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Wann ist eine gute Story eigent­lich zu Ende erzählt? Wer setzt den letzten Punkt? Und wer über­treibt es mal wieder? Zumin­dest die Ant­wort auf die letzte Frage ist dank US-ame­ri­ka­ni­scher Film­ein­flüsse bekannt: Syl­vester Stal­lone. Rocky V. Rocky Balboa. Creed. Und Rambo V soll 2019 kommen. Er kann es nicht lassen“ statt They never come back“. Vielen Dank auch.

Der Fuß­ball ist qua Natur­ge­setz zum Stal­lo­nismus ver­dammt. Weiter, immer weiter“ statt Und wenn sie nicht gestorben sind“. Das Mär­chen­buch ist zuge­schlagen, doch gestorben sind sie eben nicht. Also leben sie weiter: in Lei­ce­ister, in Hud­ders­field, in Darm­stadt.

Die Darm­städter Tel­ler­wä­scher­story

In Süd­hessen hatte Prä­si­dent Klaus Rüdiger Fritsch das Bild vom film­reifen Stoff einst selbst bedient. Ein nicht so guter Bas­ket­baller wird zum Col­lege­spieler auf­ge­baut, und am Schluss bekommt er das Mäd­chen, das er liebt, und wirft den ent­schei­denden Dreier“, beschrieb der Rechts­an­walt einmal seine Gefühls­lage. Das war im Mai 2015. Wenige Minuten zuvor hatten sich die Lilien mit 1:0 im Zweit­liga-Spit­zen­spiel beim KSC durch­ge­setzt. Zwei Wochen später hatte die Darm­städter Tel­ler­wä­scher­story nach einem 1:0‑Heimsieg über den FC St. Pauli ihren Höhe­punkt erreicht.

Heute, fast genau drei Jahre später, feiern die Lilien den Klas­sen­er­halt in Liga zwei. Es ist der vor­läu­fige Schluss­punkt einer emo­tio­nalen Extreme, die seit 2013 anhält. Sport­li­cher Abstieg in die Regio­nal­liga, Durch­marsch in die Bun­des­liga, Fast-Absturz in die Dritt­klas­sig­keit, dazu die sich hin­zie­hende, für den Verein aber exis­ten­zi­elle Sta­di­on­frage – dem Darm­städter Anhang blieb zuletzt so ziem­lich gar nichts erspart.

Ist ein Klas­sen­er­halt mit zwei blauen Augen ein Grund zum Feiern?“

Die ges­tern abge­schlos­sene Zweit­liga-Spiel­zeit war im Prinzip nur ein Schnell­durch­lauf dieser tur­bu­lenten Jahre. Zwi­schen dem 16. und dem 32. Spieltag standen die Lilien durch­ge­hend auf einem Abstiegs­platz. Nach vier Nie­der­lagen in Serie fehlten Darm­stadt zwi­schen­zeit­lich vier Punkte zu Rele­ga­ti­ons­rang 16. Eine Serie von elf unge­schla­genen Par­tien in Folge – die sich mit sechs Remis und zwei Siegen aller­dings eher unauf­fällig ange­bahnt hatte – wer­tete die Elf von Trainer Dirk Schuster erst zum Ende der Saison ent­schei­dend auf.

Nach den Erfolgen über Union Berlin (3:1), Jahn Regens­burg (3:0) und im Abstiegs­duell gegen Erz­ge­birge Aue (1:0) been­dete Darm­stadt die Runde mit 43 Punkten auf Platz zehn. Das ringt selbst mir ein Schmun­zeln ab“, erklärte Schuster etwas ungläubig. Nach Feiern war dem 50-Jäh­rigen, der Anfang Dezember auf den glück­losen Torsten Frings gefolgt war, jeden­falls nicht zumute: Ist ein Klas­sen­er­halt mit zwei blauen Augen ein Grund zum Feiern? Wir haben nichts Großes geschaffen, son­dern nur unser Mini­mal­ziel erreicht.“