Wir bauen unsere Seite für dich um. Klicke hier für mehr Informationen.

Für seinen großen Auf­tritt hatte Brad Guzan immer noch die Hand­schuhe an. Als Atlanta Uniteds Tor­wart nach dem 2:0‑Sieg im MLS-Cup zu den Mode­ra­toren von FOX Sports an den Inter­view­tisch schritten, mussten die eben den Haft­s­chaum schüt­teln. Etwas wacklig hielt Guzan dann auch das Mikrofon in der Rechten, als er hin­ein­sprach: Zu aller­erst ist der Sieg riesig für die Stadt.“

Eine Minute zuvor hat der deut­sche Julian Gressel seinen großen Auf­tritt. Ohne Hand­schuhe und ohne Mikrofon, dafür aber mit der wich­tigsten Tro­phäe des US-ame­ri­ka­nisch-kana­di­schen Fuß­balls in den Händen rannte er zu den Fans in die Kurve, reckte den Pokal in die Höhe und ließ sich feiern.

Die vor­an­ge­gan­genen 90 Minuten Fuß­ball­spiel in Atlantas Mer­cedes-Benz-Sta­dium hatte United domi­niert, der Sieg war ver­dient. Im dritten Anlauf gelang Atlanta der erste Sieg gegen die Tim­bers. Bevor Josef Mar­tinez und Franco Escobar die beiden Tore zum Final­sieg erzielten, hatte nur ein ein­ziger Atlanta-Spieler gegen Port­land getroffen: Julian Gressel. Am 14. Mai 2017 war es sein erstes Profi-Tor.


Der heim­liche Star

Heute Nacht machten andere die Tore, standen andere im Ram­pen­licht. Mar­tinez natür­lich, Top­tor­jäger der MLS, Regular-Season-MVP, MLS-Cup-MVP. Und Escobar, der mit seinem Treffer die letzten Zweifel am Titel­ge­winn besei­tigte. Abwehr­spieler Michael Park­hurst, der in seinem fünften Finale end­lich den Titel gewann. Auch Trainer Gerardo Mar­tino, der sich mit einem Titel aus Atlanta ver­ab­schieden wird. Doch der heim­liche Star des Abends heißt Julian Gressel.

Der 24-Jäh­rige aus Neu­stadt an der Aisch, links in einem Drei­er­mit­tel­feld auf­ge­boten, ist wäh­rend des ganzen Spiels überall auf dem Platz zu finden. Zumin­dest überall, wo er gebraucht wird. Selten steht Gres­sels Nummer 24 im Mit­tel­punkt, den­noch ist sie irgendwie immer zu sehen. Wie er Lücken zuläuft, Angriffe ein­leitet und seine Mit­spieler diri­giert, egal ob mit oder ohne Ball, ver­langt Respekt. Eben­falls, wie er bis zuletzt nach vorne drängt. In der 89. Minute bereitet er mit einem per­fekt getimten Pass an die rechte Straf­raum­kante die letzte große Chance des Spiels vor. 

Als Gressel mit 19 aus der Lan­des­liga Bayern-Nord­west ans Pro­vi­dence Col­lege ging, hatte er einen Plan. Schule und Fuß­ball ver­binden, einen Abschluss machen und Profi werden. Atlanta United hatte auch einen Plan. In die Liga kommen und den Titel holen, so schnell wie mög­lich. Gressel war von Anfang an ein fester Teil davon. Als ihn das neue Fran­chise im Draft an achter Stelle zog, war das nicht nur der Beginn seiner Pro­fi­kar­riere und damit die Erfül­lung seines Plans. Es war der Start­schuss zu Atlantas Titel­jagd.