Beim WM-Finale in Moskau hat sich auch der kommende WM-Ausrichter präsentiert. Doch Katar muss weiter um das Turnier bangen. Die Gegner sind zahlreich. Und mächtig.
Schwarze Marmorsäulen, dunkles Holz mit goldverzierten Applikationen und in den Kitsch abgleitende Kronleuchter. Das Lotte Hotel in Moskau weist in über 300 Räumen das russische Verständnis von Luxus auf, dort, wo der Kaviar quasi von der Decke tröpfelt. Und weil die osteuropäische Variante des Caesars Palace nur vier Kilometer entfernt liegt vom Luschniki-Stadion, dem Finalort der Weltmeisterschaft, hat die Fifa dieses Hotel als Fifa-Resort auserkoren.
Tagelang haben sich dort Funktionäre, Politiker und Fußballlegenden die Hände gegeben, posierten für Fotos, sprachen in der Lobby mit Journalisten. Auch Jamil Chade, ein Autor für die brasilianische Tageszeitung O Estado de Sao Paulo, war Samstagabend vor Ort. Bis ihn eine Kellnerin bat, eine Rechnung zu übernehmen. 92 Dollar für Getränke, hauptsächlich Kaffee, getrunken vom katarischen Emir Tamim bin Hamad al-Thani und seinem Gefolge, das daraufhin einfach gegangen war. Chade lehnte dankend ab, fotografierte aber belustigt den Beleg. Am nächsten Tag wurde er vom Sicherheitsdienst auf die Straße geworfen.
Katar ist sich seiner Sache sicher, aber..
„Ohne Grund bin ich von vier Sicherheitsbeamten gepackt worden und aus dem Fifa-Hotel geworfen worden“, twitterte Chade. Später erklärte ihm das Hotelmanagement, dass der Rauswurf ein „Fehler“ gewesen sei, er habe allerdings die Privatsphäre des Emirs verletzt. Chade durfte zurück, für ihn stand fest: „Ich bekam gerade einen Vorgeschmack von dem, wie die WM in Katar in Bezug auf Freiheitsrechte sein wird!“
Der Emir aus Katar dürfte über diese kleine Geschichte schmunzeln, er hatte in Moskau wichtigeres zu tun, als Rechnungen zu bezahlen. Am Vorabend des WM-Finals übergab ihm Russlands Präsident Wladimir Putin im Beisein von Fifa-Präsident Gianni Infantino symbolisch den Staffelstab des WM-Ausrichters, einen Finalball. Tamim bin Hamad al-Thani lächelte, warf den Ball einem Gefolgsmann weiter. Er ist sich seiner Sache sicher. Rund um die Hauptstadt Doha soll im Winter 2022 die protzigste WM aller Zeiten in acht futuristischen Stadien abgehalten werden.