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Im Leben von Luis Enrique gibt es eine Kon­stante, etwas, bei dem er sich stets treu geblieben ist, ob als Spieler oder als Trainer. Enrique, den sie in Spa­nien Lucho“ nennen, schert sich nicht um Kon­ven­tionen. Er macht sein Ding, ein­fach das, was er für richtig hält. Wie vor 21 Jahren, als er die huevos“, also die Eier hatte, von Real Madrid zum Erz­ri­valen FC Bar­ce­lona zu wech­seln. So gesehen war das, was sich am Mitt­woch­abend in Bar­ce­lona abspielte, ein typi­scher Lucho-Moment. Barça hatte gerade den Abstiegs­kan­di­daten Sporting Gijon beim 6:1 aus dem Camp Nou gefegt, als Enrique statt freudig zu strahlen seinen Abschied zum Sai­son­ende bekannt gab.

Ich werde nicht mehr Trainer des FC Bar­ce­lona sein“, sagte der 46-Jäh­rige und gab als Grund Müdig­keit und Erschöp­fung, her­vor­ge­rufen durch die Erfor­der­nisse des Trai­ner­all­tags, an. So wie es 2012 auch Pep Guar­diola tat, nach vier Jahren als Trainer. Selbst Enrique, der als Asket gilt und stets darauf bedacht ist, kör­per­lich fit und stress­re­sis­tent zu sein, benö­tigt eine Pause vom auf­wüh­lenden Wesen des Pro­fi­fuß­balls. Sein Ver­trag läuft am Sai­son­ende aus und wird nicht ver­län­gert. Das passt ins Bild der ver­gan­genen Wochen. Da hatte sich der Ein­druck erhärtet, dass eine wei­tere Zusam­men­ar­beit von beiden Seiten, von Enrique und vom Klub, nicht weiter gewünscht wird.

Allegri, Eusebio oder Koeman?

Von der Tags darauf erschei­nenden Presse wurde Enri­ques Ent­schei­dung als kon­se­quent und auf­richtig“ bewertet. Einer der größten, besten Trainer ver­lasse den Klub, fand Mundo Depor­tivo“. Er gebe den Spie­lern Klar­heit und dem Verein genü­gend Zeit, sich um einen Nach­folger zu bemühen, schrieb die Zei­tung El Pais“. Letz­teres machen die Ver­ant­wort­li­chen aber nicht erst seit dem his­to­ri­schen Debakel von Paris, als Barça 0:4 unter­ging und ein desas­tröses Bild abgab.

Als aus­sichts­reichste Kan­di­daten gelten Jorge Sam­paoli vom FC Sevilla, Juves Mas­simo Allegri, Bil­baos Ernesto Val­verde und Eusebio von Real Sociedad San Sebas­tian. Auch Ronald Koeman, der Bar­ce­lona 1992 mit seinem Tor zum ersten Sieg im Euro­pa­pokal der Lan­des­meister schoss, werden Chancen ein­ge­räumt. Der­zeit trai­niert der Nie­der­länder den FC Everton.

Vor zwei Wochen in Paris wirkte Enrique dünn­häutig und angreifbar, wie einer, der mit seiner aktu­ellen Auf­gabe bereits abge­schlossen hat. Nach dem Spiel ver­zet­telte er sich in einem wüsten Streit mit einem TV-Jour­na­listen. Das sah aus wie der hilf­lose Ver­such, von den eigent­li­chen Pro­blemen abzu­lenken, die in den 90 Minuten zuvor an die Ober­fläche kamen.