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Dies ist ein Auszug aus unserem 11FREUNDE-Spe­zial Ama­teure“. Alle Ori­gi­nale, Typen und Geschichten aus der Welt des Ama­teur­fuß­balls findet ihr in diesem Heft, das am Kiosk eures Ver­trauens oder direkt im 11FREUNDE-Shop erhält­lich ist.

Außerdem steigt morgen zum zweiten Mal der Tag der Ama­teure. Wie im ver­gan­genen Jahr soll sich in der Län­der­spiel­pause einen Tag lang alles um unsere Liebe zum Ama­teur­fuß­ball drehen. Ihr wollt mit eurem Verein dabei sein? Hier ent­lang. Oder ihr schaut morgen ein­fach mal wieder beim Klub eurer Nach­bar­schaft vorbei.

Im Dezember 2013 brannte der Baum in Bie­tig­heim-Bis­singen. Der lokale Fuß­ball­klub SV Hellas hatte von den ersten 17 Sai­son­spielen sage und schreibe 16 ver­loren; mit einem Punkt und einem Tor­ver­hältnis von 6:86 ran­gierte er auf dem letzten Tabel­len­platz der Lan­des­liga Würt­tem­berg. Als die Jour­na­listen in jenem Winter in Bie­tig­heim-Bis­singen ein­fielen, weil das ja alles ganz schön kurios und auch ein wenig lustig war, erzählte Claus Pfitzner, Pres­se­spre­cher des ört­li­chen Fuß­ball­be­zirks, gerne eine Anek­dote aus den sieb­ziger Jahren. Damals machte die Mann­schaft Kickers Mar­bach von sich reden, weil sie über meh­rere Spiel­zeiten hinweg sieglos blieb. Der Name des Klubs wurde bald zum geflü­gelten Wort in der Region. Wenn ein Team eine ordent­liche Pleite fing, spot­teten die Leute: Ihr spielt ja schlechter als die Kickers Mar­bach“, sagte Pfitzner. Hellas hin­gegen sei dagegen eine echte Wun­derelf.

Ein Blick in die Sta­tistik gibt dem Mann Recht: Die Kickers krebsten 16 Jahre lang auf dem letzten Platz in der untersten Liga des würt­tem­ber­gi­schen Fuß­ball­ver­bands herum und wider­legten jede noch so platte Durch­hal­te­pa­role. Nie­der­lagen machen einen stärker? Auch Pleiten können Erfolge sein? Was für ein Mum­pitz! Als es nach fünf sieg­losen Jahren schließ­lich doch mal für einen knappen Sieg reichte, ver­brannten die geg­ne­ri­schen Spieler aus Wut ihre Schuhe. 1988 mel­deten die Kickers trotzdem ihre Mann­schaft vom Spiel­be­trieb ab. Die Süd­deut­sche Zei­tung“ schrieb: Die schlech­testen Kicker in der Bun­des­re­pu­blik ziehen für immer ihre Stol­len­schuhe aus.“

Ich hoffe, dass die Nie­der­lagen nicht mehr so oft zwei­stellig aus­fallen“

Die Fuß­ball­be­richt­erstat­tung liebt den Super­lativ. Super­meister genauso wie Super­ver­sager. Den FC Bayern und sein ulti­ma­tives Gegen­stück. Erfolgs­se­rien und Nega­tiv­läufe, die so absurd und extrem klingen, dass der Reporter stau­nend ergänzt, solche Geschichten würde nur der Fuß­ball schreiben. Noch heute kann man Schnurren wie jene aus Mar­bach oder Bie­tig­heim-Bis­singen alle paar Wochen in der Sport­presse lesen, eine Google-Suche zum Thema Schlech­teste Mann­schaft Deutsch­lands“ führt zu 170 000 Tref­fern. Einige Ama­teur­ver­eine, nicht nur der SV Hellas, erfuhren des­halb in den ver­gan­genen Jahr­zehnten mehr Auf­merk­sam­keit als so man­cher Pro­fi­klub. Aber ist es das wert?

Groß war auch die Hys­terie um Ger­mania Forch­heim im Jahr 2009. Damals schlossen die Ober­franken ihre Saison in der Kreis­klasse mit einem aber­wit­zigen Tor­ver­hältnis von 5:508 ab. Der Grund: Die kom­plette Mann­schaft war vor der Saison wegen Strei­te­reien mit dem Vor­stand zurück­ge­treten. Danach ver­an­stal­tete der Vor­sit­zende Lothar Walenta Schnup­per­trai­nings und lud sogar eine Aus­wahl von der eng­li­schen Kanal­insel Jersey zu einem Freund­schafts­spiel ein. Die Reso­nanz war gleich null. Zu Beginn der Saison lief daher eine The­ken­mann­schaft auf, von der die meisten Spieler gerade mal wussten, wie weit der Elf­me­ter­punkt vom Tor ent­fernt ist. Im Schnitt verlor Forch­heim 0:20, am 2. Spieltag setzte es eine 0:34-Klatsche gegen Hat­tingen.

Als die ersten Zei­tungen im Winter 2008 über Forch­heim berich­teten, kam dem Ver­eins­boss Walenta eine Idee: Er wollte mit dem Ver­lie­rer­image offensiv umgehen, und bald saß er in den Talk­shows von Gün­ther Jauch und Johannes B. Kerner. Ich hoffe, dass die Nie­der­lagen nicht mehr so oft zwei­stellig aus­fallen“, sagte der eif­rige PR-Rentner, das Publikum grölte. Irgendwie schaffte es Walenta sogar, Bay­erns Tor­wart­trainer Walter Jung­hans für eine Ein­heit nach Forch­heim zu locken. Der Ex-Profi machte den Ex-The­ken­fliegen ordent­lich Dampf. Was für ein rie­sen­großer Spaß!