Macht er Urlaub? Schaut er sich die WM wenigstens im Fernsehen an? Keiner weiß, wo der Bundestrainer ist. Dabei warten alle auf seine Analyse.
Wo ist Joachim Löw? Und, was macht er eigentlich gerade? Verfolgt der geschlagene Bundestrainer die Fußball-Weltmeisterschaft wenigstens am Fernseher zu Ende? Für ihn und seine Mannschaft war ja schon nach der Vorrunde Schluss. Als Gruppenletzter hinter Schweden, Mexiko und Südkorea. Geschlagen als Weltmeister, gescheitert als Titelverteidiger. Schlimmer geht es nicht. Hallo, Herr Löw!
Das Haus brennt
Man kennt das ja von Menschen, die vor aller Öffentlichkeit etwas an Peinlichkeit kaum noch zu Überbietendes geleistet haben. Diese würden sich am liebsten unsichtbar machen, im Boden versinken, möchten nichts mehr davon mitkriegen, was ihnen die Laune so verhagelt hat. Man könnte das sogar verstehen. Doch Löw muss da anders sein. Sonst hätte ihn vermutlich schon sein schlechtes Gewissen zum Aufhören getrieben.
Gut zwei Wochen ist das historische Scheitern jetzt her. Zwei Wochen, in denen sich Löw nicht zu Wort gemeldet hat. Löw schweigt. Vielleicht hat er sich in den Schwarzwald zurückgezogen oder relaxt gerade auf Sardinien, wohin es ihn gern in den Sommer verschlägt. Das deutsche Fußballvolk ist in Aufruhr. Wie geht es weiter mit der wichtigsten Mannschaft des Landes, wie soll es weitergehen? Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der seinem gescheiterten Trainer schon zwei Tage nach dem Debakel das Vertrauen aussprach, wirkt genauso nervös und hilflos. Das Haus brennt, doch der Hausherr geht erst mal – angeln. Das ist das eigentliche Problem. Löw ist mindestens so mächtig wie der eigentliche Präsident Reinhard Grindel. Oder wie es hinter vorgehaltener Hand im Verband so schön heißt: Löw ist doch egal, wer unter ihm gerade DFB-Präsident ist.
Mann für den Neuanfang?
Nach dem Verständnis des DFB ist Löw der Mann für einen Neuanfang. Der Neuanfang muss zugleich ein Umbruch des Alten und ein Aufbruch in etwas Neues sein. Ist Löw dafür überhaupt der Richtige? Eben noch, bei der WM, als es drauf ankam, war es der 58-Jährige nicht.