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Es ist so eine Art letzte Chance. Beim 88. Kopen­ha­gener Derby zwi­schen dem piek­feinen Stadt­klub FCK und dem Vorort-Arbeiter-Klub Bröndby IF stehen alle auf dem Prüf­stand: Fans, Ord­nungs­kräfte, Sicher­heits­kon­zept – und der Liga-Fuß­ball in Däne­mark. Denn dem skan­di­na­vi­schen Super-Derby droht eine dau­er­hafte Zukunft ohne Gäs­te­fans im Sta­dion. Und das will eigent­lich nie­mand.

Den­noch trugen in jüngster Ver­gan­gen­heit alle dazu bei, dass die Hor­ror­vi­sion bald Rea­lität werden könnte. Im April 2016, nach dem letzt­jäh­rigen Pokal-Halb­final-Hin­spiel zwi­schen dem FC Kopen­hagen und Bröndby (1:1), warfen Gäs­te­fans mit Sitz­schalen auf die Spieler der Heim­mann­schaft. Mit­ge­reiste Fan­ordner von Bröndby IF ver­suchten dar­aufhin, die FCK-Spieler zu einem schnel­leren Ver­lassen des Rasens zu bewegen.

Das Bröndby-Sta­dion ver­schwand in einer Wolke aus Trä­nengas

Kopen­ha­gens Ver­tei­diger Mathias Zanka“ Jör­gensen (26) hatte es jedoch kei­nes­falls eilig – und lie­ferte sich ein wildes Hand­ge­menge mit einem Ordner. Im Anschluss kam es rund um das Sta­dion zu schweren Kra­wallen mit zahl­rei­chen Ver­letzten und Fest­nahmen. 

Nach dem Pokal­match kochten in der däni­schen Öffent­lich­keit mal wieder Dis­kus­sionen um die Strei­chung von Aus­wärts­kon­tin­genten für die Derbys hoch. Befür­worter der Maß­nahme erhielten bereits zwei Wochen später neue Muni­tion – aus­ge­rechnet von den Fan­szenen der beiden Klubs. Nach dem Halb­final-Rück­spiel in Bröndby (0:1) kam es einmal mehr zu hef­tigen Aus­schrei­tungen. Das Bröndby-Sta­dion, so Augen­zeugen, ver­schwand an jenem Abend in einer weißen Wolke aus Trä­nengas.

Angriff auf ein Kran­ken­haus

Der vor­läu­fige Tief­punkt des Trau­er­spiels war im Sep­tember 2016 erreicht. Da stürmten 25 Ver­mummte aus der Bröndby-Fan­szene ein Kran­ken­haus (!), weil ein ver­letzter FCK-Anhänger sich dort in Behand­lung begeben hatte.

Über­wa­chungs­ka­meras im Foyer doku­men­tierten das Geschehen haar­klein: Drei eben­falls lädierte Bröndby-Fans erspähten den Feind“ im Ein­gangs­be­reich und for­derten gleich mal per Handy Ver­stär­kung an. Nur mit äußerster Mühe konnte das Sicher­heits- und Pfle­ge­per­sonal die in fünf Autos her­bei­ge­eilten Mobster aus dem Foyer drängen. Eine unbe­tei­ligte Pati­entin erlitt einen schweren Schock.

Steht der Gäs­te­block vor dem Aus?

Der Voll­stän­dig­keit halber: Einige Stunden vor dem Über­fall auf die Klinik hatten 20 mit Knüp­peln und Eisen­stangen bewaff­nete FCK-Hoo­li­gans das Ver­eins­lokal eines Bröndby-Fan­clubs ange­griffen und mit größt­mög­li­cher Bru­ta­lität auf dessen Mit­glieder ein­ge­dro­schen. 

Die Popu­listen unter Däne­marks Poli­ti­kern – und davon gibt es eine Menge – for­dern seither bei jeder Gele­gen­heit här­tere Dau­men­schrauben. Nachdem die Regie­rung 2011 mit einer geplanten Fin­ger­ab­drucks-Pflicht für Fuß­ball­fans am öffent­li­chen Gegen­wind schei­terte, schwebt nun ein neues Damo­kles­schwert über den Fan­szenen: Aus­wärts­an­hänger sollen bei Risi­ko­spielen künftig keinen Zutritt mehr zum Sta­dion erhalten. Auch nicht gerade schön.