Wiederaufsteiger, alte Haudegen und neue Wunder. Wir stellen die Aufsteiger in einer Serie vor. Heute: Frankreich und Spanien.
Racing Straßburg
Ob Jacky Duguépéroux am Tag des Aufstiegs im Stadion war, ist uns nicht nicht bekannt. Immerhin hätte der 69-Jährige auf die Vollendung seines Lebenswerks blicken können. Sein Verein, Racing Straßburg aus dem Elsass, hat eine bewegte Geschichte in den letzten Jahren hinter sich gebracht. 2011 verlor der Verein so ziemlich alles: die Spielberechtigung in der dritten Liga, den Profistatus, die Straßburger Fußballschulen. Nur die Liebe ihrer Fans blieb. 20.004 Zuschauer kamen zum Viertligaspiel gegen den FC Mulhouse. Und mit Jacky Duguépéroux, ehemaliger Spieler in den 70ern, Jugendtrainer und Erfolgscoach zur Jahrtausendwende, saß wieder eine Identifikationsfigur auf dem Trainerstuhl. Erst nach dem Aufstieg in die zweite Liga vor einem Jahr musste er seinen Platz räumen. Aus Altersgründen, wie der Verein sagt. Weil die Mannschaft den unattraktivsten Stiefel des französischen Fußballs spielte, sagen andere. Mit 35:19 Toren wurde Straßburg Meister der dritten Liga. 35 Tore in 34 Spielen! Direkt darauf folgte der vierte Aufstieg in sechs Jahren. Ohne Duguépéroux, aber mit einem Torverhältnis von 63:47. Straßburgs Fans wurden für ihre Liebe also belohnt.
SC Amiens
In Straßburg flog bereits das Glitzerpapier durch die Luft, um die Meisterschaft zu feiern, da entschied der Schiedsrichter in Reims auf einen letzten Freistoß. In der 95. Minute beim Stand von 1:1 zwischen Reims und Amiens. Von halbrechts. Lange Flanke auf den zweiten Pfosten, nochmal rein in den Fünfmeterraum. Jemand hält den Kopf hin und der Ball liegt vor den Füßen von Emmanuel Bourgaud. Der verzögert, setzt noch einmal an. One shot. One opportunity. Bourgaud tunnelt mit dem satten Schuss erst seinen Gegenspieler und bezwingt dann auch den Torwart. Die Wände des Stadions wackeln und alles, was an diesem Abend zu Amiens hält, läuft auf den Platz. TOR! Fußball, du verrückter Hund! In der 96. Minute hatte Amiens zum 2:1 getroffen und sich vom sechsten auf den zweiten Tabellenplatz vorgeschoben. Ligue 1 mit der allerletzten Patrone in der Revolvertrommel.
ES Troyes
Allein in Troyes dürfte sich niemand über dieses letzte Tor der Saison gefreut haben. Denn damit musste der Traditionsverein aus der Champagne in die ungeliebte Relegation gegen den Erstligisten aus Lorient. Aber: Troyes bezwang Lorient nach Hin- und Rückspiel (2:1, 0:0) und stieg ebenfalls auf. Besonders überraschend kam das nicht, denn in Troyes hat man mehr Erfahrung mit Aufstiegen als Reinhold Messner. Allein in den letzten 18 Jahren stieg der Verein fünfmal in die Ligue 1 auf und viermal ab. Wer mehr Fahrstuhlgefühl will, muss sich schon als Liftboy bewerben.
Immerhin: Kapitän Benjamin Nivet nutzte die Gelegenheit, um seinen Vertrag für ein Jahr zu verlängern, was soweit nicht ungewöhnlich wäre. Doch Nivet ginge selbst in Beamtenkreisen stramm auf die Rente zu, der Kopf der Mannschaft ist mittlerweile 40 Jahre alt. Alte Knochen also, die es in der vergangenen Saison trotzdem auf sieben Tore und acht Vorlagen brachten.