Vergesst Rocky gegen Drago. Vergesst Prost gegen Senna. Vergesst Trump gegen Twitter. Denn hier kommt Hoffenheim gegen Leipzig. Dafür stehen sie in den Anden nachts auf. Was für ein Fight! Doch: Wer ist eigentlich der bessere Retortenklub?
Der Mäzen
Dietmar Hopp ist steinreich. Also granitsteinreich, ach was, carraramarmorsteinreich. Circa neun Milliarden US-Dollar soll sein Vermögen laut der aktuellen Forbes-Liste betragen. Und damit ist Dietmar Hopp der zwölfreichste Deutsche. Wahrscheinlich wäre sein Vermögen noch um einige Fantastilliarden größer, wenn es sich Hopp nicht zur Aufgabe gemacht hätte, seinen Jugendverein und alle anderen Sportvereine in der Rhein-Neckar-Region zu fördern. Die TSG Hoffenheim bekam von Hopps bescheiden malochten Geld gleich zwei neue Arenen, aber auch der Sportnachwuchs im Golfclub St. Leon-Rot und der FC Astoria Walldorf werden gefördert.
Man könnte Dietmar Hopp für einen herzensguten Menschen halten, der sich nicht nur karitativ engagiert sondern auch reiche Menschen dazu auffordert mehr Steuern zu zahlen. Würde der Fußball, wie wir ihn kennen, nicht gerade wegen solcher Modelle wie in Hoffenheim Richtung Untergang steuern. Aber gut, was wissen wir schon von 50+1‑Regeln, Wettbewerbsvorteilen und 18 Millionen Euro Transferausgaben in einer Zweitligasaison, wo doch in Sinsheim seit jeher so viel Wert auf tolle Jugendarbeit gelegt wurde. Das wird schon alles passen.
Dietrich Mateschitz macht es uns da schon einfacher. Nicht nur, dass sein Unternehmen über einzelne Fußballligen (USA, Österreich, Deutschland – hoffentlich bald auch England) herfällt. Nein, damit sich das Produkt besser verkaufen lässt, springen gesponserte Athleten auch von Hochhausdächern – und notfalls in den Tod. Aber: Mit dem Makel wird meist nur die Brause aus Fuschl am See behaftet. Mateschitz bleibt vorsichtig im Hintergrund, zeigt sich öffentlich nur selten. Was zur Folge hat, dass sich der Hass in den Fankurven eher gegen das Produkt als gegen den Mäzen entlädt. Dabei gäbe es genug an Dietrich Mateschitz zu kritisieren. Aber es ist auch egal, denn Kritik, so Mateschitz, komme meistens von Menschen „deren Lob mich mehr stören würde“. In diesem Sinne: Klasse Job!
Hoffenheim: 1
RB Leipzig: 1
Die Jugendarbeit
In Hoffenheim? Toll, auch einfach wahnsinnig innovativ. Zum Beispiel der Kevin Volland. Gut, der wurde von 1860 München ausgebildet, aber da wollen wir mal nicht kleinlich sein. Denn der Niklas Süle, den hat man frühzeitig bei Darmstadt abgeholt. Und der Firmino, den kannte ja niemand, sonst hätte der ja mehr als 4,5 Millionen gekostet. Aber bei Oliver Baumann (Freiburg), Kevin Akpoguma (Karlsruhe), Nadir Amiri (Waldhof Mannheim) oder auch Serge Gnabry (Arsenal). Ne, also da haben die toll gearbeitet. Fußballpioniere.
Und in Leipzig? Da verfolgen sie ja eher einen ganzheitlichen Ansatz. Was sich jetzt einfach auszahlt. Der Willi Orban, der Kapitän, der wurde zum Beispiel von Kaiserslautern ausgebildet. Und der Marcel Halstenberg, der unbekannte Nationalspieler, gut, der war während seiner Jugend in Hannover. Aber hier, der Lukas Klostermann, der kommt wirklich aus Leipzigs Jugend! Also gut, vorher hat er schon für Bochum in der 2. Liga gespielt, aber in Leipzig, die ihn für eine Millionen Euro holten, da musste er wirklich noch ein Jahr A‑Jugend spielen. Ganz toll auch, wie Leipzig zum Beispiel Diego Demme (oder war das Bielefeld?) an die Bundesliga herangeführt hat. Oder Timo Werner, der wirklich nur ganz kurz in Stuttgart gespielt hat. Also wie gesagt, ganz prima alles. Auch einheitlich und so. Supi.
Hoffenheim: 2
RB Leipzig: 2