Pablo Osvaldo war italienischer Nationalspieler, jetzt hat er mit nur 31 Jahren den Fußball hassen gelernt. Und zieht es mittlerweile vor zu grillen, Bier zu trinken – und in einer Rockband zu spielen.
Pablo Osvaldo hatte es geschafft. Der gebürtige Argentinier spielte 14 Mal für Italiens A‑Nationalmannschaft – als Mittelstürmer. Er stand bei Topklubs wie Espanyol Barcelona, AS Rom, Juventus Turin, Inter Mailand, dem FC Southampton und den Boca Juniors unter Vertrag. Er scheffelte Millionen an Gehältern und Handgeldern, weil er immer brav auf seine Berater gehört hatte. Doch irgendwann, vor rund eineinhalb Jahren, hatte Osvaldo genug von dem ganzen Zirkus und beendete seine Karriere – einfach so, mit 29 Jahren, trotz allerbester körperlicher Gesundheit. Er wollte nicht mehr. Und vermutlich konnte er auch nicht mehr.
Pablo Osvaldo brauchte einfach etwas Neues, etwas ganz anderes als Fußball: „Ich und meine Freunde haben die Band ‚Barrio Viejo‘ gegründet“, erzählt er im Interview mit der italienischen „Gazzetta dello Sport“. Und man ahnt: Das Musikmachen im Proberaum und auf der Bühne macht Osvaldo, dem Leadsänger der kleinen Newcomer-Rockband, so richtig Spaß. Insider berichten sogar: Die Musik habe ihm die Lebensfreude zurückgegeben. Eine Lebensfreude, die er als tingelnder Torjäger zuletzt nicht mehr empfinden konnte.
„Fußball ist eine schmutzige Branche, die ich zum Schluss regelrecht zu hassen begann“, schimpft Osvaldo und nennt seine Karriere in der Squadra Azzurra als Beispiel: Viele nationalistische Fans in Italien hätten nicht gewollt, „dass ein gebürtiger Argentinier die Nummer 10 in ihrem Nationalteam trägt“, vermutet er verbittert, deshalb habe der damalige Nationalcoach Cesare Prandelli nachgegeben und ihn einfach ausgebootet. Dabei habe er sich doch als Italiener gefühlt und immer alles gegeben. In der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 21014 in Brasilien schoss Osvaldo einige wichtige Treffer für sein Team, doch im März 2014 kam er letztmals im blauen Trikot der Squadra zum Einsatz – in einem Testspiel gegen Spanien. Danach hieß es: Ciao, Arrivederci.
Es war nur eine von vielen Enttäuschungen, die der Wandervogel Pablo Osvaldo im Fußball-Business erlebte. Bereits mit 19 Jahren war der Junge aus Buenos Aires nach Europa gekommen und hatte dort schnell die harte Realität des Geschäfts kennengelernt. Insgesamt spielte Osvaldo für zwölf Profiklubs in nur zehn Jahren. Er wurde unendliche Male verkauft, aus- und weiterverliehen und wurde nirgends so richtig heimisch. Obwohl er fußballerisch eine große Versprechung war: Mitte 2011 zahlte die Roma 16 Millionen Euro Ablöse für den 1,82-Meter-Mann an Espanyol Barcelona. Zwei Jahre später ging Osvaldo für rund 15 Millionen von Rom zum FC Southampton. Doch in der Premier League floppte er total und wurde von Fans und Presse verhöhnt.