1860 München hängt seit Jahren am Tropf von Hasan Ismaik. Jetzt hat der Verein gegen den Willen des Geldgebers einen neuen Geschäftsführer geholt. Der Beginn einer kleinen Revolution in Giesing?
Anfang Juni 2015, Relegationsrückspiel zur 2. Bundesliga. Es spielt der TSV 1860 München gegen Holstein Kiel in der Arena am Münchner Stadtrand. Lange sieht es beim Stand von 0:1 so aus, als würden die Löwen tatsächlich den bitteren Gang in die Drittklassigkeit antreten müssen. Zehn Minuten vor Schluss fällt der Ausgleich für die Gastgeber, erst in der Nachspielzeit folgt der erlösende zweite Treffer.
Die Erleichterung unter den 57.000 Zuschauern im nicht einmal ausverkauften Stadion ist zwar groß, der Jubel über die Last-Minute-Rettung fällt dennoch nicht gerade überbordend aus. Zu stark ist die Enttäuschung über den sportlichen Niedergang der einst so stolzen Giesinger. Kurz vor dem Saisonfinale hatte sich 1860 überhaupt erst auf den Relegationsrang gerettet.
Der gesammelte Frust der Anhänger entlädt sich knapp zwei Wochen später. Am Samstagnachmittag des 13. Juni versammeln sich 300 Fans vorm Löwenstüberl, Kult-Kneipe der Sechz’ger neben der Geschäftsstelle des Vereins. Auch einige Spieler der Meistermannschaft von 1966 sind gekommen. Sie alle eint der Protest gegen 1860-Investor Hasan Ismaik und dessen Leute in der Vereinsführung. Gerhard Mayrhofer, der damalige Präsident des Gesamtvereins und interne Gegner Ismaiks, will erst zurücktreten, nimmt diese Ankündigung aber noch im Laufe des Tages zurück – nur um wenige Tage später tatsächlich abzutreten. Es ist bis dahin der Höhepunkt einer steten Abwärtsspirale, seitdem die Löwen 2004 aus der Bundesliga abgestiegen waren.
Neuanfang
Sprung in den Januar 2018. Wieder einmal sind Verein und Investor aneinandergeraten, Ismaik lehnt den neuen Geschäftsführer der Löwen kategorisch ab und wirft dem Verein vor, ihn übergangen zu haben.
Es hat sich einiges geändert bei 1860, nachdem der Verein sich im vergangenen Sommer schließlich doch aus der zweiten Liga verabschiedete. Das unrühmliche Ende mit Spielunterbrechung in der Relegation und anschließendem Durchgereichtwerden in die 4. Liga sind längst in den Hintergrund getreten. Die neu formierte Löwen-Truppe führt ziemlich souverän die Tabelle der Regionalliga Bayern an und auch die Fans haben ihr Sechzig wieder ins Herz geschlossen.
Und besonders hatte es die Anhänger gefreut, dass ihr Verein nach dem Fiasko im Sommer verkündete, künftig nicht mehr vom Gutdünken des Mehrheitseigners Ismaik abhängig sein zu wollen. Ismaik besitzt mittels seiner Firma „HAM International Limited“ seit 2011 60 Prozent der „TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA“, der Gesellschaft, die der Fußballabteilung des Vereins vorsteht. Seit seinem Einstieg fiel er vor allem durch mangelnden Fußballsachverstand, sein Streben nach der Alleinherrschaft über den Verein und skurrile Ideen wie den Bau eines neuen Stadions inklusive Löwen-Zoo auf.