abschluss in die Spitze zu spielen.