Russland wird von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen. Doch die Fifa hofiert den WM-Gastgeber weiterhin – und ist damit endgültig der größte Schurkenverband der Welt.
Vor zwei Jahren versammelte sich die nationale C‑Prominenz in einer Kölner Multifunktionsarena, um den „Deutschen Eisfußball Pokal 2015“ auszutragen. Eisfußball – das ist kurzgesagt Fußball auf einem Eishockeyfeld. Die Spieler tragen blanke Bowlingschuhe und Hockeymontur. Noch kürzer gesagt: schön ist das nicht. Auch das Internationale Olympische Komitee war nicht begeistert, nahm den „Sport“ nicht ins Programm auf, weshalb Fußball bei den Winterspielen in Pyeongchang ausfällt.
Sollte das IOC in den kommenden Tagen auf weiteres verzichten, die hochgejazzten, vollgesponserten, phänomenalen Olympischen Spiele würden 2018 zu einem Fest der Asketen verkommen. Denn nicht nur auf Eisfußball verzichtet das IOC, sondern auch auf eine russische Delegation und Witalij Mutko als Ehrengast. Der russische Vize-Premierminister wurde wie sein Vaterland durch die Verstrickung in den nationalen Dopingskandal von den Spielen ausgeschlossen – teilweise.
Rodschenkows Tagebuch
Nachdem das Stepanow-Ehepaar als Whistleblower 2014 vom Staatsdoping in Russland berichtet hatte, nahm sich der kanadische Sonderermittler Richard McLaren der Sache an und enttarnte institutionelles Doping und Vertuschungsversuche. Laut dem früheren Moskauer Laborleiter Grigori Rodschenkow sollen über 1.000 russische Sportler zwischen 2011 und 2015 unter diesem System gelebt haben.
So seien bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi unter Leitung des russischen Sportministers Witalij Mutko, so steht es in Rodschenkows persönlichem Tagebuch, russische Proben durch saubere vertauscht worden. Auch die 23 russischen Spieler der Fußball-WM 2014 stehen unter Dopingverdacht.
IOC als Vorbild der FIFA
Das IOC fällte in dieser Woche erstmals ein klares Urteil gegen einen russischen Verband der Dopingsünder. Russland wird die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen untersagt. Ex-Sportminister und mittlerweile Vize-Premier Mutko darf Olympia nicht besuchen. Aber: Die russischen Sportler, denen Doping noch nicht nachgewiesen werden konnte, dürfen unter (halb-)neutraler Flagge (genauer: als „Olympischer Athlet aus Russland“) teilnehmen. Vielen Kritikern geht das nicht weit genug.
Und trotzdem: Der IOC, der drohte vom gewaltigsten Sportbetrug der Neuzeit verschlungen zu werden, dem auch sonst kein ethisches Musterzeugnis ausgestellt werden könnte und der mit massiven Zuschauerproblemen zu kämpfen hat, hat einem anderen Verband aufgezeigt, wie mit Mutko und Kollegen umgegangen werden sollte: der Fifa.