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Ich war schon immer der schlimmste Alp­traum von Uli Hoeneß. Und zwar weil sein FC Bayern mich – abge­sehen von der puber­tären Phase, in der man reflex­artig gegen jede Obrig­keit rebel­liert – meis­tens kalt ließ.

Haben die Scheiß-Bayern ver­loren?

Es kann daran liegen, dass mein bester Freund Bayern-Fan war. Oder dass ich in einer Zeit auf­wuchs, als man Glad­bach viel mehr fürch­tete als Bayern, weil die Münchner dich ein­fach nur schlugen, wäh­rend die Fohlen an einem guten Tag den Gegner kom­plett zer­legten. Oder es liegt daran, dass mein Verein eine solch innige Riva­lität mit einem anderen Klub pflegt, dessen Name hier nichts zur Sache tut, dass da nicht mehr viel Platz blieb für Abnei­gungen anderer Art.

Diese Hal­tung machte vor allen Dingen eines: einsam.

Für fast alle Fans, die ich kenne, waren am Wochen­ende zwei Dinge wichtig. Wie hat mein Klub gespielt? Und haben die Scheiß-Bayern ver­loren? Ja, viel­leicht war diese zweite Frage manchmal sogar wich­tiger, schließ­lich ver­setzte sie die Fans in eine Art emo­tio­nale Win-win-Situa­tion: Wenn die Bayern ver­loren hatten, trug die hämi­sche Freude einen min­des­tens bis zum Montag. Und wenn sie gewonnen hatten, dann konnte man sie noch ein biss­chen mehr hassen. Vor allem, wenn mal wieder Dusel im Spiel war.

Das geheime Erfolgs­mo­dell der Bun­des­liga

So funk­tio­nierte die Bun­des­liga vier Jahr­zehnte lang. Ab und zu kam mal ein Klub, der die Bayern kurz­fristig ärgern konnte, und dann hielten die meisten Fans für ein paar Jahre zu Ham­burg, Köln, Werder, Dort­mund oder sogar Lever­kusen. Nicht weil sie diese Klubs mochten, son­dern weil sie die Bayern hassten.

Viel­leicht war das sogar das geheime Erfolgs­mo­dell der Bun­des­liga. Im Gegen­satz zu allen anderen wich­tigen Fuß­ball-Län­dern hat es Deutsch­land seit dem Ende der großen Glad­bach-Ära nicht geschafft, einen zweiten dau­er­haft erfolg­rei­chen Verein her­vor­zu­bringen, ganz zu schweigen von einem dritten oder vierten. So kon­zen­trierten sich alle Emo­tionen, posi­tive wie nega­tive, auf die Bayern. Bei vielen Men­schen ist Hass ein ener­gie­rei­cheres Gefühl als Freude, und dieses Prinzip hielt den Dynamo am Laufen.

Tut es das immer noch?