Silvio Berlusconi verkauft den AC Mailand an einen zwielichtigen chinesischen Investor. Denn seit seinem spektakulärem Einstand vor dreißig Jahren hat sich alles verändert.
Mailands Arena Civica im Juli 1987. Die Ränge sind gut gefüllt, 10.000 haben sich auf den Weg gemacht. Es erklingen die Töne von Wagners Walkürenritt. Jubel. Und oben in der Luft: Ein Hubschrauber, der sich langsam auf den Rasen hinabsenkt. Das Entree eines Meisters. Oder eines Wahnsinnigen. Der Geschäftsmann der aussteigt ist wohl beides: Milans neuer Präsident Silvio Berlusconi.
Aufwärts
Drei Jahrzehnte ist der legendäre Helikopter-Flug her. Nach dreißig Jahren verkauft Berlusconi seinen Verein nun ausgerechnet an einen Chinesen. Es dürfte ihm nicht leicht gefallen sein, wollte er während seiner politischen Karriere gar eine Konferenz organisieren, „auf der ich beweise, dass Kommunisten ihre Babys fressen“. Welch Ironie, dass Berlusconi nun sein eigenes Baby an sie verkauft. Obwohl er so viel in dessen Aufzucht investiert hat.
Neun nationale und dreizehn internationale Titel gewann der AC Mailand unter Berlusconis Führung. Mit Legende wie Kaká, Maldini oder Pirlo. Seine Popularität setzte der Fußballmacher gekonnt in politisches Kapital um und machte, stets unter Aufgebot seiner politischen und finanziellen Kräfte, sich selbst und seinem AC Milan einen großen Namen.
Abwärts
Mittlerweile liegt der letzte Titelgewinn sechs Jahre zurück. Erfolgsgaranten wie Berlusconi-Berater Ariedo Braida und Trainer Massimiliano Allegri wurden vom Hof gejagt, das Trainerkarussel nahm Fahrt auf. Der schillernde Party-Patriarch zog sich aus dem operativen Geschäft zurück, überlies seiner Tochter Barbara das Feld und einen 220 Millionen hohen Schuldenberg. Sie soll ihren Vater schließlich zum Verkauf überredet haben.
Denn der AC Mailand ist zum Minusgeschäft geworden. Ein Schicksal welches bereits den Stadtrivalen ereilte. Entsprechend war das Derby della Madonnina vor einer Woche eher von mittelmäßiger Bedeutung: Siebter gegen achter, Endstand 2:2. Die Mailänder Teams klingen wirklich nur noch im Ausland nach Glanz und Gloria. Auch Inter gehört bereits einem chinesischen Investor, dem Elektronik-Konzern Suning.