Auch am Tag danach wird der Trainerwechsel in Dortmund heftig diskutiert. Unser Autor sieht Probleme, gerade weil die Wahl des neuen Mannes so naheliegend war.
Peter Stöger zum BVB – das wird heute von den meisten Beobachtern und Kommentatoren als gute, weil vernünftige Lösung betrachtet. Und es war ja auch in der Tat eine in vielerlei Hinsicht logische Personalentscheidung, angefangen beim Zeitpunkt.
Nach dem Bremen-Spiel war Peter Bosz nicht mehr im Amt zu halten, eigentlich schon nicht mehr nach den ersten zwanzig Minuten des Real-Spiels, als die Spanier ihm noch kurzfristig den Job retteten, indem sie zwei Gänge runterschalteten. Es war einfach zu offenkundig, dass er seine Spieler nicht mehr erreicht.
Eine Nummer zu groß für Bosz
Vielleicht hat er das ja nie getan. Der buddhistische Gleichmut, mit dem er die letzten Wochen über sich ergehen ließ, wurde von vielen Seiten als innere Ruhe und natürliche Gelassenheit interpretiert. Doch manchmal, wenn Bosz da an der Seitenlinie des Westfalenstadions stand, unter den Augen von fast 82.000 Menschen, wirkte er wie jemand, dem klar geworden ist, dass er sich auf eine Sache eingelassen hat, die ein paar Nummern zu groß für ihn ist.
Er musste also gehen, und es musste jemand her. Viele interessante Kandidaten sind momentan nicht auf dem Markt, das haben ja auch die Bayern schon erkannt. So war es in gewisser Weise ein Glück, dass Stöger gerade seine Papiere bekommen hatte, und man kann durchaus argumentieren, dass es fahrlässig vom BVB gewesen wäre, dieses möglicherweise kleine Zeitfenster nicht zu nutzen.
Ein passender Kandidat?
Kurzer Einschub: Anscheinend kursiert eine Verschwörungstheorie, nach der dieser Trainertausch von längerer Hand geplant war. Ich fürchte, diese These überschätzt den BVB anno 2017. Das ganze lange Jahr über – vom ersten Leipzig-Spiel und der gesperrten Südtribüne über den Bombenanschlag bis hin zum Tuchel-Drama – waren Weitsicht und Krisenmanagement des Klubs nicht optimal. Warum sollte sich das gerade jetzt geändert haben?
Zudem ist Stöger aus exakt den beiden Gründen ein passender Kandidat, die Bosz zum Verhängnis wurden. Als der Holländer im Sommer nach Dortmund kam, wusste man eigentlich nicht viel über ihn. Vor allen Dingen dies nicht: Würde er in der Bundesliga seinen Mann stehen können? Schließlich hatte er bis dahin nur in Holland und Israel trainiert. Und war er auf dem internationalen Niveau, das der BVB nun mal darstellt, überhaupt ein guter Trainer? Immerhin hatte er in mehr als fünfzehn Jahren als Coach nur eine wirklich beeindruckende Saison hingelegt.
Diese beiden Fragen stellen sich bei Stöger nicht. Er kennt die Bundesliga. Und niemand bestreitet, dass er ein exzellenter Trainer ist. Alles gut, also? Nicht ganz.