Bei Borussia Dortmund weinen sie Ciro Immobile keine Träne nach. Sollten sie aber. Bei Lazio Rom zeigt Immobile mittlerweile, dass er einer der besten Stürmer Europas ist.
Mohamed Salah, Lionel Messi, Robert Lewandowski, Ciro Immobile. Wäre das eine dieser „Was passt nicht?“-Aufgaben, hätten die meisten wahrscheinlich schnell eine Antwort parat – Ciro Immobile. Dabei gehört der Stürmer von Lazio Rom in dieser Saison zu den treffsichersten Angreifern Europas. Nur spricht irgendwie niemand darüber.
Wettbewerbsübergreifend 39 Saisontore hat der italienische Blondschopf inzwischen angehäuft. Die Torschützenliste der Serie A führt er mit imposanten 27 Treffern an. Immobile ist maßgeblich daran beteiligt, dass Lazio sich berechtigte Hoffnungen auf die Champions-League-Qualifikation machen darf. Bereits in der vergangenen Spielzeit traf Immobile 23 Mal ins Schwarze und überbot damit seine Bestmarke von 22 Toren aus der Saison 2013/14.
Schwarz-gelbes Missverständnis
Mit diesen 22 Treffern im Gepäck wechselte der Italiener im Sommer 2014 als Torschützenkönig zu Borussia Dortmund. Genau ein großer Glanzmoment gelang ihm in seiner ersten und einzigen Saison im BVB-Dress. Im Auftaktspiel der Champions-League-Gruppenphase gegen den FC Arsenal traf Immobile kurz vorm Pausenpfiff zum 1:0. Noch vor der Mittelinie begann er seinen Sololauf, den er mit einem trockenen Abschluss ins lange Eck krönte.
Was beeindruckend klingt, bedurfte tatsächlich einer ordentlichen Portion Glück, denn kurz vor seinem Tor sprang Immobile der Ball etwas unbeholfen ans eigene Schienbein. Von dort prallte die Kugel allerdings so günstig in seinen Lauf zurück, dass er damit Arsenal-Verteidiger Laurent Koscielny gänzlich aus dem Konzept brachte und unbehelligt einschießen konnte.
Das System sagt: „Durchgefallen“
Dann wurde es still um Immobile, der nach einem Interview mit einer italienischen Sportzeitschrift viel Spott über sich ergehen lassen musste. „Die Deutschen sind kalt, da kann man nichts machen“, resümierte er nach einem halben Jahr in Dortmund. Seine Klage, die Mannschaftskameraden hätten ihn noch nicht zum Essen eingeladen, wurde hierzulande bestenfalls müde belächelt.
Am Ende einer für alle Beteiligten enttäuschenden Saison schmollte Immobile sich in Richtung Sevilla. Der ehemalige Dortmunder Scouting-Guru Sven Mislintat wird im Gespräch über Analysetools im Profifußball später mit folgenden Worten zitiert: „Wenn wir unser System damals schon gehabt hätten, hätten wir einen Transfer wahrscheinlich nicht gemacht: Ciro Immobile.“ Das System von Soccermetrics bescheinigte dem Stürmer ein durchschnittliches Passspiel und mäßige Leistungen im Eins-gegen-Eins.