Kerem Demirbay spielt sich fest, Timo Werner fällt nicht mit einer Schwalbe auf und Marc-Andre ter Stegen brüllt den Pfosten an. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.
Marc-Andre ter Stegen
Immer wieder erstaunlich, dass ter Stegen ob der unfassbar ungerechten Gewichtsverteilung seiner Schmalzlocke nicht andauern zur rechten Seite überkippt. Egal. Spielte bis zum 2:1 eine ordentliche bis gute Partie. Im Passspiel gewohnt elegant, auf der Linie lange fehlerlos. Bis, ja bis ihm mal wieder einer komisch durchflutschte. Woraufhin er erstmal den Pfosten zur Sau machte. Der dafür ja aber auch nichts konnte. Trotzdem hat Löw sich wohl festgelegt: Marc-Andre ter Stegen ist seine klare Nummer Eins. Also hinter Manuel Neuer, der klaren Nummer Eins. Der Nummer Eins, die mehr und mehr zum großer Gewinner dieses Turniers wird.
Marvin Plattenhardt
Optisch ganz klar ein Upgrade für die Löwsche Bübchen-Truppe. Dazu – wenn man ihm genügend Platz lässt – mit dermaßen krummen Flanken, dass unser innerer Orang-Utan unweigerlich Lust auf Banane bekommt. Wenn er nicht genügend Platz bekommt, traut er sich allerdings eher nicht ins Eins gegen Eins, was ihn offensiv ein wenig limitiert. Defensiv dafür sehr solide und einmal sogar clever, als er geschickt einfädelte und fiel, bevor der Kameruner zum Abschluss kommen konnte. Isch in Ordnung.
Antonio Rüdiger
Seine Bälle hoppeln immer etwas mehr als die seiner Mitspieler, bei seinen Zweikämpfen hält man deutlich öfter vor Aufregung den Atem an. Insgesamt geriet der Löwe von der Sonnenallee gegen die Löwen aus Westafrika aber nie in Bedrängnis. Pluspunkte sammelte er in der Offensive: In nahezu jeden Eckball oder Freistoß warf er sich mit dem Rücken. Brachte zwar nix, sorgte aber zumindest ordentlich für Verwirrung. So mögen wir das.
Niklas Süle
Im Aufbauspiel stärkster Mann der Abwehr. Vor dem 2:0 mit einem derart traumhaften Diagonalball, dass Stefan Reinartz in der Packing-Zentrale vor Freude der Zirkel zerbrach. Kurz vor Ende allerdings zu zaghaft gegen Aboubakar, den einzigen Offensivmann Kameruns, gegen den man nicht zu zaghaft sein darf. Bela Rethy gab zwar alles, den jungen Bald-Bayern in Schutz zu nehmen und dichtete ter Stegen ein Eigentor an, doch die Bilder verrieten, das verstand auch Rethy nach der siebten Zeitlupe, Süle dann doch. Alles in allem also: OK.
Matthias Ginter
Spielt so, als würde er nicht sonderlich an einem Stammplatz hängen. Und damit ist über den jungen Dortmunder eigentlich auch schon wieder alles gesagt. Und nichts. Wann rastet der Boy endlich aus?
Joshua Kimmich
Fand in der ersten Halbzeit nicht statt. Was auch daran lag, dass das Spiel der deutschen Mannschaft bis zur Pause linkslastiger daherkam als eine stark alkoholisierte Petra Pau. Seine „stärkste“ Szene resultierte dann auch aus einer Flanke von links, als er Kerem Demirbay den Ball klaute und lieber selber daneben köpfte. In der zweiten Halbzeit stark verbessert. Die Ballverarbeitung vor dem 2:0 verdient eine eigene Castingshow, die Flanke danach käme zumindest in den Recall auf Cala Ratjada und begänne dort ein unübersichtliches Techtelmechtel mit den Banenenflanken von Plattenhardt. Übernahm zum Ende die Kapitänsbinde von Draxler und löste diesen damit umgehend als den am jugendlichsten aussehenden DFB-Kapitän aller Zeiten ab. So kann es weitergehen.
Sebastian Rudy
Wenn wir uns sicher wären, dass Rudy mitgespielt hat, würde uns sicher auch etwas Schlaues zu ihm einfallen. Aber so müssen wir uns auf das verlassen, was die Kollegen schreiben. Demnach eine solide Partie von Rudy, ohne die ganz großen Szenen zwar, aber dafür umso wichtiger für die Statik des deutschen Spiels. Und die, liebe Freunde, müssen euch dann auch die Kollegen erklären.