Bayer Leverkusen schlägt Bayern München – und das nicht trotz, sondern wegen der typischen Bosz-Taktik. Fünf Gründe für den Überraschungssieg.
Bleib dir selbst treu! Diese Lebensweisheit aus der klassischen „Carpe Diem!“-Ratgeber-Literatur dürfte als Motto des Spieltags durchgehen. Der Grund: Bayer Leverkusens 3:1‑Überraschungserfolg gegen Bayern München.
Leverkusens Trainer Peter Bosz ist ohnehin nicht als kompromissfreudiger Taktiker bekannt. Er kennt nur einen Plan A – und er kennt nur den Weg nach vorne. Selbst gegen Bayern München ließ er seine Elf offensiven Fußball spielen. Die Überraschung: Es funktionierte! Fünf Gründe, warum Leverkusens Sieg gegen die Bayern verdient war.
1. Mut zum Pressing
Wer gegen die Bayern bestehen will, müsse sich in der eigenen Hälfte verschanzen und kompakt verteidigen. Dieser Binsenweisheit folgen fast alle Bundesligisten. In dieser Saison ist sie jedoch nur bedingt wahr. Schon Borussia Dortmund und Ajax Amsterdam bewiesen: Wer die Bayern ärgern will, muss sie früh anlaufen.
Auch gegen Bayer Leverkusen hatten die Münchener große Mühe, sobald sie früh unter Druck gesetzt wurden. Gerade in der Anfangsphase der ersten Halbzeit gingen die Leverkusener nonstop drauf, störten weit in der Münchener Hälfte. In ihrem 4 – 3‑3-System rückten die Mittelfeldspieler weit vor, um das eigene Pressing zu unterstützen.
Münchens Verteidiger verfielen in Hektik, das Mittelfeld unterstützte zu selten, die Angreifer hingen in der Luft. Die Bayern fanden nie zur eigenen Dominanz, die sie sonst so auszeichnet. In der ersten Halbzeit hatten sie sogar weniger Ballbesitz als die Leverkusener (49%).
2. Bayern spielte Konter schwach aus
Die Teams von Peter Bosz sind für ihren Wagemut bekannt, nicht unbedingt aber für ihre defensive Stabilität. Sobald die erste Pressinglinie überspielt wird, findet der Gegner viel Raum vor. Gerade über die Flügel sind die Leverkusener anfällig, da die Außenverteidiger weit vorrücken sollen. Mit wenigen punktgenauen Pässen lässt sich die Leverkusener Defensive aushebeln.
Doch selbst wenn die Bayern sich am Pressing der Leverkusener vorbeistahlen – was selten genug vorkam -, konnten sie ihre Angriffe nur selten sauber zu Ende spielen. Das Konterspiel gehört nicht zu den Stärken der Bayern. Mal trennte sich der ballführende Spieler zu spät von der Kugel, mal passten die Laufwege im Angriff nicht. Zu oft spielten die Bayern überhastet auf die Außen, ohne die Optionen im Zentrum zu prüfen. Die Folge: Die Bayern hatten viele Halb‑, aber nur wenige Großchancen.
Hinzu kam eine konzentrierte Defensivleistung der Leverkusener. Gerade Jonathan Tah räumte alles ab, was ihm in den Weg kam. Fünfmal klärte er Hereingaben, dreimal gewann er einen direkten Zweikampf – öfter als jeder andere Spieler auf dem Platz.