In Duisburg werden antirassistische Fans seit Jahren von rechten Schlägern attackiert. Nach einem erneuten Vorfall ziehen Fanszene und Verein deutliche Konsequenzen.
Eigentlich könnte in Duisburg derzeit eitel Sonnenschein herrschen. Nach dem souveränen Zweitligaaufstieg im Vorjahr liegt der MSV aktuell kurz hinter dem Relegationsrang und könnte tatsächlich den direkten Durchmarsch in die Bundesliga packen. Alles wunderbar für die Zebra-Fans also?
Nicht wirklich. Vielmehr ist in der Fanszene ein Konflikt wieder aufgeflammt, von dem manch einer – und insbesondere der Verein selbst – schon gehofft hatte, dass man ihn langsam zu den Akten legen könnte. Obwohl Konflikt an dieser Stelle ein unangebracht wertfreier Begriff ist, geht es doch um wiederholte Angriffe von MSV-Fans weit am rechten Rand auf antirassistisch engagierte Anhänger.
Angriff in Darmstadt
Der bisher letzte Vorfall dieser Art passierte Anfang Februar beim Auswärtsspiel der Meidericher in Darmstadt. Als während der zweiten Halbzeit des Spiels die „Zebras stehen auf“, die „Initiative für ein Stadion ohne Rassismus und Diskriminierung“, eine Person daran hinderte, die eigene Fahne zu klauen, wurden die Fans brutal angegangen. Plötzlich sahen sie sich einer Gruppe von 20 Personen gegenüber, die dem Dieb zur Seite standen.
Laut den „Zebras stehen auf“ begann die Gruppe, „wahllos auf unsere Leute sowie zur Hilfe eilende MSV-Fans einzuschlagen und einzutreten“, erst mit dem Eingreifen einer Polizeieinheit konnte der Überfall beendet werden. Die Angreifer sollen dabei zum Teil altbekannte sein und unter anderem der ehemaligen Duisburger Hooligan-Gruppe „Division“ angehört haben, wie MSV-Pressesprecher Martin Haltermann gegenüber 11FREUNDE bestätigt: „Das deckt sich mit unserem Kenntnisstand“.
Die Fan-Initiative zog in der vergangenen Woche erste Konsequenzen aus dem Vorfall. In einer Stellungnahme verkündete sie, ihr Banner vorerst nicht mehr aufzuhängen. „Leider ist die Zeit, in der man sich bei Spielen des MSV offen gegen Nazis positionieren kann, noch nicht gekommen“, schreiben die Fans. Auf der Fahne der Gruppe sind eine Faust, die ein Hakenkreuz zerschlägt, sowie der Schriftzug „Zebras gegen Rechts“ zu sehen.
Vorgeschichte
Der Rückzug der Initiative macht betroffen. Auseinandersetzungen um die Deutungshoheit und den Führungsanspruch in der Fankurve haben in Duisburg eine Vorgeschichte. Schon 2012 wurden St. Pauli- und MSV-Fans von rechten Hooligans in einem Musikklub attackiert, im Folgejahr folgten mehrere Übergriffe bei Auswärtsspielen, insbesondere auf Mitglieder der antirassistischen Ultra-Gruppe „Kohorte“. Zentraler Protagonist war dabei meist die besagte „Division“. Deren Anhänger sollen unter anderem auch am „HoGeSa“-Aufmarsch in Köln sowie an lokalen „Pegida“-Veranstaltungen teilgenommen haben.
Den traurigen Höhepunkt stellte eine Party der „Kohorte“ im Januar 2015 dar, die von vermummten Schlägern überfallen wurde. In einem Video des Vorfalls prangte in großen Lettern „Division“ auf der Jacke eines Angreifers. Die Gruppe löste sich infolgedessen offiziell auf, ihre ehemaligen Mitglieder hielten sich aber nach wie vor im Fußballumfeld auf. Beim Niederrheinpokalfinale am Ende der vergangenen Saison gab es dann unter „Zigeunerpack“-Rufen einen erneuten Angriff auf die Ultras der „Kohorte“. Mittlerweile tritt die Gruppe zuweilen unter dem Label „47 Crime“ auf.